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Deportiertenfriedhof und Lager Gurs

Am 22. Oktober 1940 wurden über 6.500 jüdische Menschen aus Baden, der Pfalz und dem Saarland in das unbesetzte Frankreich deportiert. Dort kamen sie auf Weisung des Vichy-Regimes am 24. und 25. Oktober in das in Südfrankreich gelegene Camp de Gurs. Das Lager war ringsum von Stacheldraht eingezäunt und streng bewacht. Es bestand aus primitivsten Baracken, in denen jeweils bis zu 60 Personen untergebracht waren. Viele, vor allem ältere Menschen starben, nur wenigen gelang die Flucht.

Denkmal auf dem Friedhof Gurs

Das Bild zeigt ein weißes Denkmal mitten auf dem Friedhof

Der Depor­tier­ten­fried­hof in Gurs ist Teil der Erinnerung an die na­tio­nal­so­zia­lis­ti­schen Verbrechen, die immer wieder erneu­er­t wer­den muss.

Seit den frühen Morgenstunden des 22. Oktober 1940 wurden die Menschen unter Verantwortung der Gestapo aus ihren Wohnungen geholt. Ihnen wurde befohlen, innerhalb kürzester Zeit zu packen und zum Abtransport bereit zu sein. Zum Mitnehmen erlaubt waren bis zu 50 kg Gepäck für Erwachsene und 100 RM Bargeld. Die Menschen wurden zu Sammelstellen gebracht, in Karlsruhe der östliche Eingang des Hauptbahnhofs. Am Abend fuhren über Karlsruhe die insgesamt fünf Züge aus Nordbaden, aus Südbaden kamen zwei Züge und aus der Pfalz/Saarland ebenfalls zwei. Die Deportierten wussten nicht wohin es ging.

An der Demarkationslinie zum unbesetzten Frankreich im burgundischen Chalon-sur-Saône wurden die Transporte der nichtinformierten französischen Seite hinübergeschoben.

Gräber auf dem Friedhof Gurs

Dieses Bild zeigt Grabsteine auf dem Friedhof Gurs.

Der Deportiertenfriedhof Gurs ist das Mahnmal zur Erinnerung an das Lager Gurs, das im Frühjahr 1939 zur Internierung der aus Spanien geflohenen Soldaten der Republikanischen Armee und der Freiwilligen der Internationalen Brigaden errichtet wurde. Im Oktober 1940 befand es sich unter der Verwaltung der Vichy-Regierung. Die von den nationalsozialistischen Machthabern in der Zeit vom 22. bis 24. Oktober 1940 aus Baden, der Pfalz und dem Saarland deportierten über 6.500 jüdischen Menschen wurden vom Vichy-Regime in das Lager Gurs verbracht und fanden dort unmenschliche Verhältnisse vor.

 

Das Barackenfeld in Gurs um das Jahr 1940

Das Barackenfeld Gurs um 1940

Das Lager war ringsum von Stacheldraht eingezäunt und streng bewacht. Es bestand aus 382 primitivsten, rund 145 qm großen Baracken, in denen jeweils bis zu 60 Personen untergebracht waren. Das Essen war spärlich, es fehlte an sanitären Anlagen. Viele, vor allem ältere Menschen, starben an Entkräftung, Epidemien oder aus Mangel an Medikamenten, nur wenigen gelang die Flucht.

Auf dem Deportiertenfriedhof befinden sich 1073 Gräber, in denen Opfer des nationalsozialistischen Terrors und einige internierte Spanienkämpfer ruhen. Die Internierten, die in die Lager Noé und Rivesaltes verlegt wurden und dort ums Leben kamen, wurden auf den dortigen Friedhöfen bestattet. Die Toten des Lagers Récébedou ruhen auf dem Friedhof von Portet.

Etwa ein Drittel der nach Gurs verschleppten Juden wurde zwischen 1942 und 1944 in die Vernichtungslager im Osten gebracht. Für sie wurde Gurs so zur „Vorhölle von Auschwitz“.

In der Nachkriegszeit hatte der Verband der jüdischen Gemeinschaften der Basses-Pyrénées schon im Jahr 1945 ein Denkmal zur Erinnerung an die Opfer errichtet. Der zunächst noch gepflegte Friedhof verwilderte aber im Laufe der Jahre zusehends. Im Jahre 1957 ergriff der Karlsruher Oberbürgermeister Günther Klotz nach der Veröffentlichung eines Zeitungsberichts über den Verfall des Friedhofs die Initiative zu dessen Instandsetzung und Pflege. Unterstützt wurde er vom Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden. Die badischen Städte, Gemeinden und Kreise, aus denen jüdische Bürger nach Gurs deportiert und dort begraben wurden, brachten durch eine Spendenaktion die Gesamtkosten der Neugestaltung auf. Der Friedhof, den die Gemeinde Gurs dem Oberrat für 99 Jahre verpachtet hatte, wurde am 26. März 1963 feierlich eingeweiht.

 

 

Einweihung des Friedhofs Gurs

Einweihung des Friedhofs 1963, Enthüllung der Gedenkplatte, Zweiter von rechts der Karlsruher Oberbürgermeister Günther Klotz

Die fünf badischen Städte Karlsruhe, Mannheim, Freiburg, Heidelberg und Pforzheim gaben die Zusage, die Kosten für die weitere Unterhaltung und Pflege des Friedhofs gemeinsam zu tragen. Die Stadt Karlsruhe behielt die Federführung. In den folgenden Jahren traten auch die Städte Konstanz (1994), Weinheim (1996), Emmendingen (2000), Lörrach und Offenburg (2002) sowie Bruchsal (2008) und der Bezirksverband Pfalz (2006) dieser Arbeitsgemeinschaft bei. Die Stadt Baden-Baden ist seit 2010 ebenfalls Mitglied der Arbeitsgemeinschaft. Im Jahr 2015 sind die Städte Bühl und Rastatt und im Jahr 2016 die die Städte Kuppenheim und Bretten dazu gekommen. Im Jahr 2024 wird die Stadt Lahr der Arbeitsgemeinschaft beitreten. Die  Geschäftsführung hat die Stadt Karlsruhe übernommen.

Alljährlich organisiert die Arbeitsgemeinschaft gemeinsam mit dem Oberrat der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden eine Gedenkveranstaltung in Gurs.

Fahnenzug bei der Gedenkveranstaltung

Der Deportiertenfriedhof in Gurs ist Teil der Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen, die immer wieder erneuert werden muss. Seine Pflege ist eine Verpflichtung, die von Generation zu Generation weitergegeben wird.

Kontakt

Hauptamt

Geschäftsstelle Deportiertenfriedhof Gurs

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