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„Sie sind Vorbilder für andere“

Verein „Sicheres Karlsruhe“ zeichnet Menschen mit Zivilcourage aus

Sicheres Karlsruhe Ehrung 2023 © Stadt Karlsruhe / Florian Kaute

An einem Abend im Februar 2021 ist Christina Böhnke in der Karlsruher Innenstadt unterwegs. Hinter ihr entwickelt sich aus einem Streitgespräch zweier Männer plötzlich eine handgreifliche Auseinandersetzung. Einer der Beteiligten geht zu Boden, der andere Männer schlägt auf den am Boden Liegenden ein, mit der Faust in dessen Gesicht. Böhnke drehte sich um und sah das Geschehen. „In einem solchen Moment hat man viele Gedanken im Kopf“, sagt sie rückblickend. „Tue ich jetzt etwas? Greift jemand anders ein?“

Heute ist ungewiss, wie die Situation ausgegangen wäre, hätte Christina Böhnke nicht eingegriffen. Aus sicherer Entfernung rief sie geistesgegenwärtig „Bitte aufhören“ in Richtung der Männer. Das sorgte dafür, dass sich der aggressive Täter der Zeugin bewusst wurde und nicht mehr auf sein Opfer einschlug. „Andere Umstehende an einer Haltestelle haben nicht geholfen, nichts unternommen. Jedoch durch diese einfache, aber mutige Handlung hat Christina Böhnke tatsächlich schlimmeres verhindert“, heißt es nun rückblickend in der Ehrung, die im Karlsruher Polizeipräsidium vorgenommen wurde.

Zivilcourage als Gewinn für die Gesellschaft

Der Förderverein „Sicheres Karlsruhe“ hatte zu dieser Veranstaltung eingeladen. Bereits zum sechsten Mal wurden hier Menschen ausgezeichnet, die in Notsituationen selbstlos reagiert und so Zivilcourage bewiesen haben. Neben Böhnke wurden an diesem Tag neun andere Fälle geehrt werden. „Sie sind Vorbilder für andere“, betonte der zuständige Bürgermeister Dr. Albert Käuflein in seiner Ansprache. „Sie sind sich nicht zu scheu, für andere Menschen einzustehen“, so der Sicherheitsdezernent weiter: „Ohne Menschen mit Zivilcourage wäre die Gesellschaft deutlich ärmer.“

Sicheres KA_Ehrung_2023

Dieser Ausführung konnte sich der Leitende Oberstaatsanwalt Jürgen Gremmelmaier anschließen. Wie auch Käuflein ist er im Vorstand des Fördervereins. „Zivilcourage lässt sich mit Bürgermut übersetzen“, sagt Gremmelmaier. Denn Mut braucht es, um in einer Notsituation zu helfen – obwohl es eigentlich eine gesetzlich geregelte Pflicht ist. Wichtig sei aber, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen, betont Gremmelmaier.

Die Schwere der Straftat ist kein Kriterium

In den Auszeichnungen für die vorbildlichen Zivilcourage ging die Initiative seitens der Polizei aus: „Regelmäßig werden wir aus dem Kollegenkreis auf solche Sachverhalte aufmerksam gemacht“, so Remigius Kraus, der bis November die Kriminalprävention bei der Karlsruher Polizei leitete. „Wir nehmen dann Kontakt mit den Menschen auf, die wir für ihr Verhalten ehren wollen.“ Doch lange nicht alle Kontaktierten wollen geehrt werden: „Viele sehen es als Selbstverständlichkeit an, zu helfen.“ Der Förderverein Sicheres Karlsruhe möchte mit der Feierstunde die Zivilcourage ehren und so ein Zeichen setzen. Neben einer Ehrenurkunde erhalten die Beteiligten ein Präsentkorb und ein Geldgeschenk in dreistelliger Höhe.

Nicht die Schwere der Straftat entscheidet darüber, ob geehrt wird, betont Kraus. Wichtig ist nur die Tatsache, dass durch das Helfen für die Opfer weiterer Schaden vermieden wurde und die Strafverfolgung unterstützt wurde. Neben dem Gewaltdelikt, welches durch das Handeln von Christina Böhnke beendet wurde, gab es Ehrungen durch alle Bereiche des Strafgesetzbuches.

Vom „falschen Polizisten“ bis zum Messerangriff

Stefan Bertsch und die Eheleute Elke und Gerhard Baum gingen der Betrugsmasche „Falscher Polizist“ nicht auf den Leim und konnten jeweils durch ihr Handeln zu den Festnahmen von Tätern sorgen.

Rolf Hagdorn unterstützte einen Polizisten, der in zivil unterwegs war und attackiert wurde. Stefan Leibold zögerte nicht, als einer Dame die Handtasche gestohlen wurde, verfolgte den Täter und konnte ihn sogar mit weiterer Unterstützung zum Tatort zurückbringen, wo bereits die Polizei wartete.

Beatrix Münchgesang fuhr mit ihrem Auto nicht weiter, als sie eine blutende Person auf der Straße vorfand – nicht wissend, dass der Täter mit einem Messer nicht weit entfernt war. Sie brachte das Opfer in die eigene Wohnung, nahm eine Erstversorgung bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes vor.

Mit gerade einmal 15 Jahren hat Marvin Haag nicht gezögert, als in einem Supermarkt ein Dieb einen Ladendetektiv angriff. Er leistete tatkräftige Hilfe und konnte so den Dieb an der Flucht hindern.

Die Eheleute Robert Dorsch und Jasmin Otteney-Dorsch wurden aus der Schweiz vom Sohn kontaktiert. Er hatte gerade mit den Großeltern telefoniert, als diese zuhause überfallen wurden. Da aus der Schweiz heraus der deutsche Polizeinotruf 110 nicht so einfach zu erreichen ist, wählte er diesen Weg. Durch die schnelle Reaktion aller Beteiligten konnten die Täter noch vor Ort verhaftet werden.

Florian Schad und Jan Schulze teilen nicht nur das gleiche Hobby, das Rudern in Karlsruhe, sie eint nun auch eine Auszeichnung für ihre Zivilcourage – in unabhängigen Fällen! Während Schulze vom Vereinsheim am Rheinhafen Einbrecher beobachten und die Polizei einschalten konnte, konnte Schad einen Taschendieb stellen. Er beobachtete den Diebstahl aus dem Auto heraus und verfolgte den Täter, während er mittels Freisprecheinrichtung die Polizei über die Flutroute auf dem Laufenden hielt. Auch hier konnten die Täter gefasst werden.

Und auch bei Christina Böhnke gab es ein Happy End: Sie sorgte mit ihrem beherzten Eingreifen nicht nur dafür, dass der Gewalttäter von seinem Opfer abließ, dank ihrer genauen Personenbeschreibung konnte der Täter später trotz Fluchtversuch mehrere Kilometer weit entfernt verhaftet werden.

Sechs Regeln für richtiges Vorgehen in Notsituationen

  1. Situation beobachten und bewerten
  2. Organisieren von Hilfe, beispielsweise per Handy
  3. Bei brenzligen Situationen Abstand halten
  4. Mitstreiter bei umstehenden Menschen suchen
  5. Um das Opfer kümmern, soweit es möglich ist
  6. Als Zeuge möglichst schnell nach der Situation ein Gedächtnisprotokoll anfertigen

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