Wer kann Pflegefamilie werden?
Grundsätzlich können verheiratete und unverheiratete Paare, aber auch Alleinstehende, Pflegepersonen werden. Dabei ist nicht grundsätzlich entscheidend, ob eigene Kinder vorhanden sind. Die Voraussetzungen sind oft günstiger, wenn ein Vater und eine Mutter als Rollenvorbilder zur Verfügung stehen und wenn deren eigene Kinder dem Pflegekind Partner für soziales Lernen sein können. Der Altersabstand zwischen der zukünftigen Hauptbezugsperson und dem Pflegekind sollte nicht mehr als 45 Jahre und zum älteren Partner nicht mehr als 50 Jahre betragen. Ein Elternteil sollte sich überwiegend der Versorgung und Erziehung des Kindes widmen können und eine mögliche Teilerwerbstätigkeit in der Eingewöhnungszeit des Kindes durch die Inanspruchnahme von Elternzeit ganz zurückstellen. Die finanzielle Basis muss auch ohne Einbeziehung des Pflegegeldes sichergestellt sein. Die Wohnung sollte so groß sein, dass mit der Aufnahme eines Pflegekindes keine beengte Situation entsteht und genügend Bewegungsspielraum erhalten bleibt. Die Pflegefamilie muss zur Zusammenarbeit mit den Eltern, dem Jugendamt und anderen Pflegefamilien im Rahmen von Fortbildungsveranstaltungen bereit sein. Neben diesen äußeren Voraussetzungen sollte eine Pflegefamilie vor allem Freude am Zusammenleben mit Kindern haben.
Das sollten zukünftige Pflegeeltern bedenken
An Pflegeeltern werden besondere Anforderungen gestellt; soziale Einstellung und guter Wille sind wichtig, genügen aber allein nicht, um dieser Aufgabe gewachsen zu sein. Die Besonderheit der "doppelten Elternschaft" unterscheidet sich von dem gewohnten Verständnis der Elternrolle und den gesellschaftlichen Maßstäben. Sie erfordert deshalb die Bereitschaft, sich neuen Erfahrungen zu öffnen, sich Veränderungen zu stellen. Eine Entscheidungshilfe für Ihre eigenen Überlegungen, ob Sie als Pflegefamilie geeignet wären, können folgende Gesichtspunkte sein:
Ihre Gründe, Ihr Selbstverständnis
Die Gründe für den Wunsch, ein Pflegekind aufzunehmen, können vielseitig sein. Welche Gründe es für jeden Einzelnen sind, welche Wünsche und Erwartungen Sie sich mit der Aufnahme eines Pflegekindes erfüllen möchten, sollten Sie sich selbst auch im Gespräch mit Ihrer Familie offen beantworten. Die Motivation für die Aufnahme eines Kindes hat entscheidenden Einfluss auf die Einstellung zum Kind und einer Ursprungsfamilie und bestimmt im Wesentlichen Ihr Selbstverständnis als Pflegeeltern. Überlegen Sie deshalb:
- Welche Erwartungen und Wünsche verbinde ich mit der Aufnahme eines Pflegekindes?
- Habe ich den Wunsch, dem Pflegekind die leiblichen Eltern zu ersetzen, ihm Vater oder Mutter zu sein?
- Sehe ich meine Elternrolle als Ergänzung und Erweiterung der bestehenden Beziehung des Kindes zu seinen leiblichen Eltern?
Ihr Zusammenleben in der Familie
Im Laufe ihrer Entwicklung kommen auf eine Familie immer wieder Ereignisse und Situationen zu, die eine Veränderung der bisherigen Rollen und Verhaltensregeln erforderlich machen. Das Gleichgewicht in der Familie kann dann am tragfähigsten wieder hergestellt werden, wenn die gefundenen Lösungen zur Zufriedenheit aller Familienmitglieder beitragen. Fragen Sie sich desh
- Wie werden in unserer Familie Entscheidungen getroffen, Konflikte gelöst?
- Gelingt es, Veränderungen für alle zufriedenstellend zu bewältigen?
Ihr Einfühlungsvermögen, Ihr Verständnis
Um die Gefühle und das Handeln eines Kindes verstehen zu können, ist es wichtig, seine Vorstellungswelt kennen zu lernen. Da diese beim Pflegekind durch seine vorausgegangenen und die jetzigen Erfahrungen geprägt ist, bleibt sein Verhalten für die Pflegeeltern manchmal rätselhaft und unverständlich. Besonders viel Einfühlungsvermögen, Geduld und Toleranz sind gefordert. Bedenken Sie deshalb:
- Gelingt es mir im Allgemeinen gut, mich in Kinder einzufühlen, ihre Beweggründe zu verstehen?
- Kann ich mit schwierigen Verhaltensweisen gelassen und geduldig umgehen?
Ihr Erziehungsverhalten
Gerade in der Phase des Aufbaues neuer, tragfähiger Beziehungen stellt das Pflegekind viele Abläufe und Regeln im Familienalltag in Frage. In diesen Situationen ist es wichtig, durch Kontinuität in der Erziehung Orientierung und Geborgenheit zu vermitteln, ohne gleichzeitig durch zu starres Verhalten das Kind zurückzuweisen und damit den Aufbau einer tragfähigen Beziehung zu verhindern. Überlegen Sie deshalb:
- Fühle ich mich sicher in meinem Erziehungsverhalten?
- Gelingt es mir, Beständigkeit zu bewahren und finde ich dabei noch flexible Antworten auf Erziehungsprobleme?
Ihre Bereitschaft, fachliche Beratung und Hilfe anzunehmen
Zum familiären Alltag einer Pflegefamilie gehören auch Situationen, die Gefühle von Enttäuschung und des Versagens auslösen können. Pflegeeltern sollten sich nicht durch Schwierigkeiten entmutigen lassen, sondern sie eingestehen können und bereit sein, fachliche Hilfe anzunehmen. Fragen Sie sich deshalb:
- Wie gehe ich selbst mit Versagensgefühlen um?
- Kann ich Enttäuschungen eingestehen?
- Bin ich offen, Beratung anzunehmen und neue Wege zu gehen?
Die nächsten Schritte für zukünftige Pflegeeltern
Das Jugendamt ist gesetzlich verpflichtet, die Eignung der Bewerberinnen und Bewerber zu prüfen. Dabei steht für uns Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Pflegekinderdienstes das persönliche Kennenlernen durch mehrere gemeinsame Gespräche mit Ihrer Familie im Mittelpunkt.
Mit der für Ihren Wohnbezirk zuständigen Ansprechperson können Sie telefonisch einen Termin für ein erstes Informationsgespräch vereinbaren. Ihre Angaben werden selbstverständlich im Rahmen des gesetzlichen Datenschutzes vertraulich behandelt.