Menü
eService
Direkt zu
Suche

Europapolitik

Rund 70 Prozent aller städtischen Entscheidungen werden durch Vorgaben der Europäischen Union beeinflusst. Die Stadtverwaltung Karlsruhe gestaltet europäische Politikbereiche mit und verbessert so den Dialog zwischen Städten, Regionen, Mitgliedstaaten und den EU-Institutionen.

Europapolitik

Europawahlen 2024

Vom 6. bis 9. Juni 2024 wählten rund 350 Millionen Wahlberechtigte in der EU ein neues Europaparlament. Seit 1979 werden die Abgeordneten für die Dauer von fünf Jahren in allgemeinen unmittelbaren Wahlen gewählt.

In Deutschland konnten die Bürger*innen ihre Stimme am 9. Juni abgeben. Zum ersten Mal durften auch junge Menschen mit 16 und 17 Jahren zur Europawahl gehen. Der Deutsche Bundestag hatte bereits im November 2022 das Mindestwahlalter für das aktive Wahlrecht bei den Wahlen zum Europäischen Parlament von 18 auf 16 Jahre abgesenkt.

Die Wahlbeteiligung lag deutschlandweit bei 64,8 Prozent. Die Karlsruher Wahlbeteiligung lag dabei über dem Schnitt: Von den rund 207.000 Wahlberechtigen gaben 67 Prozent ihre Stimme ab, das entspricht 138.628 Wählerinnen und Wählern.

Wahlergebnis für Karlsruhe

Einen Rückblick auf die Europawahl 2024 in Deutschland im europäischen Kontext bietet die Bundeszentrale für politische Bildung.


Abgeordnete für Baden-Württemberg

Im neuen Europaparlament vertreten 720 Abgeordnete die Bürger*innen der 27 Mitgliedstaaten der Europäischen Union. 96 Europaabgeordnete kommen aus Deutschland, davon 9 aus Baden-Württemberg:

Weitere Informationen zu den Europaabgeordneten und ihrer parlamentarischen Arbeit: Mitglieder des Europäischen Parlaments

Die Europaabgeordneten der 10. Legislaturperiode (2024 bis 2029) haben sich in acht Fraktionen nach politischer Zugehörigkeit zusammengeschlossen: Fraktionen im Europäischen Parlament

Im Juli 2024 wurde die Europaabgeordnete Roberta Metsola (Fraktion Europäische Volkspartei) erneut für zweieinhalb Jahre zur Parlamentspräsidentin gewählt.

 

Die nächste Europawahl findet im Jahr 2029 statt.

Institutionen und Organisationen in Europa

Die drei wichtigsten Institutionen in der EU sind das Europaparlament, die Europäische Kommission und der Rat der Europäischen Union. Sie sind für die europäische Gesetzgebung und die Gestaltung der EU-Politikagenda zuständig.

Das Europäische Parlament ist dabei das einzige direkt gewählte Organ der Europäischen Union. Seine derzeit 705 Mitglieder vertreten die Interessen der Bürgerinnen und Bürger der 27 EU-Mitgliedstaaten – 96 Europaabgeordnete kommen aus Deutschland. Mit der Europawahl 2024 erhöht sich die Anzahl der Europaabgeordneten auf 720.

Die Abgeordneten beschäftigen sich mit einer Vielzahl von Themen: In den 27 Fachausschüssen geht es um Beschäftigung und Soziales, Umwelt, Fragen der öffentlichen Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Verkehr, Regionalentwicklung, Kultur und Bildung, bürgerliche Freiheiten, Frauenrechte und Gleichstellung der Geschlechter und vieles mehr. Die Entscheidungen im Europaparlament sind für Deutschland und Karlsruhe von Bedeutung. Und oft sind rechtliche Vorgaben aus Straßburg und Brüssel die Grundlage für deutsche Gesetze und Verordnungen.

Digitale Identität für alle Europäer*innen – eine persönliche digitale Brieftasche für alle Menschen in der EU

Eine wichtige Entscheidung des Europaparlaments mit Alltagsbezug für Bürger*innen in Deutschland ist die sogenannte eIDAS-Verordnung, die im Februar 2024 verabschiedet wurde. Bis zum Herbst 2026 müssen nun alle Mitgliedstaaten ihren Bürger*innen eine europäische digitale Identität (eID) anbieten. Mit der eID können sie sich dann online wie offline und in fast allen Lebensbereichen authentifizieren und identifizieren. Dieser Beschluss stärkt das Vertrauen, fördert die Sicherheit und sichert den Datenschutz. Die Nutzung der digitalen Brieftasche ist freiwillig.

Beispiele für den Einsatz sind:

  • Nutzung aller öffentlichen Dienste wie Beantragung von Geburtsurkunden und ärztlichen Attesten oder Mitteilung bei Adressänderung
  • Eröffnung eines Bankkontos
  • Einreichung der Steuererklärung
  • Bewerbung an einer Hochschule im Inland oder in einem anderen Mitgliedstaat
  • Speicherung eines ärztlichen Rezepts, das überall in Europa eingelöst werden kann
  • Check-in in einem Hotel

Weitere Informationen und Vorteile unter: Digitale Brieftasche

Europäisches Parlament in Straßburg

Die Europäische Kommission ist die politisch unabhängige Exekutive der EU – sozusagen die „Europaregierung“. Sie ist zuständig für die Erarbeitung von Vorschlägen für neue europäische Rechtsvorschriften und setzt die Beschlüsse des Europaparlaments und des Rates der EU um. Außerdem verwaltet sie den EU-Haushalt. Jeder EU-Mitgliedstaat ist in der Kommission durch eine Kommissarin beziehungsweise einen Kommissar vertreten. Aktuelle Kommissionspräsidentin ist die deutsche Politikerin Ursula von der Leyen.

Europäische Kommission

Der Rat der Europäischen Union ist neben dem Europaparlament der Gesetzgeber der EU. Der Rat der EU ist die Stimme der Regierungen der EU-Mitgliedstaaten. Hier kommen alle Fachminister*innen der EU zusammen, je nach dem zu behandelndem Politikbereich. Daher wird der Rat der EU auch oft als „Ministerrat“ bezeichnet. Der Ministerrat wird oft verwechselt mit dem Europäischen Rat. Dort versammeln sich die demokratisch gewählten Regierungschefs der 27 EU-Mitgliedstaaten, legen die Ausrichtung der EU-Politik und die politischen Prioritäten fest. Der Europäische Rat hat keine Gesetzgebungsfunktion – aber enormen Einfluss. Übersicht Rat der Europäischen Union und Europäischer Rates unter Was ist der Rat?

Politik auf EU-Ebene ist – wie auch in Deutschland – immer ein Kompromiss. Die Einigung wird oft in sogenannten Trilogen erzielt. Das sind informelle Verhandlungstreffen zwischen Vertreter*innen der drei am EU-Gesetzgebungsprozess beteiligten EU-Institutionen: Europaparlament, Ministerrat und EU-Kommission. Diese Konsultationen haben das Ziel, unter Vermittlung der Kommission eine politische Einigung zwischen dem Parlament und dem Rat zu einem Gesetzesvorschlag herbeizuführen. Triloge ermöglichen eine schnellere Annahme von EU-Gesetzen. Der im Trilog ausgehandelte Kompromiss ist vorläufig und muss im Anschluss vom Rat und vom Parlament formell verabschiedet werden.

Trilog in der Praxis

Der Mehrjährige Finanzrahmen (MFR) ist der langfristige Haushaltsplan der Europäischen Union, der für einen Zeitraum von sieben Jahren festgelegt wird. Er legt die Ausgaben und die finanziellen Rahmenbedingungen für EU-Programme und -Politiken fest. In den Trilog-Verhandlungen 2020 setzte sich das Parlament beispielsweise für ein höheres Budget für das Bildungs-Austauschprogramm Erasmus+ sowie das Umweltprogramm LIFE ein. Davon profitieren Karlsruher (Berufs-)Schulen ganz konkret und können mehr Auszubildende als bisher mit Erasmus+ ins Ausland entsenden.

Allgemeine Informationen zur EU, zu ihren Werten und zu aktuellen Themen unter Europäische Union

Rat der Europäischen Union in Brüssel

Der Europarat ist kein Organ der Europäischen Union, sondern eine unabhängige internationale Organisation mit Sitz in Straßburg. Er setzt sich für die Förderung von Menschenrechten, Demokratie und Rechtsstaatlichkeit in Europa ein.

Europarat in Straßburg

Fake News erkennen

Die Arbeit der EU-Institutionen ist thematisch sehr vielfältig und ihre Entscheidungsprozesse sind oft nicht leicht nachzuvollziehen. Diese Komplexität bietet einen Nährboden für Desinformation und Fake News. Gerade vor den Europawahlen 2024 ist mit verstärkter Desinformation zu rechnen. Die Europäische Kommission hat ein Set von Informationen zusammengestellt, wie Menschen Desinformation entlarven und bekämpfen können und wie die Europäische Union gegen Desinformation vorgeht.

Auch die Stadtbibliothek Karlsruhe setzt auf Medienkompetenz: Mit dem Serious-Game Exit the Fake können sich Jugendliche auf eine spannende Mission gegen Desinformation begeben und den Umgang mit Fake News lernen.

Karlsruhe in Brüssel

Die Interessen der Stadt und ihrer Bürger*innen werden auf EU-Ebene durch die kommunale Spitzenverbände vertreten, die mit eigenen Büros in Brüssel vor Ort sind: Dazu gehören der Deutsche Städtetag, der Deutsche Städte- und Gemeindebund und das Europabüro der baden-württembergischen Kommunen. Die Spitzenverbände pflegen den direkten Kontakt mit europäischen Institutionen und Entscheidungsträgern und Entscheidungsträgerinnen, beobachten und analysieren aktuelle Gesetzesinitiativen mit kommunaler Relevanz, formulieren in Zusammenarbeit mit Städten, Landkreisen und Gemeinden politische Stellungnahmen und tragen damit zur Positionierung kommunaler Interessen bei.

Die Stadtverwaltung Karlsruhe bringt sich in diese Prozesse engagiert ein, zum Beispiel durch Mitarbeit in den Fachgremien und Arbeitskreisen des Städtetags Baden-Württemberg und des Deutschen Städtetags. Sie leistet damit ihren Beitrag zur (Mit-)Gestaltung von Europapolitik.

In Vorbereitung der EU-Förderperiode nach 2027 engagiert sich die Stadtverwaltung für Erleichterungen bei den sehr komplexen Förderbedingungen für EU-Projekte.

Positionspapier der deutschen Sektion des RGRE zur Zukunft der Kohäsionspolitik 515 KB (PDF)

Europakompetenz in Gemeinderat und Verwaltung

Europäische Politikentwicklungen und EU-Gesetzgebung beeinflussen immer stärker das Leben in den Städten und damit auch die Arbeit der städtischen Dienststellen. Zudem nehmen Städte im europäischen Mehrebenensystem eine immer stärkere Stellung ein. Stadtverwaltungen setzen sich aktiv für die Berücksichtigung städtischer Interessen bei der EU-Politikgestaltung ein und bringen ihre Expertise bei den EU-Institutionen in Gesetzgebungsprozesse ein. Diese Entwicklung setzt eine hohe Europakompetenz in Verwaltung und Politik voraus. Als Reaktion hat sich die Stadt Karlsruhe zum Ziel gesetzt, ihre Europakompetenz zu stärken und für die städtische Europaarbeit zu motivieren – gleichermaßen in Verwaltung und Politik.

Zum Fortbildungsspektrum zählen spezifische Angebote im Bereich der EU-Fördermittelbeantragung, der Fremdsprachenkompetenz und der interkulturellen Kompetenz als auch die Fortbildung „Europawissen kompakt“. Hier erhalten die Teilnehmer*innen:

  • grundlegende Kenntnisse des Europarechts und der Europapolitik, einschließlich der Funktionsweisen der EU-Institutionen
  • einen Überblick über aktuelle Themen der europapolitischen Agenda mit kommunalem Bezug
  • einen Überblick über die Bedeutung der kommunalen Interessenvertretung auf EU-Ebene mit einer Kurzeinführung in das Städtenetzwerk EUROCITIES
  • eine Einführung in das Thema EU-Fördermittel und deren Bedeutung für Karlsruhe
  • eine Einführung in die grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Oberrhein und Möglichkeiten für die Verwaltung, sich aktiv einzubringen
  • ein Grundverständnis der europäischen Schienenverkehrspolitik und deren Bedeutung für Karlsruhe und die Verwaltung.

Die Fortbildung „Europawissen kompakt“ wurde 2022 erstmals auch für interessierte Stadtratsmitglieder angeboten. Im Nachgang zu der theoretischen Fortbildung organisierte die Stadtverwaltung im Juli 2023 eine Informationsreise nach Brüssel: Unter der Leitung von Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup tauschte sich eine Delegation von 16 Karlsruher Stadträten und Stadträtinnen (Bündnis 90/Die Grünen, CDU, SPD, FDP, KAL, AfD) in Brüssel mit EU-Abgeordneten und der EU-Kommission zu aktuellen Themen der europapolitischen Agenda aus. Zudem informierten sich die Stadtratsmitlieder im Rahmen der zweitägigen Delegationsreise zu kommunalrelevanten Fragen und zur politischen Interessenvertretung des Landes Baden-Württemberg bei der EU.

Bericht zur Delegationsreise

Urbane Agenda

Die „Städteagenda für die EU“ wurde mit dem Pakt von Amsterdam im Mai 2016 eingerichtet. Damit beraten erstmalig Städte auf Augenhöhe mit Regionen, EU-Mitgliedstaaten, europäischen Organisationen und Interessenverbänden sowie der Europäischen Kommission über zwölf Zukunftsthemen. Die Stadt Karlsruhe koordinierte mit der Tschechischen Republik zwischen 2017 und 2020 die Themenpartnerschaft „Städtische Mobilität“.

Ergebnisse der Themenpartnerschaft

Logo Urban Agenda

Der Europäi­sche „Green Deal“ kommt in Karlsruhe an

Mit dem europäi­schen „Grünen Deal“ verpflich­tet sich die EU, bis 2050 der erste klima­neu­trale Kontinent zu werden. Ende 2019 wurde der Fahrplan für eine nachhal­tige EU-Wirtschaft an­ge­kün­digt, ein Klima­ge­s­etz soll die Ziele rechtlich verankern. Stra­te­gien und Aktions­pläne werden für verschie­dene Berei­che er­ar­bei­tet, unter anderem zu Klima­schutz und Klimaan­pas­sung, Gebäude und Sanierung, nachhal­tige Mobilität, Kreis­l­auf­wirt­schaft, Biodi­ver­si­tät, Energie und Industrie. Auch die Weltpre­miere der digitalen Ausgabe der Karls­ru­her Schloss­licht­spiele 2020 stand ganz im Zeichen des Green Deal. EU-Kommis­si­ons­prä­si­den­tin Ursula von der Leyen machte in einem ­Gruß­wort eindring­lich auf die Proble­ma­tik aufmerksam und auch die Beiträge griffen das Thema kreativ auf. Im Interview zum Ab­schluss der Schloss­licht­spiele unter­strich Oberbür­ger­meis­ter Dr. Frank Mentrup, dass auch Karlsruhe sich auf den Weg machen muss, damit Europa der erste grüne Kontinent wird.

Interview mit Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup und Auszug aus Grußwort von EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zum europäischen Green Deal

Europatag am 9. Mai 2021 auf dem Karlsruher Marktplatz
Play Button
Video  

Europäische Handelsabkommen

Die beiden Freihan­dels­ab­kom­men TTIP und CETA haben zum Ziel, Handels­hemm­nisse abzubauen und Inves­ti­ti­ons­be­din­gun­gen zu verbessern und so die Schaffung von Arbeitsplät­zen zu befördern. Gleich­zei­tig bestehen Ängste, dass die kommunale Daseins­vor­sorge (wie beispielsweise Wasser­ver­sor­gung, Abwas­se­rent­sor­gung, Abfall und öffentlicher Personennahverkehr) einge­schränkt werden könnten. Eine erste gemeinsame Position zu TTIP und CETA wurde vom Karlsruher Gemein­de­rat am 24. November 2015 mehrheit­lich beschlos­sen. Die Stadt Karlsruhe schloss sich ein Jahr später am 19. Juli 2016 der Barcelona Erklärung an, die sich gegen die Ratifi­zie­rung von CETA und für das Aussetzen der Verhand­lun­gen von TTIP ausspricht und wurde damit zur „TTIP-free-zone“.

Symbolbild mit Handschlag

Transparenzregister

Die EU-Kommission hat im September 2016 einen Vorschlag für ein verbind­li­ches Trans­pa­renz­re­gis­ter vorgelegt. Mit ihm wird sichtbar, wer in Brüssel Einfluss auf die europäi­sche Gesetz­ge­bung nimmt. Entgegen der ursprüng­li­chen Pläne werden Kommunen nicht als Lobbyisten behandelt – dank des aktiven Engage­ments des Rat der Gemeinden und Regionen Europas und der kommunalen Spitzen­ver­bände. Karlsruhe hat sich unter Feder­füh­rung des Städtetag Baden-Württem­berg für die Menschen der Stadt einge­bracht.

Kontakt

Stabsstelle Außenbeziehungen und Strategisches Marketing

Regina Hartig

Internationale und Europäische Angelegenheiten / Internationales und Europa

Zähringerstraße 65
76133 Karlsruhe

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben