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Eine Pionierin der Gleichberechtigung

Soroptimist Club Karlsruhe und Ortsverwaltung Wolfartsweier ehren Erna Scheffler

Künstlerin Bronislawa von Podewils, Soroptimist-Präsidentin Firdevs Kaplaner und der Wolfartsweirer Ortsvorsteher Dr. Anton Huber (v.l.)  enthüllen die Büste von Erna Scheffler. Künstlerin Bronislawa von Podewils, Soroptimist-Präsidentin Firdevs Kaplaner und der Wolfartsweirer Ortsvorsteher Dr. Anton Huber (v.l.) enthüllen die Büste von Erna Scheffler. © Stadt Karlsruhe, Georg Hertweck

Eine "herausragende Frauenrechtlerin und bedeutende Juristin", so Wolfartsweiers Ortsvorsteher Dr. Anton Huber, hat in ihrem einstigen Wohnort nun eine angemessene Würdigung erhalten. Am Grab von Erna Scheffler, die von 1951 bis zu ihrer Pensionierung zwölf Jahre lang als erste und acht Jahre lang auch einzige Frau neben 23 Männern als Richterin am Bundesverfassungsgericht amtierte, wurde eine Büste enthüllt. In dem aus schwarzem Ton gearbeitete Kunstwerk habe sie „Entschlossenheit, einen offenen Blick und Durchsetzungskraft“ der prominenten Juristin zum Ausdruck bringen wollen, sagte Bildhauerin Bronislawa von Podewils.

Ehrung für Soroptimist-Gründungspräsidentin

Die Initiative für diese Ehrung hatte der Soroptimist International Club Karlsruhe (SI) anlässlich seines 60-jährigen Bestehens ergriffen und damit bei Ortschaftsrat und Ortsverwaltung offene Türen eingerannt. „Wir möchten, dass diese bedeutende Frau in Erinnerung bleibt“, betonte die Karlsruher SI-Präsidentin Firdevs Kaplaner, denn Erna Scheffler hatte 1963 den Club als Gründungspräsidentin mit aus der Taufe gehoben. Aus den Reihen des Clubs hatte sich insbesondere die frühere Kulturamtsleiterin Dr. Susanne Asche für die Gedenkstele eingesetzt, ergänzte Ortsvorsteher Huber.

"Vielfältige Diskriminierungserfahrungen"

Was die 1893 in Breslau geborene und bis zu ihrem Tod 1983 in Wolfartsweier wohnende Juristin als "Wegbereiterin für ein modernes Frauenleben und für Gleichstellung" angestoßen habe, wirke bis heute nach, betonte Bürgermeister Dr. Albert Käuflein in seinem Grußwort. Die Büste sei "Motivation, weiter auf diesem Weg zu gehen". Dass die Feierstunde mit dem bundesweiten "Girls and Boys"-Day zusammenfalle, wertete Käuflein als passende Parallele.

An Erna Scheffler erinnerten Bürgermeister Dr. Albert Käuflein, Verfassungsrichterin Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein, Künstlerin Bronislawa von Podewils, Soroptimist-Präsidentin Firdevs Kaplaner und Ortsvorsteher Dr. Anton Huber (v.l.n.r.)
"Entschlossenheit, ein offener Blick und Durchsetzungskraft". Diese Eigenschaften legte Künstlerin Bronislawa von Podewils in das Portrait der bedeutenden Juristin.

Prof. Dr. Astrid Wallrabenstein, aktuelle Richterin am Bundesverfassungsgericht, bezeichnete Erna Scheffler gleich in mehrfacher Hinsicht als bemerkenswert: Ihre Biographie lese sich "wie ein Lehrstück über vielfältige Diskriminierungserfahrungen", da sie sich den Weg zu Abitur, Studium und Richteramt erkämpfen musste, ehe sie von den Nationalsozialisten aus dem Richterdienst ausgeschlossen wurde. Des Weiteren habe sie durch "eine schnörkellos klare und rhetorisch zwingende Argumentation" geglänzt. Erna Scheffler sei es zu verdanken, dass sich Artikel 3, Absatz 2 des Grundgesetzes zu einem "scharfen Schwert" im Kampf gegen Diskriminierung entwickelt habe. Entgegen der damals vielfach von Gleichberechtigungsgegnern geäußerten Befürchtung "ist das Abendland nicht im Chaos versunken", fügte Wallrabenstein hinzu. Dabei sei das Engagement von Erna Scheffler indes weit über die Gleichberechtigung hinausgegangen. Sie habe sich auch mit der Frage beschäftigt, wie jegliche Eingriffe in Freiheitsrechte zu rechtfertigen sind und wie die Grundrechte in der Gesellschaft Wirkung zeigen, würdigte die Bundesverfassungsrichterin.

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