Karlsruhe: Friedhöfe
Friedhof Grötzingen
Anfahrt
Augustenburgstr. 104
Bus Linie 22, Bahn Linie S5, Haltestelle
Gustav-Hoffmann-Str./Krappmühlenweg
Friedhofskapelle Grötzingen erbaut 1929
Oktogonale Kapelle mit expressionistischer Farbgestaltung
"... Heimat ... unser liebes Grötzingen"
Wie aus Überlieferungen bekannt ist, lag bereits beim Bau der Grötzinger Kirche in der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts hinter deren Pfarrhaus ein Friedhof. Die Geschichte des 1974 zur Stadt Karlsruhe eingemeindeten Dorfes ist allerdings bedeutend älter. Urkundlich wurde Grötzingen erstmals 991 als Besitz des linksrheinischen Klosters Weißenburg erwähnt. Zahlreiche Funde innerhalb des Ortes lassen allerdings den Schluss zu, dass eine frühe Besiedlung schon zuvor existierte. Ebenso könnten die Grabstellen, die man auf der anderen Seite der Pfinz am Laubplatz entdeckte, auch auf einen früheren Friedhof hinweisen.Der alte Friedhof hinter der Kirche wurde 1924 geschlossen. Heute findet man noch zwölf historisch wertvolle Grabsteine und Grabplattenfragmente, Relikte des alten Friedhofes, an der Außenwand der heute Evangelischen Kirche von Grötzingen. Das alte Friedhofsareal wurde 1937 unter dem Einfluss der NSDAP eingeebnet und sollte als Aufmarschgelände genutzt werden.
Der heutige Friedhof an der Augustenburgstraße beziehungsweise am Karl-Jäck-Weg wurde 1924 eröffnet. In der Verlängerung der breiten Auffahrt steht die 1928 eingeweihte Friedhofskapelle. Der achteckige Bau wurde nach Plänen der Karlsruher Architekten Arthur Pfeifer und Hans Großmann errichtet. Die Kapelle steht unter Denkmalschutz und wurde 1993 als besonderes Kulturdenkmal innen und außen in ihrer ursprünglichen Farbigkeit renoviert.
Das Bauwerk selbst, eine Mischung aus Jugendstil und Neoklassizismus, gilt als typisches Beispiel der Rezeption historischer Baustile des frühen 20. Jahrhunderts. Elemente spätantiker Zentralbauten sind auf zeitgemäße Weise aufgenommen und in einer sehr eigenen, individuellen Weise umgesetzt. Die ausdrucksstarke Farbgestaltung, die an die expressionistischen Tendenzen der damaligen Zeit anknüpft, der helle ziegelrote Ton der Außenfassade, eingefasst von weißen Bändern, und der farbige Wechsel von strahlendem Hellblau und dezentem Grau, getrennt durch breite Gold-Blau-Streifen, im Innern, sind zentrale Elemente dieser außergewöhnlichen Friedhofskapelle.
Vor der Kapelle befindet sich eine überlebensgroße Pietà des Grötzinger Bildhauers Karl Seckinger aus dem Jahr 1970. Sie stellt ein Mahnmal für die Opfer der beiden Weltkriege mit der Sockelinschrift "Die Toten mahnen – haltet Frieden" dar. Auf den Feldern 8 und 14 des Friedhofes wird mit kleinen Sandsteinen ebenfalls der Gefallenen und Fliegeropfer der beiden Kriege gedacht. An die polnischen und russischen Zwangsarbeiter, die in Grötzingen während des Zweiten Weltkrieges gefallen sind, erinnern Gräber sowie eine Gedenktafel auf Feld 10.
Viele bedeutende Persönlichkeiten haben hier ihre letzte Ruhestätte gefunden
Viele bedeutende Persönlichkeiten aus der Kommunalpolitik, Wirtschaft und Kunst haben auf dem Grötzinger Friedhof ihre letzte Ruhestätte gefunden. Das Grab des 1933 von den Nationalsozialisten seines Amtes enthobenen und verhafteten Grötzinger Bürgermeisters Karl Jäck (1875-1945; Bürgermeister von 1919-1933) befindet sich im Feld 6. Zu seinem Gedenken wurde 1990 die Auffahrt des Friedhofs, an dessen Anlage er maßgeblich beteiligt war, benannt. Emil Arheit, dem als Bürgermeister von 1948 bis 1966 die schwere Aufgabe des Wiederaufbaus von Grötzingen zufiel, wurde nach seinem Tod im Jahr 1970 im Feld 2 beigesetzt.Die Grabstätte des 1939 verstorbenen Mitinhaber des Grötzinger Eisenwerks Fießler, Eugen Wollfarth, der sich in besonderer Weise für die katholische Gemeinde Grötzingens und deren Kirchenbau verdient gemacht hat, befindet sich rechts des Eingangs im Feld 1.
Genau an der gegenüberliegenden Seite, an der nordöstlichen Ecke des Friedhofes, liegt das Grab von Friedrich Kallmorgen und Margarethe Hormuth-Kallmorgen. Das Künstlerpaar gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zur berühmten Grötzinger Künstlerkolonie. Friedrich Kallmorgen wurde 1902 als Professor an die Hochschule für Bildende Künste nach Berlin berufen.
Im November 2006 wurde auf dem Grötzinger Friedhof eine neue, achteckig gestaltete Urnenwahlgrabanlage errichtet. Das Gräberfeld wurde in Zusammenarbeit mit den örtlichen Friedhofsgärtnern angelegt und umfasst 23 Grabstätten.