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Andere Perspektiven einnehmen bei Woche der christlich-jüdischen Zusammenarbeit

Respekt ist Basis für Dialog / 75 Jahre Grundgesetz als „Glücksfall“ gewürdigt

Aufruf zum Dialog: Kira Busch-Wagner, Stephan Harbarth, Solange ­Rosenberg, Pfarrer Erhard Bechtold und OB Mentrup (v.l.) Aufruf zum Dialog: Kira Busch-Wagner, Stephan Harbarth, Solange ­Rosenberg, Pfarrer Erhard Bechtold und OB Mentrup (v.l.) © Volker Knopf

Mit dem Slogan „The Sound of Dialogue – Gemeinsam Zukunft bauen“ startete am Sonntag die Woche der Christlich-Jüdischen Zusammenarbeit 2024. Im voll besetzten Bürgersaal des Rathauses behielten die Referenten die Historie im Blick und thematisierten aktuelle Herausforderungen. Die Festansprache hielt Professor Stephan Harbarth, Präsident des Bundesverfassungsgerichts.

Einander zuhören und voneinander lernen

Zu Beginn nannte Oberbürgermeister Dr. Frank Mentrup die Intention der Reihe. „Es geht darum, die Perspektiven des anderen einzunehmen, zuzuhören und voneinander zu lernen. Begegnung und Austausch stehen im Zentrum.“ Der gegenseitige Respekt sei die Basis, um offen miteinander zu diskutieren. Der Rathauschef dankte zudem dem Organisationsteam der traditionsreichen Reihe. In dieser Woche gab es unter anderem den Roman „Ein nasser Hund ist besser als ein trockener Jude“ als Filmvorführung für Schulklassen zu sehen. An diesem Wochenende steht am Sonntag, 10. März, um 11 Uhr eine Synagogenführung auf dem Programm. Außerdem geht im Badischen Staatstheater am 28. März das Stück „Effingers“ über die Bühne.

Verfassungsgerichtspräsident Harbarth: "Besondere Verantwortung Deutschlands"

Verfassungsgerichtspräsident Harbarth würdigte die Woche als ein „zukunftsweisendes Signal“, gerade im Kontext der aktuellen Krisen – namentlich „dem schrecklichen Terrorangriff der Hamas und dass Juden in aller Welt wieder Sorge haben müssen“. Harbarth erinnerte an die besondere Verantwortung Deutschlands und nahm in seiner Festrede Bezug zum aktuellen Jubiläum 75 Jahre Grundgesetz, das er als „Glücksfall“ bezeichnete. Der 52-Jährige skizzierte die Geschichte der Verfassungen in Deutschland von den Anfängen in der Frankfurter Paulskirche 1848 bis zur Weimarer Republik („eine Demokratie ohne Demokraten“), die in der Katastrophe endete. Das Grundgesetz sah er als „großartiges Versprechen und als stabilen Ordnungsrahmen“. Der Staat sei um der Menschen willen da – nicht umgekehrt. „Das ist einer der wunderbarsten Sätze der Verfassungsgeschichte“, so der gebürtige Heidelberger. Die unantastbare Menschenwürde und das Recht, welches die Freiheit der Schwachen schützt, nannte er als Eckpfeiler. Der Weitblick der Väter des Grundgesetzes sei enorm – die europäische Integration wurde mitgedacht. „Friede und Freiheit in Europa sind nicht selbstverständlich“, resümierte Harbarth, der aufforderte „zu streiten, aber mit Respekt und Stil“. Abschließend forderte Pfarrerin Kira Busch-Wagner auf, sich „gegen Polarisierung und Sprachlosigkeit zu stemmen“ und dankte allen, die sich am Dialog beteiligen.

Dieser Artikel erschien in der StadtZeitung Nr. 10 am 8. März 2024.

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