© Dirk Altenkirch, Karlsruhe
Im Karlsruher Stadtteil Mühlburg befindet sich die 1847 erbaute Hardtschule. Die in 2020 sanierte Grundschule weist eine Besonderheit auf: Sie verfügt über ein „Aborthaus“ – der etwas aus der Mode geratene Begriff wurde von den Architekten (BAU4 Architekten, Karlsruhe) selbst bei dessen Sanierung wiederbelebt. Der aus dem Jahr 1906 stammende zweigeschossige Anbau der Hardtschule, der die Toiletten beherbergt, begeistert nun nicht nur dessen (kleine und große) Nutzer, sondern auch Architekturliebhaber und Ästheten.
Eine Form der Nachhaltigkeit: Bauzeitliche Materialien erhalten
Ein Anbau ganz alleine für die Toiletten für Schüler*innen und Lehrer*innen ist schon eine Besonderheit. Wenn dieser dann noch weit über 100 Jahre alt ist, unter Denkmalschutz steht
und saniert werden muss, ist er auch eine Herausforderung. Dieser kam das Karlsruher Architekturbüro BAU4 Architekten nach. Selbstverständlich wurden Sanitär-, Heizungs- und Elektrotechnik komplett erneuert. Dies wurde in den Sommerferien 2020 begonnen und Ende desselben Jahres auch abgeschlossen. Darüber hinaus wurden die bauzeitlichen Fenster und WC-Trennwände erhalten und aufgearbeitet. Optisches Highlight: Die in den Fluren und auf einer Kleinfläche in einem Putzraum erhaltenen sechseckigen Bodenfliesen. Diese wurden auf den übrigen Flächen ergänzt mit sechseckigen und an die historischen Vorbilder angepassten neuen Fliesen. Ziel war es, den bauzeitlichen Stil wiederzugeben, was auch gelungen ist.
Einen Sanierungsstau aufs Schönste aufgelöst
Die Sanierung ermöglichte auch eine „Neu-Organisation“ innerhalb des „Aborthauses“. Befanden sich bisher im Erdgeschoss die Schüler- und Lehrertoiletten und im 1. Obergeschoss jene für die Schülerinnen und Lehrerinnen, gibt es nun eine Trennung zwischen Erwachsenen und Kindern. Die Lehrer- und Lehrerinnentoiletten sind nun in separaten Räumen im EG angeordnet. Entstanden ist dabei ein nach Denkmalschutzvorgaben sanierter Anbau (Kosten: 500.000 Euro), der zeigt, dass der Sanierungsstau gerade in einem Bereich wie den Schultoiletten nicht nur technisch nach allen Regeln der Kunst bewältigt, sondern auch architektonisch zu einem Highlight werden kann.
Eine erste Sanierung für mehr Sicherheit
Die Modernisierung und Instandsetzung der WC-Anlage folgte einer bereits im Jahr 2016 stattgefunden umfangreichen baulichen Maßnahme. Diese war aufgrund einer Brandverhütungsschau vorgenommen worden. Damals wurde ein zweiter Rettungsweg über zwei Fluchttreppenhäuser installiert, die sich als abstrakt geometrisches Volumen neben der unter Denkmalschutz stehenden Hardtschule befinden (Kosten 550.000 Euro).