Karlsruhe: Stadtteile
Geschichte von Hohenwettersbach
Urkundlich wurde Hohenwettersbach 1262 erstmals unter dem
Namen "Durrenweterspach" erwähnt, da wohl durch die
geografische Lage immer Wassermangel herrschte.
Von 1250 - 1280 gehörte Dürrenwettersbach den Grafen von Eberstein und den Grafen von Zweibrücken.
1535 fiel der Ort durch die Teilung Badens an Baden-Durlach. 1568 existierten 32 Hofstätten, und 1648, am Ende des dreißigjährigen Krieges, lebten nur noch wenige Einwohner in Dürrenwettersbach.
Im Jahr 1706 kaufte Markgraf Karl Wilhelm die Ortschaft und benannte sie in Hohenwettersbach um. Er ließ im heutigen Lustgarten ein Lustschlösschen errichten. Das Hofgut Hohenwettersbach übertrug Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach 1725 seiner aus einer morganatischen Verbindung stammenden Tochter Karoline von Wangen anlässlich ihrer Eheschließung mit Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt. 1740 wurde das erste Schulhaus, 1742 die evangelische Kirche erbaut.
Um 1760 beschäftigten die Gutsherren zum Schlossbau und für den landwirtschaftlichen Betrieb Arbeiter und Tagelöhner, die sich auf herrschaftlichem Boden ansiedeln durften, aber zeitlebens von ihrer Herrschaft abhängig waren und vielfach in bitterer Armut leben mussten.
Erst 1864 - die Revolution hatte den Freiheitswillen der Hohenwettersbacher gestärkt - konnte eine selbstständige Gemeinde Hohenwettersbach gegründet werden. Der neue Ort zählte rund 650 Einwohnerinnen und Einwohner.
1931 wurden die seit 1864 getrennten Gemarkungen des Hofgutes und des Ortes vereinigt.
Von 1250 - 1280 gehörte Dürrenwettersbach den Grafen von Eberstein und den Grafen von Zweibrücken.
1535 fiel der Ort durch die Teilung Badens an Baden-Durlach. 1568 existierten 32 Hofstätten, und 1648, am Ende des dreißigjährigen Krieges, lebten nur noch wenige Einwohner in Dürrenwettersbach.
Im Jahr 1706 kaufte Markgraf Karl Wilhelm die Ortschaft und benannte sie in Hohenwettersbach um. Er ließ im heutigen Lustgarten ein Lustschlösschen errichten. Das Hofgut Hohenwettersbach übertrug Markgraf Karl Wilhelm von Baden-Durlach 1725 seiner aus einer morganatischen Verbindung stammenden Tochter Karoline von Wangen anlässlich ihrer Eheschließung mit Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt. 1740 wurde das erste Schulhaus, 1742 die evangelische Kirche erbaut.
Um 1760 beschäftigten die Gutsherren zum Schlossbau und für den landwirtschaftlichen Betrieb Arbeiter und Tagelöhner, die sich auf herrschaftlichem Boden ansiedeln durften, aber zeitlebens von ihrer Herrschaft abhängig waren und vielfach in bitterer Armut leben mussten.
Erst 1864 - die Revolution hatte den Freiheitswillen der Hohenwettersbacher gestärkt - konnte eine selbstständige Gemeinde Hohenwettersbach gegründet werden. Der neue Ort zählte rund 650 Einwohnerinnen und Einwohner.
1931 wurden die seit 1864 getrennten Gemarkungen des Hofgutes und des Ortes vereinigt.
Lokale Gechichte und "Geschichtchen"
Vom Kutscherweg mit seinen alten Kirschbaumanlagen.
Mais - so weit das Auge reicht ...
Landwirtschaftliche Betriebe und ihre
Existenz.
Ein Weizen geht in die Welt! Siegeszug einer neuen
Weizensorte.
Stadtwiki: Die Freiherren Schilling von Canstatt
Das Adelsgeschlecht und sein Wirkungskreis wird hier
detailliert beschrieben.
Hohenwettersbach und die Familie Schilling von Canstatt
Fast 300 Jahre hat die Familie Schilling von Canstatt die
Geschicke in Hohenwettersbach zuerst bestimmt und geprägt
und später maßgebend beeinflusst. Das liegt vor allem darin
begründet, dass ab dem Jahr 1725 die gesamte Gemarkung,
später der größte Teil der Gemarkung im Besitz der Familie
war. Das ist auch heute noch der Fall. Unsere Geschichte
führt uns von der Leibeigenschaft bis hin zur selbständigen
Gemeinde.
Wer auf seinem Spaziergang am Rande der Gemarkung auf einen alten Grenzstein trifft, findet dort auf der Hohenwettersbacher Seite immer eine Kanne, das Wappen der Schilling von Canstatt. Die Familie selbst entstammt dem schwäbischen Uradel. Der älteste bekannte Wohnsitz der Familie ist die Altenburg in Cannstadt. Erstmals erwähnt wurde der Name im Jahr 1260. In der Familienchronik sind mehr als 300 Häupter aufgeführt. Viele davon waren hohe Offiziere oder dienten unter verschiedenen Fürsten in höchsten Ämtern. Aus der Familie gingen viele berühmte Persönlichkeiten hervor.
Beginnen wir mit Ludwig Friedrich Schilling von Canstatt. Dieser hatte schon unter dem Oberbefehl von Markgraf Ludwig-Wilhelm, dem badischen Türkenlouis, bei Budapest gegen die Türken gekämpft. Er sollte 1689 im pfälzischer Erbfolgekrieg die badische Residenz Durlach als Generalmajor gegen die Franzosen verteidigen. Seine Offiziere und die Herren der Zivilverwaltung hielten die Lage für aussichtslos. Sie wollten die Stadt gegen seinen Willen mit der Bitte um Schonung an die Franzosen übergeben. So geschah es dann auch, nach einigem Hin und Her. Die Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Die Bürger mussten am nächsten Tag die Stadt verlassen. Sie konnten auf ihrem Weg nach Langensteinbach von den Höhen bei Hohenwettersbach zusehen, wie ihre Stadt und das wunderschöne Renaissanceschloss bis auf fünf Häuser niedergebrannt wurde. Schilling von Canstatt kam für drei Jahre in Gefangenschaft. Er musste sich danach wegen der Übergabe der Stadt vor Gericht verantworten, wobei er in allen Belangen freigesprochen wurde.
Sein Sohn Wilhelm Friedrich war schon in jungen Jahren im Dienst des Markgrafen und mit Markgraf Carl Wilhelm, dem späteren Stadtgründer, befreundet. Später wurde er Obervogt und Obermarschall. Der Markgraf gab ihm 1725 seine Tochter Caroline zur Frau. Diese war seit ihrem ersten Lebensjahr durch ein Kunkellehen im Besitz des Hofes und der Gemarkung Hohenwettersbach. Durch einen anlässlich der Hochzeit ausgestellten Ehepakt kam die Familie Schilling von Canstatt in den Besitz von Hohenwettersbach. Mit der Landwirtschaft hatte Wilhelm Friedrich sicher wenig zu tun, er war in Staatsgeschäften tätig. Gewohnt hat die Familie größtenteils im Haus seiner Frau Caroline, im heutigen Amthaus in Durlach. Eine kleine Säule auf dem Familiengrab der Schilling von Canstatt erinnert an den ersten dieses Namens in Hohenwettersbach. Er starb 1743 und wurde zunächst neben dem Markgrafen unter dem Altar der Karlsruher Konkordienkirche, heute Marktplatz, begraben. Sein Sohn Karl Friedrich schlug zunächst die Offizierslaufbahn ein und kämpfte unter anderem in Sachsen gegen Friedrich den Großen. Er war schwäbischer Kreishauptmann und badischer Kammerherr. Danach beschäftigte er sich mit seinem 1075 Morgen (ca. 415 ha) großen Gut. Von 1758 bis 1760 erbaute er das in Hohenwettersbach "Schloss" genannte Herrenhaus. Er starb 1772 und fand hier, wie alle hiesigen Schilling von Canstatt, im Familiengrab seine letzte Ruhestätte.
Der Sohn hieß wie der Vater Karl Friedrich und war ebenfalls badischer Kammerherr, später auch Geheimrat. Er lebte und arbeitete größtenteils in Karlsruhe im großherzoglichen Dienst und war wohl ein etwas unruhiger Geist. Einmal wollte er das Hofgut verkaufen, was aber nicht zustande kam. Von ihm stammt die erste Geschlechtsbeschreibung der Schilling von Canstatt. Für den Hof Hohenwettersbach verfasste er ein Gesetzbuch, außerdem die Familienstatuten über die Stammgut-Verhältnisse. Er war wohl mehr Schriftsteller und hatte mit der Landwirtschaft wenig im Sinn.
Sein Sohn Heinrich übernahm 1818 das Hofgut. Vorher hatte er 18-jährig am Befreiungskrieg gegen die Franzosen teilgenommen und wurde zum Hauptmann befördert. Im Jahr 1833 wurde das Hofgut zur Kolonie erklärt und ein Stabhalter bestellt. Die auf dem Hof lebenden 110 Familien waren damit heimatberechtigt. Hohenwettersbach hatte nun eine eigene Gemarkung, die aber zum allergrößten Teil dem Grundherrn gehörte. Von einer selbständigen Gemeinde war man jedoch noch weit entfernt. In die Zeit von Heinrich Schilling von Canstatt fielen die unruhigen Revolutionsjahre 1848/49 und die erste badische Republik. In den unruhigen Zeiten hielt er sich im Ausland auf. Er starb 1856 nach einem Schlaganfall.
Im Jahr 1856 folgte auf Heinrich Schilling von Canstatt dessen Sohn Wilhelm Friedrich. Im Gegensatz zu seinem Vater blieb er auch während der Wirren der Revolutionsjahre in Hohenwettersbach und half seinem Onkel bei der Bewirtschaftung des Hofguts.
Die Not war groß in Hohenwettersbach. Der Hof konnte die zahlreich gewordene Bevölkerung nicht mehr ernähren und so kam es zu ständigem Streit mit den Gutsherren. In dieser Situation waren, teilweise unter Druck, 583 Kolonisten bereit, nach Amerika auszuwandern, 67 Kolonisten wollte man umsiedeln. Wilhelm Friedrich sah ein, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er bot an, zwei Fünftel der Kosten für die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen. Die Stadt Durlach lehnte jedoch ab, ihren Anteil an den Kosten zu übernehmen. Darauf verweigerten auch die Agnaten der Familie Schilling von Canstatt ihre Zustimmung. So blieb es bei den katastrophalen Verhältnissen. Als Ausweg versuchte man, das Wachstum der Bevölkerung einzudämmen. Wer heiraten wollte, musste 25 Jahre alt sein, eine eigene Wohnung haben sowie 500 Gulden besitzen und einen sicheren Erwerb nachweisen. Wer aber hatte das schon? Die Folge waren wilde Ehen und mehr uneheliche Kinder.
Die Gründung einer selbständigen Gemeinde sollte Abhilfe schaffen. Wilhelm Friedrich war bereit, dafür rund 300 Morgen Land zu verkaufen. Die Stadt Durlach sollte ca. 200 Morgen abgeben, weigerte sich aber und wurde letztlich dazu gezwungen. Am 8. Juni 1861 kam es nach jahrzehntelangem Hin und Her zu einer Übereinkunft zwischen dem Grundherrn Wilhelm Friedrich und dem Stabhalter Kraut. Am 1. Oktober 1864 wurde Hohenwettersbach selbständige Gemeinde. Durch Kauf von Grundstücken, meist über Kredit oder Anpachtung von Ackerflächen, konnte die Bevölkerung nun selbst für ihre Ernährung sorgen. Arbeit gab es auch in den zahlreichen Steinbrüchen und zunehmend in der Industrie. Viele Frauen arbeiteten in der Spinnerei in Ettlingen, die Männer bei Gritzner und anderen Betrieben in Durlach. Die Arbeit war demnach täglich mit einigen Stunden Fußmarsch verbunden.
Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt wird mit Recht "Vater der Gemeinde" genannt, denn er war es, der dem Entstehen der Gemeinde zum Durchbruch verhalf. Spital- und Lindenstraße sowie die unmittelbare Umgebung zum Gutshof blieben als Hofgutgemarkung mit einem Stabhalter noch bis 1931 erhalten. Der letzte männliche Nachkomme der Familie war Viktor Schilling von Canstatt. Er hatte vier Töchter und hätte doch so gerne einen Sohn gehabt. Nach einem landwirtschaftlichen Studium in Hockenheim übernahm er 1888 das Hofgut, das er zugleich auf die Erfordernisse der Zeit ausrichtete. Als Rittmeister kämpfte er im Ersten Weltkrieg und wurde danach badischer Kammerherr. Hervorzuheben ist sein soziales Engagement zum Wohle der Gemeinde. In seiner Art war er eher bescheiden. In meiner Erinnerung sehe ich ihn noch, wie er während und nach dem Krieg in Schaftstiefeln hinter seiner Kutsche herging, wenn er sein Büro in Durlach in der Badenerstraße besuchte. Gestorben ist er am 1. März 1958.
Bleibt als letzte der Familie Frau Ilona von Maffei geborene Schilling von Canstatt. Sie übernahm 1962 zusammen mit ihrem Mann, Hubert Ritter und Edler von Maffei, den Gutsbetrieb. Herr von Maffei gelang es in kürzester Zeit, den landwirtschaftlichen Betrieb auf den modernsten Stand zu bringen. Es wurden alle Gebäude saniert und renoviert, was bis heute sichtbar ist. Ein neuer Maschinenpark ermöglichte eine rationelle Wirtschaftsweise. Herr von Maffei war begeisteter Landwirt und Weinbauer. Zeitweise standen in Hohenwettersbach über 40 Hektar Weinreben. Die Familie von Maffei hat durch Landabgabe sehr viel zur Weiterentwicklung der Gemeinde beigetragen. Sie hatte stets ein offenes Ohr für die Belange der Gemeinde und half mit Herz und Hand. Nach dem Tod des Herrn von Maffei führte Frau Ilona von Maffei die Geschäfte des Gutsbetriebes allein weiter. Herr Stech, der Verfasser des Hohenwettersbacher Heimatbuchs, nennt sie treffend "Baronin mit Herz und Sinn".
Zwischenzeitlich sind die Felder verpachtet. Es ist jedoch erfreulich, dass der Gutsbetrieb nun wieder unter dem Namen "Schilling von Canstatt Erben" geführt wird. So bleibt der verdienstvolle Name in der Erinnerung erhalten.
R. G.
Wer auf seinem Spaziergang am Rande der Gemarkung auf einen alten Grenzstein trifft, findet dort auf der Hohenwettersbacher Seite immer eine Kanne, das Wappen der Schilling von Canstatt. Die Familie selbst entstammt dem schwäbischen Uradel. Der älteste bekannte Wohnsitz der Familie ist die Altenburg in Cannstadt. Erstmals erwähnt wurde der Name im Jahr 1260. In der Familienchronik sind mehr als 300 Häupter aufgeführt. Viele davon waren hohe Offiziere oder dienten unter verschiedenen Fürsten in höchsten Ämtern. Aus der Familie gingen viele berühmte Persönlichkeiten hervor.
Beginnen wir mit Ludwig Friedrich Schilling von Canstatt. Dieser hatte schon unter dem Oberbefehl von Markgraf Ludwig-Wilhelm, dem badischen Türkenlouis, bei Budapest gegen die Türken gekämpft. Er sollte 1689 im pfälzischer Erbfolgekrieg die badische Residenz Durlach als Generalmajor gegen die Franzosen verteidigen. Seine Offiziere und die Herren der Zivilverwaltung hielten die Lage für aussichtslos. Sie wollten die Stadt gegen seinen Willen mit der Bitte um Schonung an die Franzosen übergeben. So geschah es dann auch, nach einigem Hin und Her. Die Hoffnung erfüllte sich jedoch nicht. Die Bürger mussten am nächsten Tag die Stadt verlassen. Sie konnten auf ihrem Weg nach Langensteinbach von den Höhen bei Hohenwettersbach zusehen, wie ihre Stadt und das wunderschöne Renaissanceschloss bis auf fünf Häuser niedergebrannt wurde. Schilling von Canstatt kam für drei Jahre in Gefangenschaft. Er musste sich danach wegen der Übergabe der Stadt vor Gericht verantworten, wobei er in allen Belangen freigesprochen wurde.
Sein Sohn Wilhelm Friedrich war schon in jungen Jahren im Dienst des Markgrafen und mit Markgraf Carl Wilhelm, dem späteren Stadtgründer, befreundet. Später wurde er Obervogt und Obermarschall. Der Markgraf gab ihm 1725 seine Tochter Caroline zur Frau. Diese war seit ihrem ersten Lebensjahr durch ein Kunkellehen im Besitz des Hofes und der Gemarkung Hohenwettersbach. Durch einen anlässlich der Hochzeit ausgestellten Ehepakt kam die Familie Schilling von Canstatt in den Besitz von Hohenwettersbach. Mit der Landwirtschaft hatte Wilhelm Friedrich sicher wenig zu tun, er war in Staatsgeschäften tätig. Gewohnt hat die Familie größtenteils im Haus seiner Frau Caroline, im heutigen Amthaus in Durlach. Eine kleine Säule auf dem Familiengrab der Schilling von Canstatt erinnert an den ersten dieses Namens in Hohenwettersbach. Er starb 1743 und wurde zunächst neben dem Markgrafen unter dem Altar der Karlsruher Konkordienkirche, heute Marktplatz, begraben. Sein Sohn Karl Friedrich schlug zunächst die Offizierslaufbahn ein und kämpfte unter anderem in Sachsen gegen Friedrich den Großen. Er war schwäbischer Kreishauptmann und badischer Kammerherr. Danach beschäftigte er sich mit seinem 1075 Morgen (ca. 415 ha) großen Gut. Von 1758 bis 1760 erbaute er das in Hohenwettersbach "Schloss" genannte Herrenhaus. Er starb 1772 und fand hier, wie alle hiesigen Schilling von Canstatt, im Familiengrab seine letzte Ruhestätte.
Der Sohn hieß wie der Vater Karl Friedrich und war ebenfalls badischer Kammerherr, später auch Geheimrat. Er lebte und arbeitete größtenteils in Karlsruhe im großherzoglichen Dienst und war wohl ein etwas unruhiger Geist. Einmal wollte er das Hofgut verkaufen, was aber nicht zustande kam. Von ihm stammt die erste Geschlechtsbeschreibung der Schilling von Canstatt. Für den Hof Hohenwettersbach verfasste er ein Gesetzbuch, außerdem die Familienstatuten über die Stammgut-Verhältnisse. Er war wohl mehr Schriftsteller und hatte mit der Landwirtschaft wenig im Sinn.
Sein Sohn Heinrich übernahm 1818 das Hofgut. Vorher hatte er 18-jährig am Befreiungskrieg gegen die Franzosen teilgenommen und wurde zum Hauptmann befördert. Im Jahr 1833 wurde das Hofgut zur Kolonie erklärt und ein Stabhalter bestellt. Die auf dem Hof lebenden 110 Familien waren damit heimatberechtigt. Hohenwettersbach hatte nun eine eigene Gemarkung, die aber zum allergrößten Teil dem Grundherrn gehörte. Von einer selbständigen Gemeinde war man jedoch noch weit entfernt. In die Zeit von Heinrich Schilling von Canstatt fielen die unruhigen Revolutionsjahre 1848/49 und die erste badische Republik. In den unruhigen Zeiten hielt er sich im Ausland auf. Er starb 1856 nach einem Schlaganfall.
Im Jahr 1856 folgte auf Heinrich Schilling von Canstatt dessen Sohn Wilhelm Friedrich. Im Gegensatz zu seinem Vater blieb er auch während der Wirren der Revolutionsjahre in Hohenwettersbach und half seinem Onkel bei der Bewirtschaftung des Hofguts.
Die Not war groß in Hohenwettersbach. Der Hof konnte die zahlreich gewordene Bevölkerung nicht mehr ernähren und so kam es zu ständigem Streit mit den Gutsherren. In dieser Situation waren, teilweise unter Druck, 583 Kolonisten bereit, nach Amerika auszuwandern, 67 Kolonisten wollte man umsiedeln. Wilhelm Friedrich sah ein, dass es so nicht weiter gehen konnte. Er bot an, zwei Fünftel der Kosten für die Überfahrt nach Amerika zu bezahlen. Die Stadt Durlach lehnte jedoch ab, ihren Anteil an den Kosten zu übernehmen. Darauf verweigerten auch die Agnaten der Familie Schilling von Canstatt ihre Zustimmung. So blieb es bei den katastrophalen Verhältnissen. Als Ausweg versuchte man, das Wachstum der Bevölkerung einzudämmen. Wer heiraten wollte, musste 25 Jahre alt sein, eine eigene Wohnung haben sowie 500 Gulden besitzen und einen sicheren Erwerb nachweisen. Wer aber hatte das schon? Die Folge waren wilde Ehen und mehr uneheliche Kinder.
Die Gründung einer selbständigen Gemeinde sollte Abhilfe schaffen. Wilhelm Friedrich war bereit, dafür rund 300 Morgen Land zu verkaufen. Die Stadt Durlach sollte ca. 200 Morgen abgeben, weigerte sich aber und wurde letztlich dazu gezwungen. Am 8. Juni 1861 kam es nach jahrzehntelangem Hin und Her zu einer Übereinkunft zwischen dem Grundherrn Wilhelm Friedrich und dem Stabhalter Kraut. Am 1. Oktober 1864 wurde Hohenwettersbach selbständige Gemeinde. Durch Kauf von Grundstücken, meist über Kredit oder Anpachtung von Ackerflächen, konnte die Bevölkerung nun selbst für ihre Ernährung sorgen. Arbeit gab es auch in den zahlreichen Steinbrüchen und zunehmend in der Industrie. Viele Frauen arbeiteten in der Spinnerei in Ettlingen, die Männer bei Gritzner und anderen Betrieben in Durlach. Die Arbeit war demnach täglich mit einigen Stunden Fußmarsch verbunden.
Wilhelm Friedrich Schilling von Canstatt wird mit Recht "Vater der Gemeinde" genannt, denn er war es, der dem Entstehen der Gemeinde zum Durchbruch verhalf. Spital- und Lindenstraße sowie die unmittelbare Umgebung zum Gutshof blieben als Hofgutgemarkung mit einem Stabhalter noch bis 1931 erhalten. Der letzte männliche Nachkomme der Familie war Viktor Schilling von Canstatt. Er hatte vier Töchter und hätte doch so gerne einen Sohn gehabt. Nach einem landwirtschaftlichen Studium in Hockenheim übernahm er 1888 das Hofgut, das er zugleich auf die Erfordernisse der Zeit ausrichtete. Als Rittmeister kämpfte er im Ersten Weltkrieg und wurde danach badischer Kammerherr. Hervorzuheben ist sein soziales Engagement zum Wohle der Gemeinde. In seiner Art war er eher bescheiden. In meiner Erinnerung sehe ich ihn noch, wie er während und nach dem Krieg in Schaftstiefeln hinter seiner Kutsche herging, wenn er sein Büro in Durlach in der Badenerstraße besuchte. Gestorben ist er am 1. März 1958.
Bleibt als letzte der Familie Frau Ilona von Maffei geborene Schilling von Canstatt. Sie übernahm 1962 zusammen mit ihrem Mann, Hubert Ritter und Edler von Maffei, den Gutsbetrieb. Herr von Maffei gelang es in kürzester Zeit, den landwirtschaftlichen Betrieb auf den modernsten Stand zu bringen. Es wurden alle Gebäude saniert und renoviert, was bis heute sichtbar ist. Ein neuer Maschinenpark ermöglichte eine rationelle Wirtschaftsweise. Herr von Maffei war begeisteter Landwirt und Weinbauer. Zeitweise standen in Hohenwettersbach über 40 Hektar Weinreben. Die Familie von Maffei hat durch Landabgabe sehr viel zur Weiterentwicklung der Gemeinde beigetragen. Sie hatte stets ein offenes Ohr für die Belange der Gemeinde und half mit Herz und Hand. Nach dem Tod des Herrn von Maffei führte Frau Ilona von Maffei die Geschäfte des Gutsbetriebes allein weiter. Herr Stech, der Verfasser des Hohenwettersbacher Heimatbuchs, nennt sie treffend "Baronin mit Herz und Sinn".
Zwischenzeitlich sind die Felder verpachtet. Es ist jedoch erfreulich, dass der Gutsbetrieb nun wieder unter dem Namen "Schilling von Canstatt Erben" geführt wird. So bleibt der verdienstvolle Name in der Erinnerung erhalten.
R. G.