Es ist ein gewöhnlicher Vormittag. Nahe am “Zirkel” – dem Straßenzug am Schlossplatz – speichert Gabriela Angele Uhrzeit und Fahrzeugdaten eines Kombis. Der steht dort offenbar um Waren zu entladen. „Wenn der in zehn Minuten immer noch dort parkt, bekommt er ein Bußgeld verhängt“, sagt sie. An der Stelle ist nur be- und entladen erlaubt. Zusammen mit Bettina Petersohn ist Angele an diesem Vormittag unterwegs “auf Fußstreife“.
Die beiden sind angestellt beim Gemeindevollzugsdienst (GVD) der Stadt. Früher hätte man die beiden noch als “Politessen” bezeichnet, so wie es bei den ersten Einsätzen ab 1963 noch hieß - ein Wort das allerdings aus der Mode gekommen ist. “Ordnungsamt Karlsruhe”, steht dagegen heute auf dem Revers der hellblauen Blusen, die die Damen tragen. Auch von hinten sind Petersohn und Angele schon von weitem erkennbar als GVD-Mitarbeiterinnen; dort prangt in großen Lettern die Aufschrift “Ordnungsamt”.
Viel Bewegung an der frischen Luft
Für die beiden ist ihre Tätigkeit, wie sie einräumen, “ein Traumjob”. Beide nennen die Vorzüge ihrer Arbeit, die mit viel Bewegung “an der frischen Luft” verbunden ist. Bettina Petersohn ist schon seit 1997 dabei. Gabriela Angele trat ihren Dienst kurz nach Jahrtausendwende an. Längst ist das, was früher “eine Politesse” ausmachte, einem breiten Arbeitsfeld gewichen. Das Wort Politesse (oder die männliche Form: Politeur), meint, sinngemäß aus dem Englischen übersetzt: Verkehrswächter, Parkinspektor oder manchmal schlicht auch “Hilfspolizist” – doch auch diese Begrifflichkeiten sind heute überholt.
“Wir laufen bis zu 20 Kilometer am Tag und brauchen daher kein Fitnessstudio, auch kein Wandern”, schwärmt Gabriela Angele. Kollegin Petersohn überzeugt “die abwechslungsreiche Tätigkeit” und sie kann sich “nicht vorstellen etwas anderes zu machen”. Der Arbeitgeber, die Stadt Karlsruhe ist den derzeit 20 Damen und fünf Herren in Sachen Verkehrsüberwachung, auch bei den Schichtplänen sehr entgegen gekommen. Der dann in der Regel für mindestens eine Woche lang Gültigkeit hat.
Für den Leiter des Karlsruher Ordnungsamtes, Maximilian Lipp, sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des GVD “die Gesichter des Amtes draußen in der Öffentlichkeit”. Auch er bestätigt: “Die Funktionen des GVD sind in die Breite gewachsen”. War es ursprünglich, bei Start der Arbeit der ersten sechs Politessen im Spätherbst 1963, vorwiegend eine Überwachung des “ruhenden Verkehrs”, so ist seit weit mehr als 20 Jahren auch der “fließende Verkehr” in der Obhut des GVD. Das schließt den Betrieb der “Blitzer”, stationärer und mobiler Geschwindigkeitsmessanlagen, mit ein. Mehr und mehr hat sich die Landespolizei aus diesem Aufgabenbereich zurückgezogen.
Es gibt ein Bedürfnis der Bevölkerung nach Präsenz und auch Kontrolle
Lipp nennt aber auch den seit Beginn der 2000-er Jahre aufgebauten Kommunalen Ordnungsdienst (KOD); eine Art Stadtpolizei (oder auch: städtische Polizeibehörde) – der etwa am Werderplatz zum Einsatz kommt. Es gebe ein stetiges “Bedürfnis der Bevölkerung nach Präsenz und auch Kontrolle im öffentlichen Raum”, sagt der Leiter des Ordnungsamtes.
Für Bettina Petersohn und Gabriela Angele, die im Gemeindlichen Vollzugsdienst wechselweise als Fuß- oder Fahrzeugstreife – und auch schon mal mit dem Rad – unterwegs sind, gibt es auch immer wieder positive Rückmeldungen. “Wir sind froh, dass sie das machen – jemand muss es ja machen”, hört etwa Petersohn zuweilen von Bürgern. Und Kollegin Angele ergänzt mit der Selbsteinschätzung: “Wenn wir nicht da wären, wären die Straßen schnell zugeparkt”.
Petersohn erwähnt dann noch, was sie neu hinzukommenden Kollegen mit auf den Weg geben wolle. Wenn sie diese neu einlerne, sagt sie oft, dass “die Autofahrer keine Verbrecher sind”. Sie versieht ihre Arbeit stets mit Augemaß.