Eine der höchstmöglichen Auszeichnungen der Stadt wurde erstmals Angehörigen der Glaubensgemeinschaft Jehovas Zeugen zuteil. Um an sie zu erinnern und ihren Widerstand gegen den Nationalsozialismus zu würdigen, trägt nun eine Straße in Oberreut den Namen von Elise und Willy Johe. „Was gibt es Schöneres als eine Straßenbenennung, bei der Angehörige dabei sein können“, begrüßte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup die versammelten Gäste, darunter auch Verwandte.
Mit der Straßenbenennung werden Elise und Willy Johe als Ehepaar geehrt, „das war uns wichtig“, betonte der OB, denn beide litten gleichermaßen unter Verfolgung und Schikanen. Aufgrund ihrer Auslegung der Bibel verweigerten die Zeugen Jehovas den sogenannten „Hitlergruß“, den Wehrdienst und Arbeiten für die Rüstungsindustrie. Die NSDAP legte dies als politischen Widerstand aus und verbot schließlich die Organisation. Ab 1934 begann die systematische Verfolgung.
Familie musste Inhaftierungen und Schikanen erdulden
So nahmen auch Elise und Willy Johe nicht an den nationalsozialistischen Wahlen 1936 teil, worauf ihnen ihr Haus in Karlsruhe weggenommen und die Familie in eine Holzbaracke eingewiesen wurde. In der Folge waren die Kinder der Familie Demütigungen ausgesetzt, während Vater Willy 1937 wegen „illegaler Betätigung“ – als Zeuge Jehovas – von einem Sondergericht zu zwei Jahren Haft verurteilt wurde. Anschließend deportierte man ihn ins KZ Sachsenhausen und 1940 nach Neuengamme, wo er schwere Misshandlungen erlitt. 1945 kam er nach acht Jahren Haft frei. Während seiner Inhaftierung strebte man an, Elise Johe als unzurechnungsfähig erklären zu lassen, für die Kinder wurde ein Vormund bestellt. Auch sie kam 1944 ins Gefängnis. 1962 starb Willy Johe an den Spätfolgen der Zeit im KZ, Elise starb 1977.
Die „Johestraße“ erinnert damit nicht nur an ihre Namensgeber, sondern auch an das Schicksal der Zeugen Jehovas unterm Hakenkreuz. Insgesamt waren über 11000 Mitglieder in den Konzentrationslagern inhaftiert, auch Karlsruher verloren ihr Leben. Fünf Stolpersteine im Stadtgebiet erinnern an ihr Schicksal.