Menü
eService
Direkt zu
Suche

Stadt zelebriert 200 Jahre Ständehaus: Demokratische Pioniertaten

Badischer Parlamentarismus wegweisend / Buchvorstellung und Feierstunde

Zum Jubiläum gab es kürzlich eine Buchpräsentation von Prof. Hans-Peter Becht. Sein umfassendes Werk trägt den Titel „Handbuch der badischen Ständeversammlung und des Badischen Landtags 1819 – 1933“ und ist in zwei Teilbänden erschienen. Kurzbiographien der Abgeordneten prägen das umfangreiche Nachschlagewerk. Die badische Ständeversammlung war eines der ersten deutschen modernen Parlamente. In ihren Debatten wurden schon im 19. Jahrhundert noch heute gültige liberale und demokratische Normen formuliert. Das Gebäude, in dem die demokratischen Pioniere seinerzeit tagten, wurde 1944 schwer beschädigt und 1961 abgerissen. Das Neue Ständehaus entstand 1993 an gleicher Stätte, darin die Erinnerungsstätte des Originals.

Bei der Feierstunde erwähnte OB Dr. Frank Mentrup die wegweisende badische Verfassung und die fortschrittlichen Debatten, die weit über Badens Grenzen Gehör fanden. Mit einem kleinen Seitenhieb Richtung Stuttgart wünschte er sich, dass im württembergischen Landesteil „der Stolz auf die badische Geschichte und seinen frühen Parlamentarismus“ durchaus etwas ausgeprägter sein dürfte. Prof. Wolfgang Zimmermann (Kommission für geschichtliche Landeskunde) nannte das Ständehaus einen symbolträchtigen Erinnerungsort. Verfassungsstaat und Demokratie benötigten diese Orte zur historischen Selbstvergewisserung. „Wir brauchen Fixpunkte, die identitätsstiftend sind und aus denen ein Verfassungspatriotismus entsteht.“

In seinem Vortrag „Von den Lehrjahren zu den Herrenjahren – Badischer Parlamentarismus 1847 – 1866“ skizzierte Becht anschließend die Brüche, welche das badische Parlament prägten. Von innenpolitischen Krisen bis zur Politisierung der Massen berichtete er kenntnisreich – beispielsweise dar-über, dass bei der Badischen Revolution Gastwirte und Lehrer einen Großteil der Demokratie-Streiter stellten. Oder, dass die kleinstädtischen und dörflichen Eliten die Basis der Radikalen bildeten, nicht das Bürgertum in Karlsruhe oder Offenburg. Auch die Trennlinien zwischen Liberalen und Radikalen markierte Becht.

In der Buchpräsentation betonte die Leiterin des Stadtarchivs, Dr. Katrin Dort, dass die Wirkung des badischen Parlaments gar nicht hoch genug eingeschätzt werden könne. Dr. Martin Furtwängler (Kommission für geschichtliche Landeskunde) bezeichnete das Buch als „wichtig für die historische Forschung, ebenso für interessierte Laien“. -voko-

Mehr zum Thema

Badische Revolution 1848/49 in Karlsruhe: Neue Angebote

Zum 175-jährigen Jubiläum der Revolution 1848/49 gibt es neue digitale und analoge Angebote des Stadtarchivs und der historischen Museen der Stadt Karlsruhe.

-

Kopieren Kopieren Schreiben Schreiben