Kinder zu Wort kommen zu lassen und sie ihrem Alter gemäß zu beteiligen hat in Karlsruhe eine lange Tradition. Zu einem chancengerechten Aufwachsen gehört auch die Möglichkeit zu lernen, was es bedeutet, sich eine Meinung zu bilden, die Stimme zu erheben und damit die eigene Wirksamkeit zu erfahren. Um diese Chance möglichst allen Karlsruher Kindern zuteilwerden zu lassen, hat das Kinderbüro in Abstimmung mit dem Büro für Mitwirkung und Engagement sowie der Fachstelle Jugendbeteiligung beim Stadtjugendausschuss (stja) ein Rahmenkonzept erstellt.
„Kinder beteiligen heißt, ihnen Gehör zu verschaffen“, sagte Jessica Schöllhorn im Ausschuss. Die neue Leiterin des städtischen Kinderbüros betonte, dass das neue Konzept Kinder dort beteiligen solle, wo sie sich aufhalten. Leitmotive sind daher die Orientierung am Sozialraum und der Bezug zur individuellen Lebenswelt. Eine möglichst flächendeckende Beteiligung lässt sich als weiteres Ziel nur erreichen, wenn das städtische Kinderbüro weitere Akteurinnen und Akteure vor Ort gewinnt, die das Konzept gemeinsam und niederschwellig umsetzen. Um die Qualität der Kinderbeteiligung in Karlsruhe zu sichern, bedarf es gemeinsamer Standards, die sich eng an den Vorgaben der UN-Kinderrechtskonvention und den dazugehörenden Kommentaren orientieren.
Leitlinien sichern Qualität
Dieser Rahmen gibt vor, was unter guter Kinderbeteiligung zu verstehen ist. Transparent, freiwillig und achtungsvoll sollte die Beteiligung sein sowie Kinder in ihrer Verschiedenheit und ihrem Alter entsprechend berücksichtigen. Dazu gehört auch, dass Kinder wissen, auf welche Weise und in welchem Umfang sie beteiligt werden. Ein weiterer Schwerpunkt ist die Begleitung durch Bildungsmaßnahmen – dazu braucht es ausreichend Ressourcen, sodass Kinder nicht nur gut auf das Einbringen ihrer Meinung vorbereitet sind, sondern dafür auch genug Selbstvertrauen haben. Hierzu zählt auch Inklusion als wichtiger Faktor. Zuletzt muss die Beteiligung risikobewusst und sicher sein. Wenn Kinder sich beteiligen, sollten daraus keine negativen Folgen entstehen. Auch die Rechenschaftspflicht Erwachsener zahlt darauf ein, die Kinder darüber informieren, wie ihre Meinung eingebracht und umgesetzt wurde.
Jugendbeteiligungskonzept fortgeschrieben
Der Jugendhilfeausschuss nahm in seiner vergangenen Sitzung auch die dritte Fortschreibung des Jugendbeteiligungskonzepts zur Kenntnis. Der Schwerpunkt der Beteiligung von Jugendlichen liegt auf den Themen, die sich direkt aus ihrer Lebenswelt ergeben. Mittels eines Peer-to-Peer-Ansatzes kommen sie direkt miteinander ins Gespräch und können sich gegenseitig beraten. Solch Erfahrungen machen junge Karlsruherinnen und Karlsruher unter anderem bei „MeetMi.“ Das Format dient als Treffpunkt, aus dem gegenseitige Unterstützung und neue Beteiligungsprojekte erwachsen können. Eine wichtige Rolle spielen auch die Kinder- und Jugendhäuser, sowie die Jugendverbände.
Mit Anliegen in den direkten Austausch treten
Wenn es über die eigene Gruppe hinaus um Anliegen im größeren Raum geht, können Jugendliche ein Jugendforum einberufen und diejenigen Personen einladen, mit denen sie sprechen wollen. Zwei weitere wichtige Beteiligungsmöglichkeiten sind die Vollversammlung des stja und die Karlsruher Jugendkonferenz (JUKO). Bei Letzterer treten die Jugendlichen mit ihren Anliegen und Ideen direkt mit Mitgliedern des Gemeinderats und der Stadtverwaltung in den Austausch. Auch der Arbeitskreis der Karlsruher Schülervertretenden und das stja-Projekt „MyCity.MyPlace.“ sind Teil des Konzepts. Letzteres bezieht junge Menschen in den Prozess der Karlsruher Innenstadtentwicklung ein.
Die beiden Beteiligungskonzepte zahlen in die Bürgerbeteiligungsstrategie der Stadt Karlsruhe ein. Denn auch Kinder und Jugendliche sind Bürgerinnen und Bürger und sollen ihre Stadt mitgestalten dürfen.