Es hat schon etwas von einem Ritual: Fast jedes Mal, wenn der Karlsruher Gemeinderat Verkehrsthemen behandelt, kochen die Emotionen hoch und ideologische Gräben öffnen sich. So bildete denn auch die Diskussion um einen interfraktionellen Antrag, der die Sperrung der Sophienstraße für den Durchgangsverkehr zum Ziel hatte, keine Ausnahme: Mehr Platz für Fuß- und Radverkehr forderten die einen, während sich die anderen für den Erhalt von Parkplätzen stark machten.
Fußgängerzone oder Fahrradstraße diskutiert
Am Ende setzten sich nach teilweise hitziger Debatte die antragstellenden Fraktionen von GRÜNE, SPD, LINKE und KAL/Die Partei mehrheitlich mit ihrem Ansinnen durch, die Sophienstraße auf Höhe des Gutenbergplatzes als Fußgängerzone oder Fahrradstraße ohne Autoverkehr auszuweisen. Der Durchgangsverkehr soll aus diesem Abschnitt verbannt werden, damit unter anderem die Fläche vor dem Lessing-Gymnasium mehr Aufenthaltsqualität erhält. Diese Forderung hatten unter anderem Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums erhoben.
Diskussion im Gemeinderat
„Da muss keiner mit dem Auto durch fahren“, begründete Johannes Honné (GRÜNE) die Unterstützung durch seine Fraktion, man wolle auf einem kleinen Stück „den Charme der Straße zurück bringen“. Zudem sollte den antragstellenden Schülerinnen und Schülern mit dem gleichen Respekt wie den Autofahrern begegnet werden, appellierte Mathilde Göttel (LINKE).
Widerstand gegen den kompletten Antrag bekundeten CDU, FDP, FW|FÜR und AfD. Ihrer Ansicht nach sollten weder Parkplätze entfallen, noch Durchfahrten erschwert werden. „Eine pure Schreibtischlösung“ nannte Tilmann Pfannkuch (CDU) die Pläne, welche die Anwohner „in helle Aufregung versetzt“ hätten. Dr. Paul Schmidt (AfD) warf den Antragstellenden vor, sie wollten „die Leute bevormunden und umerziehen“.
OB Mentrup: "Brauchen Argumente für fundierte Antwort"
Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup wiederum hatte vergebens für die Position der Verwaltung geworben, die Auswirkungen der Maßnahmen vorher zu untersuchen: „Sonst haben wir nicht die Argumente, um eine fundierte Antwort zu finden“, warnte der OB. Die weiteren Punkte des Antrags – eine Diagonalsperre in Höhe der Lessingstraße, Verkehrsberuhigung vor dem Fichtegymnasium und Einrichtung eines Reallabors – will die Stadtverwaltung nun prüfen und Untersuchungen in Auftrag geben. Verkehrsversuche könnten dabei helfen.