Es ist noch nicht mal 14 Uhr, doch die drei Halltestellen-Paten zählen mit den Zuschauern bereits den Countdown von zehn runter, zerschneiden das rote Band und bejubeln die offizielle Eröffnung der U-Haltestelle Kongresszentrum. Dann fahren sie als erste die Rolltreppe hinab.
„Ich freue mich, dass das Jahrhundertprojekt zu Ende gebracht wurde“, sagt Reinschmidt und inspiziert die neue Station. Auch Wirtz sieht sich erst einmal um: „Ich bin begeistert von der Leichtigkeit des Baus. Man hat hier unten nicht das Gefühl, den Kontakt zur Außenwelt verloren zu haben.“ Sie freut sich auf ihre erste Fahrt durch den unterirdischen Bahntunnel.
Obwohl die Sonne an diesem Samstagnachmittag im Dezember scheint, stehen rund 70 Menschen jeden Alters fast 40 Minuten im Kunstlicht unter Tage. Sie warten an der Haltestelle Kongresszentrum auf das Eintreffen der aller ersten regulären Bahn. Alle wollen sie an diesem historischen Moment teilhaben. Alle wollen mitfahren und den Tunnel entdecken. Kinder springen in die bunten Schatten, die von dreifarbigen LED-Leuchten erzeugt werden. „Boah, ist das cool“, sagt ein kleines Mädchen. Eine Saxophonistin spielt „Hit the Road Jack” und einige Wartende singen mit.
Jonas aus der Südstadt ist mit seinen zwei Kindern zu diesem besonderen Ereignis gekommen. „Das ist ein großes Spektakel“, sagt der junge Vater. „Ich habe die wöchentlichen Updates zur Kombilösung verfolgt. Es ging immer so wenig voran, und jetzt passiert endlich was.“ Doch wichtiger als die Eröffnungsfeier empfindet er die Bedeutung des Gesamtprojekts: „Für uns hat es eine Relevanz im Alltag. Wir haben die Kriegsstraße quasi vor der Tür. Alleine, dass es oben anders aussieht – davon profitieren wir am meisten.“
Andrea Herzog und Else Kugel sind ebenfalls gezielt zur Tunneleröffnung gekommen. „Wir fahren in alle Richtungen, so dass wir jede Röhre mal durch sind“, erzählt Herzog. Ihr erster Eindruck ist positiv: „Es ist alles sehr hell, sehr übersichtlich.“
Gegen 14:40 Uhr tauchen zwei Lichter an der Rampe auf. Die Bahn nähert sich. Handys und Kameras werden gezückt. Diesen historischen Moment halten Viele fest, bevor sie dann zur Jungfernfahrt durch den Tunnel aufbrechen. Nach wenigen Minuten ist der Bahnsteig leer.
Obwohl die Straßenbahnen fast im Fünf-Minuten-Takt fahren, sind alle Sitzplätze belegt, und die Passagiere stehen gedrängt im Gang. Vier Freundinnen sind aus dem Landkreis nach Karlsruhe zum Shoppen gekommen und fahren vom Bahnhof zum Einkaufszentrum Ettlinger Tor. Als die Bahn die Rampe in den Tunnel hinunterfährt, sagt eine der Jugendlichen: „Das ist wie in Stuttgart.“ Besonders „cool“ finden sie, dass es von der Haltestelle Ettlinger Tor eine Verbindung in das gleichnamige Shoppingcenter gibt und sie nicht erst nach draußen müssen. Für sie lohnte das Warten. -gia-