Karlsruhe: Natur- und Umweltschutz
Wildbienen
Die Bienen gehören, zu den Stechimmen, die alle eine
Einschnürung zwischen Vorder- und Hinterkörper haben und einen
Stachel. Neben den Bienen gehören dazu auch noch andere Gruppen
wie Ameisen und Wespenarten.
Der Begriff Wildbienen bezeichnet alle Bienen außer der
Honigbiene, eben alle nicht domestizierten Bienen.
In Baden-Württemberg gibt es über 400 Wildbienenarten, die in
mehrere Verwandtschaftsgruppen unterteilt werden, am
bekanntesten sind die Hummeln.
Mit dem Wort Biene verbindet sich meist der Gedanke an
Bienenhonig, -stachel, und -staat.
Aber:
- Zwar sammeln die meisten Wildbienen Blütennektar, aber sie stellen daraus keinen Honig her, sondern verzehren ihn direkt.
- Alle heimischen Wildbienen haben einen Stachel, sind aber im Vergleich zur Honigbiene oder gar zur Wespe ziemlich harmlos: "Während Honigbienen und manche Hummelarten in der Nähe des Nestes einen Störenfried gezielt angreifen und zu vertreiben suchen, kommt es bei den anderen heimischen Bienen nur dann zu einem Stich, wenn sich die Weibchen individuell bedroht fühlen, z. B wenn man die Tiere zwischen den Fingern drückt, mit bloßen Füßen auf sie tritt oder sie zwischen Bekleidung und Haut geraten. Während die Stiche von Honigbienen wie die der staatenbildenden Wespen wegen ihrer Schmerz und Schwellungen erzeugenden Wirkung gefürchtet sind, verursachen die Stiche der meisten Wildbienen mit Ausnahme der Hummeln nur einen geringen und nur wenige Minuten anhaltenden Schmerz. Zudem ist der Stich harmlos, es sein denn die gestochene Person ist spezifisch allergisch, ein allerdings seltener Fall. Bei vielen Wildbienen, z. B. bei den Maskenbienen (Hylaeus) und den Sandbienen (Andrena), ist der Stachel so schwach, dass damit die menschliche Haut nicht durchdrungen werden kann. (Paul Westrich: Die Wildbienen Baden-Württembergs)
- Keine heimische Wildbiene hat ein so ausgebildetes Sozialverhalten wie die Honigbiene, bildet keine so kopfstarken Staaten wie sie und der Staat überlebt die kalte Jahreszeit nicht (Wildbienen produzieren ja keinen Honig), nur einzelne Königinnen überleben verstreut und gründen im nächsten Jahr eine neue Kolonie. Ansonsten gibt es bei den Wildbienen sehr unterschiedliche Stufen der sozialen Organisation. Viele Arten leben einzeln, h. h. die Weibchen kümmern sich allein um die Brutfürsorge, andere in kleinen Staaten, mit enger Beziehung zueinander und teilweise Arbeitsteilung. Wieder andere leben parasitär, d.h. Heißt sie bauen kein Nest und tragen keinen Nahrungsvorrat für den Nachwuchs ein, sondern schieben ihre Eier anderen Wildbienen unter. Die Larven leben dann von den Vorräten des Wirtes, und töten die Wirtslarven, weshalb man diese Bienenarten auch Kuckucksbienen nennt.
Wo kommen Wildbienen vor?
Wildbienen kommen bei uns fast überall an Land vor. Aber jede
Art hat bestimmte Ansprüche an ihren Lebensraum und ist deshalb
auf bestimmte Lebensräume begrenzt.
Einige Kriterien müssen dafür erfüllt sein:
- Das Kleinklima muss stimmen, viele Arten mögen es trocken.
- Es muss ein geeigneter Nistplatz vorhanden sein. Die Ansprüche an die Niststätte sind bei manchen Arten sehr speziell, einige sind zum Beispiel auf alte Schneckenhäuser angewiesen, andere auf Schilfstängel oder die Fraßgänge von Käferlarven im Holz. Andere graben selbst Nester zum Beispiel in morsches Holz, in die ebene Erde oder in Steilwände aus Sand oder Löss. Manche erbauen selbst ein Nest, in Nischen das aus zerkauter Pflanzenmasse oder Lehm besteht.
- In der näheren Umgebung des Nistplatzes muss es die richtigen Nahrungspflanzen in genügender Zahl geben.
Die Blüten liefern den Wildbienen Nektar als Energielieferant für die Erwachsenen Wildbienen (wird aber auch dem Futtervorrat für die Larven beigemischt) und Pollen von denen ein Nahrungsvorrat für die Larven angelegt wird (kann auch von den Erwachsenen selbst gefressen werden).
- Einige Arten töpfern aus Lehm ein kleines Nest an Mauern und Felsen. Sie benötigen das richtige Baumaterial in der Nähe.
Wann lassen sich Wildbienen beobachten?
Nur während der warmen Jahreszeiten. Aber im Gegensatz zur
Honigbiene, die vom Frühjahr bis in den Herbst fliegt, sind
viele Wildbienenarten nur kurze Zeit aktiv, meist nur wenige
Wochen. Manche zeigen sich schon im März, andere erst im
Hochsommer.
Bei Arten die nur wenige Pflanzenarten als Pollenquelle für die
Larven benutzen, ist die Flugzeit an die Blütezeit dieser
Pflanzen gebunden. Andere Arten sind auf eine größere
Pflanzengruppe spezialisiert zum Beispiel Korbblütler, andere
wie die Hummeln sind wenig wählerisch und greifen auf ein
breites Spektrum an Pflanzenarten zurück.
Gefährdung
Der Bestand jeder Wildbienenart hängt von zahlreichen Faktoren
ab, zum Beispiel vom Wetter, vom Bestand an Räubern und
Parasiten und kann von Jahr zu Jahr durchaus schwanken, das ist
nicht ungewöhnlich und gleicht sich langfristig normalerweise
aus.
Es sind aber auch langfristige Bestandstrends erkennbar, die
haben andere Ursachen.
In den letzten Jahrzehnten wurde die Liste gefährdeter Arten
immer länger. Heute stehen mehr als die Hälfte der in
Deutschland lebenden Wildbienenarten auf der Roten Liste und
nicht wenige sind unmittelbar vom Aussterben bedroht.
Klimawandel:
Der Einfluss des Klimawandels lässt sich noch nicht generell
beurteilen. Mildere Winter können zahlreichen Wildbienen helfen,
andererseits auch ihren Räubern und Parasiten.
Vermehrte Niederschläge, vor allem im zeitigen Frühjahr, können
den Bestand dezimieren.
Wildbienen sind gewöhnlich spezialisiert hinsichtlich ihrer
Niststätte und/ oder ihrer Nahrungspflanzen.
Die Ansprüche an die Niststätte sind vielfältig, siehe
oben.
Durch die Spezialisierung auf eine bestimmte Örtlichkeit für das
Nest oder auf ein enges Pflanzenspektrum als Nahrungsquelle sind
die betreffenden Arten auch besonders abhängig davon.
Veränderungen in der Bewirtschaftung haben erhebliche Einfluss
auf diese "Requisiten" Das trifft nicht nur auf die
Landwirtschaft zu, sondern auch auf die Forstwirtschaft und die
Unterhaltung von Grünflächen wie auch Gewässern.
Eine Grünfläche, gleich ob im öffentlichen Raum oder im privaten
Garten, entwickelt dann eine besondere Blütenvielfalt, auch für
die Wildbienen, wenn sie nur ein oder zweimal im Jahr gemäht
wird und das Mähgut beseitigt wird.
Die Landwirtschaft nimmt aber eine Sonderstellung ein, weil die
Eingriffe naturgemäß zeitlich und räumlich besonders dicht und
intensiv sind. Die Intensivierung der Landwirtschaft in den
letzten Jahrzehnten wird als wichtiger Faktor für den Rückgang
von Wildbienen angesehen.
Ein wichtiger Gefährdungsfaktor ist auch die Anwendung von
Insektiziden und Herbiziden, in der Landwirtschaft ebenso wie
etwa in Gärten. In ersterer ist er besonders bedeutsam weil er
relativ großflächig auftritt.
Zum Schutz der Bienen, in erster Linie der Honigbienen, werden
nur bienenungefährliche Mittel zugelassen, und die Anwendung
zugelassener Mittel wird vorgeschrieben (Zeitraum, Konzentration
etc.). Wildbienen profitieren davon weniger als Honigbienen,
weil sie andere Empfindlichkeiten haben, bzw. eine andere
Lebensweise, etwa andere Flugzeiten.
Auch die Anwendung von Pflanzenvernichtungsmitteln trifft
Wildbienenarten besonders, weil sie für die Ernährung in der
Regel auf ein engeres Pflanzenspektrum angewiesen sind.
Wildbienenschutz in Haus und Garten
Zahlreiche Wildbienenarten können auch im Siedlungsbereich
leben, weshalb man auch im Garten und Vorgarten, auf dem Balkon
etwas für sie tun kann.
Man hilft ihnen auf zwei Weisen, indem Nistmöglichkeiten geboten
werden und Nahrung, das heißt geeignete Blütenpflanzen. Ein
Drittes versteht sich von selbst: Verwenden Sie kein Insekten-
und Pflanzenvernichtungsmittel.
Nisthilfen
Die Nisthilfen sind vielfältig, man kann dabei aber auch einige
Fehler machen.
Wussten Sie etwa, dass man
- keine Plastikröhrchen anbieten sollte, weil diese nicht "atmen" und die Bienenbrut darin verpilzen kann,
- für selbst gebohrte Brutröhren nur lang abgelagertes Holz verwenden sollte und quer zur Faserrichtung bohren sollte?
Wenn Sie Nisthilfen kaufen oder selbst bauen wollen, empfiehlt
es sich die folgenden Webseiten anzuschauen:
Verbesserung der Nistmöglichkeiten
Was kann man falsch machen?
»Nisthilfen«, die nicht geeignet oder nicht zu empfehlen sind
Weitere Beispiele für untaugliche oder mangelhafte Objekte
Verbesserung des Nahrungsangebotes
Ein gutes Nahrungsangebot zu schaffen ist eine wichtige
Voraussetzung für das Vorkommen von Wildbienen. Auch dabei gibt
es einiges zu beachten:
Wussten Sie, dass die Forsythie, obwohl blütenreich, für
Wildbienen keine Bedeutung hat? Ebenso viele
Sommerblumenmischungen, die viele schön blühende fremdländische
Arten enthalten, mit denen die einheimischen Wildbienen aber
nichts anfangen können.
Rostrote Mauerbiene
Rostrote Mauerbiene, Männchen
Gehörnte Mauerbiene
Gemeine Sandbiene
Rotpelzige Sandbiene
Erzfarbene Düstersandbiene
Mai-Langhornbiene
Weiden-Sandbiene
Weiden-Seidenbiene
Maskenbiene (oben) und Fliege (unten)
Frühlings-Pelzbiene
Große Blaue Holzbiene
Große Blaue Holzbiene beim Höhlenbau
Glockenblume-Scherenbiene
Steinhummel (oben)
Zweifarbige Sandbiene
Goldgelbe Furchenbiene
Gebänderte Furchenbiene
Furchenbiene
Fotos:
Daniela Warzecha
Foto Holzbiene, Weiden-Sandbiene: Umwelt- und Arbeitsschutz