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Preisanstieg sorgt für Alarmstimmung

Städtisches Klinikum kämpft mit Corona und Fachkräftemangel / Struktur- und Finanzierungsreform gefordert

Prof. Dr. Michael Geißler © Städtisches Klinikum Karlsruhe

„Alarmstufe Rot” – unter diesem Schlagwort machen die deutschen Krankenhäuser derzeit auf ihre schwierige Situation aufmerksam. Auch im städtischen Klinikum sorgen die jüngsten massiven Preissteigerungen zusammen mit den andauernden Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und dem Fachkräftemangel für große Sorgen. Die StadtZeitung sprach dazu mit dem Medizinischen Geschäftsführer des Klinikums, Prof. Dr. Michael Geißler.

Worin bestehen momentan die größten Belastungen für das Städtische Klinikum?
Alleine durch die enorm gestiegenen Energiepreise rechnen wir im Jahr 2022 mit einer zusätzlichen Kostenbelastung von rund 9,3 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem verzeichnen wir bei Lebensmitteln eine durchschnittliche Preissteigerung von 24 Prozent und auch unsere Bauprojekte, wie der neue Hubschrauberlandeplatz und die Brücke zur Helios Herzchirurgie, werden sich wegen höherer Bau- und Materialpreise verteuern.

Wie muss in dieser Situation eine kurzfristige und wirksame Entlastung aussehen?
Wir begrüßen die Ankündigung des Bundesgesundheitsministers, ein Hilfspaket für die Krankenhäuser zu schnüren. Allerdings muss dies zeitnah erfolgen, um die Auswirkungen der Inflation zu kompensieren. Wichtig wäre eine deutliche Anhebung der Landesbasisfallwerte um zusätzlich mindestens 4 Prozent als Grundlage für die Vergütung von Krankenhausleistungen.

Das reicht aber auf lange Sicht nicht aus?
Langfristig sind vernünftige Struktur- und Finanzierungsreformen, wie etwa die Vorhaltekostenfinanzierung dringend erforderlich. Auch die längst überfällige Reform der Notfallversorgungsstrukturen in Deutschland ist für uns besonders wichtig. Für eine sichere Patientenversorgung benötigen wir Planungssicherheit und die Kommunen können nicht dauerhaft die Versäumnisse des Gesetzgebers auf Bundes- und Landesebene kompensieren. Außerdem benötigen wir eine verlässliche Finanzierungsgrundlage für alle in der Pflege Beschäftigten. Das aktuelle GKV-Finanzstabilisierungsgesetz sorgt aber genau für das Gegenteil.

Dabei wirkt sich die Covid-19-Pandemie weiterhin aus?
Richtig, weniger durch die intensive Betreuung von Corona-Patientinnen und -Patienten als durch den massiven Personalausfall durch Krankheit und Quarantäne sind die Krankenhäuser weiterhin stark belastet. Es fehlen uns hier 10 bis 15 Prozent von Betten- und OP-Kapazitäten, was in Konsequenz zu erheblichen Mindereinnahmen durch weniger erbrachte medizinische Leistungen führt. Die Corona Pandemie ist somit mitnichten als beendet für die Kliniken anzusehen. Deshalb setzen wir uns für eine Verlängerung der gesetzlichen Corona-Ausgleichszahlungen und -Versorgungszuschläge für die Jahre 2022 und 2023 ein.

Zum 1. Oktober tritt das neue Infektionsschutzgesetz in Kraft, das Deutschland sicher durch den Winter bringen soll. Wie sehen Sie das?
Die im Gesetz vorgesehenen organisatorischen Änderungen und verschärften Auflagen für Mitarbeitende sind inhaltlich nicht gerechtfertigt und organisatorisch – zumindest kurzfristig – nicht umsetzbar. Insbesondere die Dreifachimpfung als zwingende Zugangsberechtigung für eine Beschäftigung in der Klinik ist nicht zu rechtfertigen, ebenso wenig wie die uneingeschränkte FFP2-Maskenpflicht an allen Arbeitsplätzen. Zumindest bei den Dreifachimpfungen zeigt Minister Lucha aber ein Einlenken bei den bereits beschäftigten Klinikmitarbeitern, was ich sehr begrüße.

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