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Armut

Die Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs) ist ein globaler Plan zur Förderung nachhaltigen Friedens und Wohlstands und zum Schutz unseres Planeten. Seit 2016 arbeiten alle Länder daran, diese gemeinsame Vision zur Bekämpfung der Armut und Reduzierung von Ungleichheiten umzusetzen. Ziel 1 der 17 Ziele ist, extreme Armut zu beenden und Ungleichheiten und Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.

Poster der Agenda 2030 mit ihren 17 Zielen für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, SDGs)

Auch der Stadt Karlsruhe ist es ein wichtiges Ziel, soziale Gerechtigkeit zu fördern, Teilhabe zu ermöglichen und geeignete Rahmenbedingungen hierfür zu schaffen. Da Armut nicht nur einen Mangel an finanziellen Ressourcen darstellt, sondern einen Mangel an Teilhabechancen in vielen gesellschaftlichen Bereichen nach sich zieht, ist das kommunal aufgelegte Armutsbekämpfungsprogramm strategisch darauf ausgerichtet, die Lebenslagen der armutsgefährdeten Bevölkerung zu verbessern.

Armutsbekämpfung in der Stadt Karlsruhe

Die gemeinsame Armutsbekämpfung der Liga der freien Wohlfahrtspflege und der Stadt Karlsruhe hat eine lange Tradition, seit 1992. Die Abstimmungsgespräche, um Themen gemeinsam politisch zu verorten, voranzubringen und mögliche Handlungsansätze aufzuzeigen, finden seit 2007 statt. 

Gemeinsam mit weiteren Akteurinnen und Akteuren wurden die 2010 vom Gemeinderat beschlossenen Leitlinien gegen Kinderarmut 227 KB (PDF)  sowie die 2012 verabschiedeten Leitlinien gegen Altersarmut 256 KB (PDF) erarbeitet. Beide Leitlinien sind prozesshaft und wurden zwischenzeitlich fortgeschrieben. Die dort vorgeschlagenen Maßnahmen finden sich auch in den Sozialpässen wieder. Zuletzt wurde das Abstimmungsgespräch erweitert um Vertreterinnen und Vertretern der Lebensmitteltafeln in Karlsruhe, der Stadtverwaltung sowie weiteren Initiativen und Verbänden und Ehrenamtlichen. Anlass waren die Aufnahmestopps der Karlsruher Tafeln aufgrund von geringerem Spendenaufkommen bei gleichzeitigem Anstieg der Neukundinnen und Neukunden. Gemeinsames Ziel ist es, neben dem Informationsaustausch über bestehende Angebote, einer intensiveren Vernetzung die Unterstützungsmöglichkeiten innerhalb des Netzwerkes zu stärken. Es gilt, längerfristige, strukturelle Lösungen zu erarbeiten in Bezug auf die Lebensmittelversorgung für Menschen in prekären Lebenslagen; dies unter Einbezug von haupt- und ehrenamtlichen Strukturen.

Rosa Sparschein vor rosa Hintergrund, von oben fällt ein goldener Taler

Ziele der Armutsbekämpfung in Karlsruhe

Ziel der Gesamtstrategie ist es, Exklusionen aus Teilbereichen der Gesellschaft wie Arbeit, sozialer Teilhabe oder Wohnen, zu verhindern oder aufzuheben.

Daher sind die Versorgung mit Wohnraum sowie die Bereitstellung von Beschäftigungsangeboten über den kommunalen sozialen Arbeitsmarkt wichtige Bausteine der Armutsbekämpfung.

Die Grundpfeiler der strategischen Armutsbekämpfung sind:

Maßnahmen zur Armutsbekämpfung in der Stadt Karlsruhe

Der Karlsruher Pass, der Karlsruher Kinderpass und der Karlsruher Pass 60+ tragen zu einer Angleichung der Lebensverhältnisse bei, da sie kostenfreien oder ermäßigten Eintritt zu Bildungs-, Sport, Kulturangeboten oder anderen Freizeitaktivitäten ermöglichen und vergünstigte Nutzung des ÖPNV einschließen. Bislang sind Menschen, deren Einkommen geringfügig über der Anspruchsgrenze lag, aus dem Raster gefallen. Um auch diesem Personenkreis Teilhabe zu ermöglichen, können die Pässe auch Kinder, deren Eltern oder Personen, deren Einkommen bis zu 30 Prozent über der Bedarfsgrenze liegen, erhalten.

Sammlung von Icons zum Thema Armut

Viele der Maßnahmen sind bereits im ersten Armutsbericht von 1993 der Stadt Karlsruhe beschrieben. Mit Hilfe der Armutsberichterstattung ist es möglich, die sozialen Lagen der Karlsruher Bevölkerung aufzuzeigen, Problemlagen frühzeitig zu erkennen und Armut präventiv zu begegnen. Der Armutsbericht 1,29 MB (PDF) liefert wichtige Informationen für konkrete Planungen und Entscheidungen auf örtlicher Ebene, sowie für Handlungsstrategien und Lösungsansätze. Armutsberichterstattung ist ein kontinuierlicher Prozess, der auf Dauer angelegt ist. Der Bericht wird in größeren Abständen fortgeschrieben, zuletzt im Jahr 2019. Dies unter einer breiten Beteiligung von Sozialer Arbeit, Liga der freien Wohlfahrtspflege und Verwaltung.

Fachtage und Veranstaltungen

Sicht ins Publikum

Derzeit stehen wir als Gesellschaft vor enormen Transformationen. Große Herausforderungen sind die Gleichzeitigkeit von Krisenbewältigung und Transformationsprozessen. Die Corona- und die auf den Angriffskrieg auf die Ukraine zurückzuführende Energiekrise sind globale Ereignisse, die uns lokal beeinflussen und unseren Alltag berühren.

Was heißt das für uns als Stadt Karlsruhe und ihre soziale Landschaft? Welche möglichen Antworten, Lösungsvorschläge oder Ideen des kommunalen Handelns sehen wir als Stadtverwaltung aber auch als Zivilgesellschaft? Das 1. Symposium Sozialökologische Transformation Faltblatt 305 KB (PDF) am 17. Februar 2023 in Karlsruhe richtete hierbei sein Augenmerk insbesondere auf zwei Facetten: Die erste Facette war der Lokalbezug, die zweite Facette war der Bezug auf das Soziale. Eine klimaverträgliche und sozial gerechte Stadt nachhaltig weiterzuentwickeln – das ist eine lokale, aber selbstverständlich auf keinen Fall eine lokal begrenzte Aufgabe.

Der sozialökologische Wandel betrifft uns alle – aber nicht alle auf gleiche Weise. Vor allem sind nachfolgende Generationen und vulnerable Gruppen betroffen. Menschen, die über weniger Ressourcen verfügen, sind deutlich vulnerabler hinsichtlich der sozialen und ökologischen Folgen. Preisentwicklung und Verknappung bewirken, dass sozioökonomisch benachteiligte Personengruppen übermäßig belastet sind. Eine Frage, die sich stellt, ist, inwieweit Exklusion durch soziale Ungleichheit und Klimakrise verstärkt wird.

Auch angesichts der aktuellen Energiepreiskrise ist die Frage, welche Auswirkungen die Preissteigerungen für alltägliche Güter oder die exorbitanten Erhöhungen der Heiz- und Nebenkosten auf die sie betreffenden Menschen und auf die soziale Beratungslandschaft haben. Innerhalb der städtischen Sozial- und Jugendbehörde hat sich in Zeiten der Energiekrise eine AG Energie gegründet. Aus multiprofessioneller Perspektive von Sozialem Dienst, Wohnungslosenhilfe, Jobcenter, Beratung und Prävention sind Schwerpunkte der AG Informationsaustausch und mögliche Bedarfe rechtzeitig zu erkennen. Dies in enger Vernetzung und Kooperation mit den Stadtwerken, Studierendenwerk, Wohngeldstelle oder der Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur (KEK). Ziel ist es, die vorhandene Beratungslandschaft und Hilfen auch sichtbar zu machen für Menschen, die diese bisher nicht in Anspruch genommen haben, zum Beispiel über Internet und Flyer, beziehungsweise dort wo nötig auszubauen.

Wie können wir die sozialökologische Transformation gerecht gestalten – was sagt die Wissenschaft dazu? Wie können wir Sozial- und Klimapolitik so verbinden, dass die ökologische Transformation nicht zu politischen Spaltungsprozessen führt?

Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup eröffnete das Symposium mit einer Grußrede 168 KB (PDF).

Der Impulsvortrag des Deutschen Vereins für öffentliche und private Fürsorge beschäftigte sich mit dem Verhältnis von Sozial- und Klimapolitik. Dessen Vorstand Michael Löher zeigte Ansätze zugunsten einer sozialökologischen Balance auf. Vortrag Michael Löher 1,56 MB (PDF)

Michael Löher, Frank Nullmeier

Der Vortrag „Sozialökologische Transformation gerecht gestalten“ von Professor Dr. Frank Nullmeier der Universität Bremen erkundete Wege zu einer Verklammerung von Sozialpolitik und Klimapolitik. Nur wenn sich die Bewältigung des Klimawandels sozial gestalten lässt, führt eine Transformation nicht zu politischen Spaltungsprozessen. Aber auch nur dann, wenn Wirtschafts- und Sozialpolitik sich ernsthaft auf die ökologische Transformation einlassen, kann ein Rückfall in ein 'Weiter So' verhindert werden. Und das heißt, dass Sozialpolitik eine Veränderung der alltäglichen Lebensweisen begleiten können muss. Zur stärkeren Integration von Sozial- und Klimapolitik kann auch eine Ökosozialversicherung beitragen. Vor allem aber bedarf es einer ökologischen und sozialen Orientierungsgröße für die große Mitte der Gesellschaft, die Vorstellung eines „Genug“ Vortrag Professor Dr. Nullmeier 478 KB (PDF).

Podiumsgäste waren Professor Dr. Frank Nullmeier, Universität Bremen, Karina Langeneckert, Direktorin der Sozial- und Jugendbehörde, Ingo Zenkner, Vorsitzender der Geschäftsführung, Arbeitsagentur Karlsruhe-Rastatt und Dr. Martin Lenz, Sozialbürgermeister.

Sicht über die vollen Reihen der Besucher zur Podiumsdiskussion

Wie resilient unsere Stadtgesellschaft gegenüber Krisen ist, misst sich an ihren Stärken im Inneren. Anhand von Karlsruher Praxisbeispielen wurde veranschaulicht, in welchen unterschiedlichen Bereichen bereits Strukturen gelegt sind für den Pfad der Nachhaltigkeit. Die Beispiele kommen aus den Bereichen Bäder, Pflege, Lebensmittelversorgung, Schulverpflegung, Kita und Sport. Vorgestellt wurden außerdem die Karlsruher Pässe und die Energieberatung. Den Beispielen ist bei aller Vielfalt und Unterschiedlichkeit gemeinsam, dass sie aufzeigen, welchen Mehrwert die Kooperation von Sozialem und Ökologie für uns alle hat.

Moderation: Markus Brock
Gesamtkoordination: Regina Heibrock, Sozialplanung

Um auch eine breite Öffentlichkeit für das Thema Armut zu sensibilisieren, wird von der Sozialplanung der Stadt Karlsruhe regelmäßig ein Fachtag Armutsbekämpfung veranstaltet.

Vortrag Prof. Dr. Cremer, Fachtag Armutsbekämpfung

Seit dem Jahr 2013 findet dieser jeweils im Rahmen der landesweiten LIGA-Aktionswochen „Armut bedroht ALLE“ statt. Hierbei werden die unterschiedlichen Facetten von Armut kontextualisiert und unter anderem im Rahmen sozialer Stadtentwicklung, Arbeit, SozialRegion, Alter oder Wohnen referenziert.

Bereichert wurde und wird der Fachtag durch die Expertise hochkarätiger Referentinnen und Referenten wie Christoph Butterwegge, Jens Dangschat oder Michael Löher (Deutscher Verein).

Der Fachtag 2020 stand unter dem Motto: „Fragmentierte Stadtgesellschaft – Soziale Architektur als Kitt?“ und widmete sich folgenden Fragestellungen:

  • Welche Auswirkungen können wir vor Ort in Bezug auf soziale Ungleichheit beobachten?
  • Was für Ansätze sind hilfreich, um eine fragmentierte Stadtgesellschaft zu vermeiden?
  • Welcher (kommunalen) Strategien und Maßnahmen bedarf es, um sozialen Zusammenhalt zu stärken?

 

Professor Dr. Jens Dangschat Pressetext Kommunlapolitik 17,22 KB (PDF)

Professor Dr. Marcel Helbig  Sozialräumliche Segregation 0,96 MB (PDF)

Dr. Konrad Hummel Integrationsmaschine Stadt 61 KB (PDF)

 

Die Politik der Armutsbekämpfung kann sich nicht in der materiellen Kompensation von unzureichendem Erwerbseinkommen erschöpfen. Es muss auch Teil der Armutsprävention sein, die Bürgerinnen und Bürger, wo immer dies möglich ist, dabei zu unterstützen, die Voraussetzungen für eine eigenständige Lebensführung zu gewinnen oder zurückzugewinnen. Damit gehört zur Armutsprävention auch die Befähigung zur erfolgreichen Teilnahme an Marktprozessen, insbesondere am Wohnungs- und am Arbeitsmarkt. Armutsbekämpfung ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe. Denn nur gemeinsam mit der freien Wohlfahrt, den Institutionen, Vereinen, Kirchen, der Zivilgesellschaft und dem Ehrenamt kann Armutsbekämpfung nachhaltig gelingen.

Kontakt

Sozial- und Jugendbehörde

Planung, Öffentlichkeitsarbeit, Ausschüsse

Ernst-Frey-Straße 10
76135 Karlsruhe

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