Nachdem das Appetithäppchen, das die Stadt mit dem Reallabor von Mai bis Juli letzten Jahres im Passagehof serviert hatte, mehrheitlich gut ankam, sollen nun die nächsten Gänge des Menüs folgen. Der Gemeinderat beschloss in seiner jüngsten Sitzung eine Umgestaltung des Areals in zwei Schritten.
Phase 1 sieht vor, den Passagehof voraussichtlich ab Spätsommer zum reinen Fußgängerbereich umzuwidmen. Der Durchgangsverkehr mit Kraftfahrzeugen und Fahrrädern bleibt außen vor, lediglich Lieferverkehr von 8 bis 11 Uhr und die Zufahrt zu privaten Stellplätzen sind erlaubt. Bei der Neuverteilung des öffentlichen Raums baut die Verwaltung auf den Erkenntnissen des Reallabors auf. Die dort ausprobierte Zonierung habe sich bewährt, heißt es in der Ratsvorlage, so dass die mittigen Parkplätze erneut zur Veranstaltungszone werden und die Außengastronomie innerhalb der vorhanden Bereiche bleibt. Hinzu kommen wieder temporäres Sitzmobiliar und Kübelpflanzen. Die Kosten hierfür beziffert die Verwaltung auf rund 170.000 Euro, hinzu kommt noch der Einnahmeausfall der Parkgebühren in Höhe von jährlich rund 30.000 Euro. In Phase 2 soll der Passagehof dann auch baulich dauerhaft zu einem grünen Stadtplatz umgestaltet werden. Hierüber will der Gemeinderat zu gegebener Zeit separat beschließen.
CDU für Ausweitung der Lieferzeiten
Anders als die 17 Gegenstimmen beim jetzigen Beschluss vermuten ließen, gab es im Gremium eine breite Zustimmung zur Verstetigung des Reallabors. Dass die Fraktionen von CDU, FDP, AfD und FW|FÜR gegen die Vorlage votierten, lag an der vorangegangenen mehrheitlichen Ablehnung eines CDU-Ergänzungsantrags. In diesem hatten die Christdemokraten eine Ausweitung der Lieferzeiten bis 14 Uhr gefordert, wie es schon im Reallabor der Fall war. Das würde allerdings von der üblichen Lieferzeit in der Innenstadt abweichen, gab Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup zu bedenken, "im Regelbetrieb gilt gleiches Recht für alle". Dadurch sah sich die CDU "gezwungen, gegen etwas zu stimmen, was wir eigentlich gut finden", so Fraktionschef Detlef Hofmann.
Ansonsten überwogen im Gemeinderat die positiven Einschätzungen. "Das Reallabor hat gezeigt, was man bewirken kann", sagte beispielsweise Jorinda Fahringer (GRÜNE), "der öffentliche Raum gehört uns allen." Durch die Begegnungsflächen werde der Hof aufgewertet, die Menschen verweilten länger und dadurch werde auch der Konsum angekurbelt. Michael Zeh (SPD) erwartet für den Passagehof "mehr Nutzungsmöglichkeiten und mehr Aufenthaltsqualität", während Jürgen Wenzel (FW|FÜR) das Durchfahrtsverbot für Autos und Fahrräder begrüßte. Damit würden die "Auto-Poser" verdrängt. Zustimmung, aber auch "ein kritische Auge auf die Radfahrer", signalisierte Ellen Fenrich (AfD).