Obwohl schon seit fast 200 Jahren nicht mehr unter uns weilend, schaffte es Friedrich Weinbrenner dennoch, im Mittelpunkt eines ganzen Abends zu stehen. Um das kulturelle Erbe des großen Architekten drehte sich das neu belebte Format des Stadtbauforums, das mit dem etwas doppelbödigen Titel "Weinbrenner im Schlachthof" im "Substage" stattfand. Trotz allseitiger Wertschätzung für den herausragenden Vertreter des Klassizismus gingen dabei allerdings die Ansichten über den Umgang mit Weinbrenners Werken bisweilen auseinander.
Projekt am Rondellplatz kontrovers diskutiert
Zwei aktuelle Projekte standen exemplarisch im Fokus des Stadtbauforums, das Forum St. Stephan am Friedrichsplatz und das Markgräfliche Palais am Rondellplatz. Während ersteres Vorhaben, das unter anderem den Ersatz des Pfarrhauses durch einen Pavillon beinhaltet, erst zur vorgerückter Stunde von Architekt Martin Dürr vorgestellt wurde, drehte sich die Debatte zuvor ausgiebig um die bereits angelaufene Baustelle an der zentralen Achse der Stadt. Insbesondere der Vorsitzende der Weinbrenner-Gesellschaft, Dr. Ulrich Maximilian Schumann, profilierte sich hier als Kritiker. "Das Verständnis für Planungs- und Stadtkultur fehlt", monierte der Publizist und Architekturhistoriker, zudem sei "eine Missachtung und Zerstörung des Erbes" feststellbar. Ähnlich äußerte sich mit einem Videostatement Markgraf Bernhard von Baden., der mangelndes Geschichtsbewusstsein und ein generelles Bildungsproblem als Ursache ausfindig gemacht haben wollte.
Steuerungsmöglichkeiten der Stadtverwaltung
"Wir gehen mit dem Erbe respektvoll um und haben die rechtlichen Rahmenbedingungen, wie die heutigen Bedürfnisse der Stadtentwicklung im Blick", befand dagegen Bürgermeister Daniel Fluhrer. Zudem sah er die baukulturelle Debatte auf einem guten Weg. Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup nahm zum Kauf von Baudenkmalen durch die Stadt Stellung: "Wann immer wir die Chance zum Erwerb haben, sind wir grundsätzlich dazu bereit", erläuterte der OB. Steuerungsmöglichkeiten biete etwa das Vorkaufsrecht in Sanierungsgebieten, oder, wenn diese Option nicht gezogen werden kann, eine Vereinbarung zur Einhaltung der Sanierungsziele.
PSD-Bank Karlsruhe-Neustadt ist Bauherrin
Eine solche hatte die PSD-Bank Karlsruhe-Neustadt als Eigentümerin für das Projekt Markgräfliches Palais abgeschlossen, denn, so Vorstandschef Bernhard Slavetinsky, "wir nehmen die Verantwortung als Karlsruher Unternehmen wahr“. Da "Qualität ihren Preis kostet", müsse die PSD-Bank beim Neubau der Seitenflügel wirtschaftliche Aspekte berücksichtigen. Gleichwohl "geht der Entwurf sehr respektvoll mit dem Ensemble um", bescheinigte die Leiterin des Stadtplanungsamts, Prof. Anke Karmann-Woessner.