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"Geschichtsbücher der Stadt" pflegen

Karlsruhe tritt der Charta Friedhofskultur bei / Historische Informationstafeln in Kooperation mit Stadtarchiv

Erbe pflegen: Mit der Unterzeichnung durch BM Lisbach verpflichtet sich Karlsruhe, den Charta-Leitsätzen zu folgen. Erbe pflegen: Mit der Unterzeichnung durch BM Lisbach verpflichtet sich Karlsruhe, den Charta-Leitsätzen zu folgen. © Stadt Karlsruhe, Boris Burghardt

Der Abschied von einem geliebten Menschen fällt vielen leichter, wenn es noch einen Ort gibt, an dem sie gedenken können – für viele ist ein solcher Ort ein Grab. Die Beisetzung auf einem Friedhof ist ebenso wie die Gestaltung und Pflege der Gräber als kleine Gärten ein gewachsenes Trauerritual – und gehört zum immateriellen UNESCO-Kulturerbe Deutschlands, wie die Kultusministerkonferenz im März 2020 befand. Damit diese Tradition lebendig und sichtbar bleibt, entstand die Charta „Friedhofskultur“, der nun auch Karlsruhe beigetreten ist.

Karlsruher Friedhofskultur folgt UNESCO-Charta

Am vergangenen Freitag zeichnete Bürgermeisterin Bettina Lisbach mit ihrer Unterschrift den Hauptfriedhof, die drei jüdischen Friedhöfe und 23 Stadtteilfriedhöfe als bedeutend für das Gemeinwesen aus und verpflichtete die Stadtverwaltung, die Karlsruher Friedhofskultur gemäß der Charta zu pflegen. Elf Leitsätze umfasst sie und beleuchtet damit unterschiedliche Aspekte der Friedhofskultur. Mit dem Recht auf eine würdevolle Bestattung, der Pflege von Trauerritualen und der Sicht auf den Friedhof als Raum, Glauben zu leben und zu gestalten, steht die individuelle Bedeutung der Friedhöfe im Vordergrund. „Wir verpflichten uns damit auch einer zeitgemäßen Bestattungskultur“, sagte Bürgermeisterin Bettina Lisbach und wies auf neuere Bestattungsformen wie naturnahe Gräber hin.

Hauptfriedhof Karlsruhe
Impressionen Hauptfriedhof März 2021
Impressionen Hauptfriedhof

Teil der Charta sind auch Leitsätze, die Friedhöfe als Orte der Begegnung und des gemeinsamen Erinnerns auszeichnen. Schließlich würdigt die Ausweisung als immaterielles Kulturerbe auch die historische Bedeutung der „sich selbst stets fortschreibenden Geschichtsbücher“ – mit Grabstätten und Denkmälern für Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft. „Sie mahnen uns zu Frieden und Verständigung“, betonte BM Lisbach. Für Matthäus Vogel, Leiter des Friedhofs- und Bestattungsamts, zeigt sich Friedhofskultur bereits in Maßnahmen wie der Aussetzung einer Gebühr für Kinderbestattungen, was in Karlsruhe qua Gemeinderatsbeschluss bereits Standard ist. „Das ist ein praktisches Beispiel, wie wir die Charta-Leitsätze umsetzen“, so Vogel.

Historische Wegweiser auf dem Hauptfriedhof

Eine weitere Neuerung, die am vergangenen Freitag vorgestellt wurde, zahlt auf die Verpflichtung ein, die Friedhofskultur lebendig zu halten. In Kooperation mit dem Stadtarchiv entstehen auf dem Hauptfriedhof historische Wegweiser, die an bestimmten Orten einen kleinen Zeitsprung in die Karlsruher Geschichte ermöglichen.

Dezentes Angebot: Eine der neuen Tafeln neben der Kapelle.

Der Ausdruck „Wegweiser“ sei jedoch nicht ganz richtig, erklärte Simone Dietz, Kunsthistorikerin und Mitarbeiterin im InfoCenter am Hauptfriedhof, denn die Tafeln gehören nicht zum jüngst installierten neuen Leitsystem. Vier Stelen befinden sich bereits im Bereich des Hauptfriedhofs, auf dem Feld der Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter, am ehemaligen Wartehäuschen der Straßenbahn und an den beiden Kapellen. Das Informationsangebot mit verschiedenen Texten und Bildmaterial aus Archivbeständen fügt sich in die bestehende Gestaltung ein, ohne sich aufzudrängen und rückt den Friedhof als Geschichtsbuch der Stadt in den Fokus.

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Dezente Orientierung

Als letzte Ruhestätte zieht der Hauptfriedhof nicht nur Trauernde und Angehörige in die kleine Kapelle oder an mitunter kunstvoll angelegte Gräber. Viele Menschen gehen auch gerne dort spazieren. Damit die Orientierung im Friedhofspark künftig einfacher fällt, gibt es nun neue Wegweiser.

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