Kleidung, im heutigen Deutschland Inbegriff von Selbstverwirklichung und Zeitgeist, war noch vor hundert Jahren mit handfesten Fragen der Emanzipation verknüpft. Die Frauenmode mit ihren Korsetten, ausladend dekorierten Röcken und Stehkragen machte den Trägerinnen ein gleichberechtigtes Arbeitsleben schwer. Die Reformkleid-Bewegung des ausgehenden 19. Jahrhunderts forderte eine andere Kleidung, der sich um die Jahrhundertwende neben Frauenvereinen und Sozialmedizinern auch Modeschöpferinnen annahmen.
Eine engagierte Verfechterin war Emmy Schoch, die ihr Schneiderhandwerk zum Kunstgewerbe erweiterte und eine neue, „gesunde“ Frauenkleidung kreierte. Eine umfassende Darstellung des Lebens und Wirkens der Karlsruher Modemacherin bietet eine neue Publikation der „Karlsruher Köpfe“ – der Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe (unser Bild). 1881 in der Region geboren, zog Schoch mit ihrer Familie im Alter von fünf Jahren nach Karlsruhe. Die badische Residenzstadt bot ihr Möglichkeiten zur Entfaltung und nach ihren Ausbildungszeit in Berlin eröffnete sie in der Herrenstraße 12 eine „Werkstätte für neue Frauentracht und künstlerische Stickerei“. Einige der Kleider sind im Badischen Landesmuseum zu sehen.