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Neues Fußballstadion: Bei der Pacht ein Spiel mit den Variablen

OB erläutert die komplexen Pacht-Vereinbarungen

BBBank Wildpark © Eigenbetrieb Fußballstadion im Wildpark

Neues Stadion – neue Spielregeln: Mit der vollumfänglichen Übergabe des BBBank Wildparks im Dezember 2023 an den Karlsruher SC als Hauptnutzer werden nicht nur vereinbarten Pachtzahlungen in voller Höhe fällig, es zugleich auch deutlich geänderte Rahmenbedingungen gegenüber der Zeit vor dem Stadionumbau. Wie Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup in der vergangenen Woche bei einem Pressegespräch erläuterte, lassen sich die Modalitäten nur bedingt mit einer üblichen Mietzahlung vergleichen. Vielmehr bedürfte das Pacht-Konstrukt einer besonderen Erläuterung, so Mentrup. 

Mehr Verantwortung beim Verein

Vor dem Umbau hatte der KSC das alte Wildparkstadion nur an Spieltagen in vollem Umfang angemietet. In der restlichen Zeit war die Stadt für Pflege und Wartung der Anlage zuständig. Einzig die Geschäftsstelle war dauerhaft vermietet. Die Zuständigkeiten haben sich nun mit der Inbetriebnahme des neuen Stadions verändert, der KSC übernimmt nun deutlich mehr Verantwortung: So liegen unter anderem die Themen Spielfeld, Stadionbetrieb, Reinigung und Verkehrssicherungspflicht jetzt in den Händen der vereinseigenen Stadionbetriebsgesellschaft. Die Ausgaben für Erneuerungen des Gebäudes und beispielsweise die Wartung sicherheitsrelevanter Einrichtungen verbleiben bei der Stadtverwaltung, werden aber auf den KSC umgelegt.

"Hier ist der Substanzerhalt unserer Immobilie wichtig für die Stadt", sagte Mentrup. Kern der Einnahmen ist die zweiteilige Grundpacht, zum einen für die Geschäftsstelle, zum anderen für das Stadionrund. Letztere Jahrespacht ist abhängig von der Klasse des Spielbetriebs: In der ersten Bundesliga werden höhere Zahlungen fällig als in einer niedrigeren Spielklasse. Hinzu kommt eine Beteiligung an den Ticketverkäufen, wenn mehr als 18.500 Menschen im Stadion sind, sowie eine Gewinnbeteiligung, eine Umsatzbeteiligung und gegebenenfalls Aufstiegsprämien. Als sogenannte zweite Miete werden die Betriebskosten umgelegt, hinzu kommt eine Pauschale für die Instandhaltung verschiedener Gebäudeteile, welche die Stadt weiterhin übernimmt. Abschließend hat sich der KSC verpflichtet, noch bestehende Restschulden bei der Stadt Karlsruhe zurückzuzahlen. Die Mietkaution wird in Raten fällig. Das Konstrukt mit den verschiedenen Bausteinen wurde bewusst gewählt, wie Stadtkämmerer Torsten Dollinger ergänzte.

Wirtschaftliche Vermarktung erst jetzt möglich

"Das alte Wildparkstadion war hochgradig sanierungsbedürftig", betonte Mentrup. "Erst mit dem Neubau ist eine zeitgemäße wirtschaftliche Vermarktung überhaupt möglich." Mentrup weiter: "Auch für den Verein wird so die Überlebensfähigkeit gesichert." Dies habe auch Vorteile für die Stadt: Bei den alten Zuständigkeiten sei der Aufwand an Ressourcen bei der Verwaltung über verschiedene Dienststellen verteilt und dadurch sehr hoch gewesen. Nun ist die Verantwortung beim städtischen Eigenbetrieb Fußballstadion im Wildpark gebündelt oder gleich vom KSC übernommen. Damit sei es realistisch, dass die Kosten des Eigenbetriebs durch die städtischen Einnahmen aus dem Stadion gedeckt werden.

Ein zweiter Faktor ist die Refinanzierung der Investition in das neue Stadion. Wann genau der Moment erreicht sein wird, an dem der KSC diese Summe zurückgezahlt hat, lässt sich nicht voraussagen. Hierfür ist der sportliche Erfolg ausschlaggebend: Je höherklassiger der Verein spielt, desto schneller erfolgt die Refinanzierung. Die Verträge sind nicht direkt an den Spielbetrieb gekoppelt. Der KSC hat für den Stadionbetrieb seinerseits eine Betriebsgesellschaft gegründet, in welche die Einnahmen des Vereins fließen. Dann werden die Stadionkosten bedient, bevor der Überschuss abgeführt und beispielsweise in den Profifußball investiert wird. In der Refinanzierungsrechnung ist bereits eine Summe von 15 Millionen Euro für Neuinvestitionen in Technik nach 20 Jahren vorgesehen. Nach dieser Zeit gibt es zudem neue Pachtverhandlungen, um die Verträge an die dann vorherrschenden Bedingungen anpassen zu können. "Ich fand es sehr mutig vom Verein, sich auf dieses Vertragskonstrukt einzulassen, aber auf der anderen Seite auch notwendig", sagte Mentrup. Er sei sich dessen bewusst, dass die Verantwortlichen des KSC hier an eine finanzielle Schmerzgrenze gingen. Das neue Stadion, der BBBank Wildpark, sei ein Meilenstein für die Stadt Karlsruhe und den Karlsruher SC, darin waren sich beim Pressetermin alle Beteiligten einig. Aktuell laufen dort zwar noch die letzten Mängelbeseitigungen, doch schon jetzt strahlt der Fußballtempel seine Wirkung weit über die Grenzen von Karlsruhe hinaus.

Fakten zum Pachtverhältnis

Die Stadionpacht setzt sich aus mehreren Bausteinen zusammen. Ziel ist die Deckung der laufenden Kosten sowie eine Refinanzierung der Investition. Die Posten sind teilweise für 20 Jahre fix vereinbart, andere haben eine Steigerungsrate. Nach 20 Jahren wird der Pachtvertrag neu verhandelt.

  • Grundpacht A: Zahlung für die Geschäftsstelle
  • Grundpacht B: ligaabhängige Zahlung für das Stadion
  • Instandhaltungspauschale
  • Umsatzbeteiligung ab 18.500 verkauften Tickets (ohne Hospitality)
  • Gewinnpauschale als Beteiligung an Veranstaltungen im Stadion
  • Betriebskosten vergleichbar mit „Nebenkosten“
  • Einnahmen aus Vermarktung des Namensrechts

Ergänzend:

  • Aufbau einer Mietkaution bis 3,75 Millionen Euro
  • Rückzahlung der offenen Restschuld von 1,9 Millionen Euro bei der Stadt

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