Karlsruhe: Stadtteile
Historische Gebäude und Sagen
Die evangelische Kirche im Winter
Eine der fünf Grötzinger Kapellen war die Heilig-Kreuz-Kapelle, die am Südende des Dorfes gelegen habe. Aus dieser sei die 1255 erstmals erwähnte Dorfkirche hervorgegangen, die unter der Regierung Markgraf Rudolf I. mit Beistand des Kloster Lichtenthals gebaut und Unserer Lieben Frau geweiht wurde. 1414 wurde an die Chorturmkirche unter Markgraf Bernhard I ein Ostchor im frühgotischen Stil angebaut. Das Langhaus erweiterte man 1425 auf die heutige Breite, 1497 kam der Westturm (48,75 m) hinzu. Seit 1556 wird in ihr der Gottesdienst nach protestantischer Liturgie abgehalten.
Um das bis zu 22 Grad gedrehte Kirchturmdach (19,60 m) rankt sich die Sage, wonach der neidische Teufel es nicht auszureißen, sondern nur zu verdrehen vermochte. Vermutlich war die Drehung vom Zimmermann so gewollt. Ein alter Stich der Weißenburger Kirche zeigt ein ganz ähnliches Dach. Bemerkenswert ist auch das spätgotische Kruzifix am Altar (1510), das aus der Ulmer Schule stammt. Bei der Renovierung 1976/77 wurden im Chorbogen Fresken aus dem Jahr 1425 freigelegt (Gleichnis von den klugen und törichten Jungfrauen). Seit 1990 ist das vierstimmige Geläut wieder um die Heimatglocke vervollständigt.
Foto: Manfred Müller
Schloss Augustenburg
Die Geschichte der Augustenburg beginnt als Pfründhaus im 12. Jahrhundert. Erst um 1560 wurde daraus nach einem Umbau das "Hohe Haus" d.h. ein herrschaftliches Schloss. Seinen Namen erhielt es erst später von Markgräfin Maria Augusta, die es 1699 grundlegend renovieren ließ. Nach dem Tod der Namensgeberin begann auch der Niedergang des Gebäudes. Im 19. Jahrhundert diente es u.a. als Krapphaus, Knopffabrik und Studentenkneipe.Ins Blickfeld einer größeren Öffentlichkeit geriet es erst wieder durch die Grötzinger Malerkolonie, die dort um die Jahrhundertwende einzog. In dieser Zeit wurde die inzwischen stark herunter gekommene Augustenburg zum Baudenkmal. Im zweiten Weltkrieg waren unter unwürdigen Verhältnissen Zwangsarbeiterinnen in einem großen Teil des Schlosses untergebracht, nach dem Kriege fanden Flüchtlinge hier eine erste Unterkunft. Der nach wie vor schlechte Erhaltungszustand bestimmte in der Nachkriegszeit immer in starkem Maße die Diskussion über die weitere Nutzung. In den 1970-er Jahren schien mit dem Umbau in Senioreneigentumswohnungen eine sinnvolle Nutzung gefunden, doch erst ein erneuter Umbau zu einem Seniorenwohn- und -pflegeheim im Jahr 1987 führte zum Erfolg.
Zur Geschichte des Gasthauses “Goldener Ochsen” in Grötzingen
Die älteste Wirtschaft ist wohl das Gasthaus zum roten Ochsen. Die Berechtigung vererbt sich in der schon 1532 ansässigen Familie Krauß. Zu diesem Gebäude wurde vom ehemaligen Eigentümer eine Chronik zusammengestellt:
Zur Geschichte des Gasthauses “Goldener Ochsen” in Grötzingen (PDF, 9.09 MB)
Geschichten und Sagen
Die Hottscheck
Die Sage berichtet, dass während eines Krieges die Franzosen die Kirchenglocke der Grötzinger raubten und auf der Flucht auf Durlacher Gemarkung vergruben. In Friedenszeiten gruben die Durlacher die Glocke wieder aus, und es entstand ein heftiger Zwist zwischen Grötzingern und Durlachern über die Frage, wem die Glocke gehörte. Ein beherzter Grötzinger Bauer spannte während des Streits einen Ochsen vor das Fuhrwerk, auf dem die Glocke schon lag, und trieb das Tier mit dem Ruf "Hott, Scheck, Gretzinge zu" an. Die Glocke gelangte so glücklich wieder nach Grötzingen.An die Sage des Hottscheck-Bauern, von der es mehrere Versionen gibt, erinnert heute der Brunnen am Rathausplatz, eine Darstellung amTreppengeländer im Rathaus und der Name der Grötzinger Narrenzunft.
Der Teufel und der Kirchturm
Die Grötzinger waren sehr stolz auf ihr Gotteshaus mit dem bunt schillernden Turmdach und fleißige Kirchgänger. Das ärgerte den Teufel sehr, und er versuchte, in einer stürmischen Novembernach den Turm umzuwerfen. Aber die dicken Mauern hielten dem Ansturm stand, es gelang dem Teufel lediglich, das Turmdach zu drehen. Die Grötzinger ließen das gedrehte Turmdach als Erinnerung an des Teufels Schwäche und Ohnmacht stehen, und so ist der Turm bis heute das Wahrzeichen Grötzingens.Bildquelle: Manfred Müller