„Mit dem heutigen Abend endet die vielleicht wichtigste Etappe der Planungswerkstatt,“ sagte Bürgermeister Michael Obert zu Beginn den Abends. Die Teams hatten die Aufgabe, nach den Rückmeldungen aus dem Planungsworkshop im März ihre Ideen weiterzuentwickeln und so ihr räumliches Leitbild für Karlsruhe zu konkretisieren. Die Präsentationen des Abends zeigten, dass sich die Teams während dieser zweiten Planungsetappe erneut intensiv mit der Stadt auseinandersetzten. Um dem daraus resultierenden Präsentationsmarathon zu folgen, bedurfte es einer Menge Sitzfleisch aller Gäste. Die mehr als 200 Teilnehmer hörten dennoch konzentriert zu, beteiligten sich rege im zweiten Teil des Abends an den Diskussionen mit den Teams und ergänzten weitere Ideen am Bürgertisch.
Fünf-Minuten-Stadt mit viel Freiraumpotenzial
Mit seiner Präsentation „Welcome to fabulous Mixed Zone Karlsruhe“ eröffnete das Team berchtoldkrass / S. US / UC studio den ersten Teil des Abends und nahm das Publikum mit auf die Reise durch Karlsruhe. Die fünf Szenarien für die mögliche Entwicklung der Stadt, die das Team im März vorgestellt hatte, wurden nun während der Etappe 2 in fünf Handlungsfeldern konkretisiert. Philipp Krass (berchtoldkrass) und Dr. Martina Baum (Studio Urbane. Strategien) zeigten dem Publikum, welche Qualitäten Karlsruhe jeweils entwickeln könnte.
Dort, wo Stadt die Landschaft küsst
Nachdem das Team West 8 / verkehrplus in der ersten Etappe in Bildern wie dem Auflösen der Verkehrsspaghetti an der Südtangente oder den eine Millionen Bäumen für die Karlsruher Innenstadt sprachen, arbeiteten die Planer in Etappe 2 an einem übergeordneten, robusten Regelwerk für die gesamträumliche Entwicklung Karlsruhes. Im Mittelpunkt ihrer Präsentation standen einzelne „Paragraphen“, die sechs verschiedene Fragestellungen repräsentierten. Für das Publikum erschloss sich vor allem im anschließenden Workshop durch die Erläuterung am großen Modell, dass der sehr theoretische Ansatz des Teams immer noch konkrete Ziele vor Augen hat - wie zum Beispiel die Verknüpfung von Landschaft und Stadt und das Herausarbeiten bestimmter Stadtkanten. „Dort wo die Stadt die Landschaft küsst, sehen wir Potenziale“, sagte Christoph Elsässer (West 8). „Die gilt es nun in der letzten Etappe zu benennen und beispielhaft auszuformulieren.“
Mitten durch den Hardtwald
Team Machleidt / Sinai / SHP hat sich ebenfalls intensiv mit dem Wechselspiel zwischen Stadt und Landschaft beschäftigt. Im ersten Teil ihres Vortrags gaben die Planer einen ausführlichen Rückblick über das ganzheitliche Denken von Stadt und Landschaft und ihre damit verbundenen acht Thesen für Karlsruhe. Im zweiten Teil erläuterten sie am Beispiel der Nord- und Südtangente mögliche Potenzialräume und Entwicklungszonen. Im Fokus standen erneut die Aufwertung rund um die Alb durch Landschaftsbrücken sowie die städtebauliche Weiterentwicklung des Bahnhofsviertels und der Anschluss der Stadt zum Rhein. Für den Norden sieht das Team in der Qualifizierung des Hardtwalds als Waldpark neuen Typs ein zentrales Thema. Eine Ost-West-Verknüpfung durch Radschnellwege und einer neuen Tramline, der „Hardtbahn“, könnte zur weiteren Stärkung des Gebiets beitragen.
Startschuss für Etappe 3
„Eine wichtige Rolle bei allen Arbeitsgruppen spielt die Landschaft und der Freiraum – sowohl in den fünf Grundsätzen von Team berchtoldkrass als auch in den Paragraphen vom Team West 8“, fasste Stadtplanungsamtsleiterin Prof. Dr. Anke Karmann-Woessner die Schnittmengen der Teams am Ende des Abends zusammen. „Am stärksten hat Team Machleidt mit einer Stadtvision der Landschaftsstadt gearbeitet und diese auf ihre Auswirkungen auf die Realstadt untersucht und rückgekoppelt. Diesen Ansatz der Rückkopplung wünsche ich mir noch stärker.“
Damit formulierte die Planungsexpertin auch Anforderungen für die dritte und letzte Etappe der Planungswerkstatt. „Alle drei Teams verweisen darauf, dass es robuster Regeln, Prinzipien beziehungsweise eines starken Grundgerüstes bedarf. Eine entscheidende Frage, die ich bis zur Schlusspräsentation gerne mit den Teams vertiefen würde, ist, wie sie sich diese Regeln und die dadurch entstehenden Spielräume genau vorstellen.“ Zudem könnten atmosphärische Fragen noch eine stärkere Rolle spielen: „Wie fühlen wir uns in dieser Stadt?“
Weitere Anregungen und explizite Empfehlungen für die Präzisierung ihrer Ideen erhielten die Teams am Folgetag vom Begleitgremium.