Karlsruhe: Natur- und Umweltschutz
Alter Flugplatz Karlsruhe
Kurzbeschreibung, Schutzwürdigkeit:
- Weitgehend ebenes Sandgebiet der Karlsruher Hardt, bestehend
aus kiesigem Grobsand, im Nordosten werden die
Niederterrassensedimente von einer Binnendüne sowie einer
Flugsanddecke aus Mittelsand überdeckt.
- Die Geschichte des Alten Flugplatzes ist durch überwiegend militärische Nutzung geprägt, um 1820 erscheint er erstmals als "Großer Exercierplatz" in den Plänen der Stadt Karlsruhe; seit Anfang des 20. Jahrhunderts bis zum Abzug der amerikanischen Streitkräfte wurde das Gelände in unterschiedlicher Intensität als Militärflugplatz genutzt.
- Zur Offenhaltung wurden die Flächen sehr unregelmäßig gemäht oder beweidet, im Nordteil erfolgten immer wieder Bodenumlagerungen; da Bodenverbesserungsmaßnahmen nie stattgefunden haben, blieben die von Natur aus nährstoffarmen Verhältnisse bis heute erhalten.
- Die nur extensive Bewirtschaftung führte in Kombination mit Nährstoffarmut und Trockenheit zu einem Lebensraumkomplex, wie er in vergleichbarer Charakteristik und Größe in der gesamten nördlichen Oberrheinebene nur noch an sehr wenigen Stellen vorkommt, teilweise sogar einzigartig ist.
- Auf dem Alten Flugplatz spielen Biotoptypen des Heide- und Extensivgrünlandes eine entscheidende Rolle. Besonders im Süden des Gebietes finden wir ausgedehnte Magerrasen der bodensauren Standorte. Sand-, Mager- und Borstgrasrasen beherbergen etliche im Naturraum gefährdete Pflanzen- und Tierarten.
- Die weiten, zum Teil schütteren Grasflächen, in Verbindung mit einzelnen, unterschiedlich strukturierten Gehölzen sind hochwertige Habitate zahlreicher seltener und gefährdeter Brutvogelarten; für Zugvögel haben die ausgedehnten Offenlandflächen höchste Bedeutung.
- Sehr bemerkenswert ist die Stechimmenfauna des Alten Flugplatzes, die großteils eng an Trockenstandorte gebunden ist.
Belastungen:
- Der Alte Flugplatz ist ein innerstädtisches Schutzgebiet, das von Wohnbebauung bevölkerungsreicher Stadtteile an drei Seiten umgeben wird.
- Es bestehen Planungen, zumindest Teile des Alten Flugplatzes zu bebauen.
Bemerkungen:
- Zur Offenhaltung der wertvollen Sand- und Magerrasen werden
die südlichen Gebietsteile von einem Neureuter Landwirt gemäht,
die nördlichen werden seit 2004 von Eseln, Schafen und Ziegen
beweidet. Esel sind als Steppentiere auf den mageren Flächen die
idealen Weidetiere, sie bevorzugen das karge Futter und ertragen
Trockenheit und Wärme ohne Probleme. Die Esel dürfen nicht
gefüttert werden.
- Die am Schutzgebiet wohnende Bevölkerung wird regelmäßig durch Presseartikel sowie Führungen über die Aktivitäten in dem Gebiet informiert. Nachfragen sind auch immer beim Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt unter der Tel.Nr. 0721 133 3122 möglich.
- Um möglichst große Teile der am Schutzgebiet wohnenden Bevölkerung zu erreichen, arbeitet der Bereich Ökologie des Umwelt- und Arbeitsschutzes mit den angrenzenden Stadtteilgrundschulen zusammen. So erhalten im Rahmen des Projektes "Schüler erleben Naturschutz" alle Schüler der dritten oder vierten Klasse eine Unterrichtseinheit über das Gebiet und dürfen aktiv auf dem Alten Flugplatz tätig werden, indem sie Brombeeren und Trauben-Kirschen entfernen.
- Der südöstliche Teil des Areals "Alter Flugplatz" wurde nicht zum Naturschutzgebiet erklärt. Für diese Flächen wird eine ökologisch verträgliche Bebauung geprüft. Hier gilt weiterhin die Allgemeinverfügung der Stadt. Das Betreten der Fläche sowie das Laufenlassen von Hunden sind somit nicht gestattet.
- Zur Verringerung der vielfältigen Konflikte des stadtnahen Naturschutzgebietes gilt es, die am Schutzgebiet wohnende Bevölkerung in die Betreuung des Schutzgebietes einzubinden. Hierzu arbeitet der Umwelt- und Arbeitsschutz mit unterschiedlichsten Akteuren zusammen, die aus ebenso unterschiedlichen Intentionen Interesse am Gebiet haben und freundlich auftretend in dem Gebiet informieren, "ein Auge darauf werfen", Pflegemaßnahmen durchführen oder Müll sammeln. Das Netzwerk setzt sich aus Behörden, den Bürgervereinen, dem Tierhalter, der Jägergemeinschaft, den Sauberkeitspaten, den Mitgliedern des Ehrenamtlichen Naturschutzdienstes, den Naturschutzverbänden, Auftragnehmern zur Umsetzung von Pflegemaßnahmen, den angrenzenden Schulen sowie vielen Einzelpersonen zusammen, die sich nicht institutionell binden möchten, sich aber zur Mithilfe bereit erklärt haben. Durch diese unterschiedlichsten Personengruppen wurde erreicht, dass das Schutzgebiet von der Bevölkerung "getragen" und wertgeschätzt wird sowie im Sinne der Umweltgerechtigkeit die Bedeutung und der Nutzen des Schutzgebietes und der Erhaltung der Biologischen Vielfalt in die Gesellschaft getragen wird.
Faltblatt
Das Regierungspräsidium Karlsruhe hat zur Information der Bevölkerung ein Faltblatt veröffentlicht, das an alle angrenzenden Haushalte verteilt wurde oder beim Umwelt- und Arbeitsschutz der Stadt, Markgrafenstraße 14, und Regierungspräsidium Karlsruhe am Rondellplatz zu erhalten ist.
Faltblatt des Regierungspräsidium Karlsruhe zun Thema: "Alter Flugplatz Karlsruhe" (PDF, 2.13 MB)
Durch die Verordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe 2010 als Naturschutzgebiet geschützt, im Südosten gilt die Allgmeinverfügung der Stadt aus dem Jahre 2003.
Fläche: 69 ha Naturschutzgebiet
Besteht seit: 2003 Allgemeinverfügung der Stadt, 2010 Naturschutzgebietsverordnung des Regierungspräsidiums Karlsruhe
Mahd
Schafbeweidung
Mähen auf dem Alten Flugplatz
Esel auf dem Alten Flupgplatz
Borstgras
Winterstimmung
Der Alte Flugplatz - ein Kleinod der Natur in der Stadt
Schutzgebiets-VO "Alter Flugplatz Karlsruhe, 2010 (PDF, 30 KB)
Karte des NSG "Alter Flugplatz Karlsruhe", 2010 (PDF, 2.72 MB)
Würdigung des NSG "Alter Flugplatz Karlsruhe", 2010 (PDF, 150 KB)