Karlsruhe: Radverkehr
"flottes Gewerbe"
"flottes Gewerbe" – Umsteiger gesucht!
Mit dem Projekt "flottes Gewerbe" will die Stadt Karlsruhe den gewerblichen Einsatz von Lastenrädern fördern. Dies geschieht vor dem Hintergrund von Klimawandel, der angestrebten Verkehrswende und dem Ziel, die Innenstadt vom Autoverkehr zu entlasten.
Im Gegensatz zu "Familien-Lastenrädern" sind gewerbliche Lastenräder und deren Einsatzmöglichkeiten bisher wenig bekannt. Dabei gibt es mittlerweile eine Vielzahl von Modellen, teilweise mit einer Zuladung von über 350 Kilogramm. Entsprechend vielfältig sind auch die Anwendungsfelder: Vom Schornsteinfeger über Zimmererhandwerk, Fensterreinigungs- oder Gartenbaubetrieb bis hin zum Transport von Europaletten - Lastenräder haben das Potenzial zahlreiche gewerbliche Pkw- oder Transporter-Fahrten zu ersetzen.
Hier setzt das Projekt "flottes Gewerbe" an. Im Rahmen des Projektes wurden neun interessierte Betriebe, Gewerbetreibende oder Unternehmen - die sogenannten Test-Pioniere - fundiert beraten. Zwischen April und Juni bekamen sie ein, den individuellen Anforderungen entsprechendes, Lastenrad für einen Testzeitraum von bis zu acht Wochen kostenlos zur Verfügung gestellt. Dabei waren Wartung, Versicherung und Logistik inbegriffen - die Test-Pioniere mussten sich also um nichts kümmern. Und man benötigte auch keine Sonderparkerlaubnis, zum Beispiel für die Fußgängerzone.
Die Stadt Karlsruhe will mit "flottes Gewerbe" darüber hinaus generell und langfristig den Test von Lastenrädern erleichtern. Es wird eine Test-Infrastruktur geschaffen, die auch zukünftig von Betrieben, Gewerbetreibenden und Unternehmen genutzt werden kann.
Am 8. April startete das 2-monatige Pilotprojekt. Insgesamt neun Gewerbetreibende, darunter ein Elektriker, ein Fliesenleger und eine Apotheke, testeten die Lastenräder in Karlsruhe.
"flottes Gewerbe" – Test-Pioniere berichten
Dominik Frei kommt aus dem Schwärmen nicht heraus, wenn er von den Erfahrungen mit "seinem" Lastenrad spricht. Der Durlacher Elektriker würde gerne etwas für den Umweltschutz machen. Da kam ihm das Projekt "flottes Gewerbe" der Stadt Karlsruhe gerade recht. Kostenlos konnte er sechs Wochen testen, ob ein Lastenrad die erhoffte umweltfreundliche Ergänzung seines Fuhrparkes sein könnte. Er war zunächst skeptisch, aber: "Der Test hat mich vom Gegenteil überzeugt. Ich würde das Rad am liebsten nicht mehr hergeben." Auch auf neun Kilometer langen Strecken zu den Kunden war er so schnell wie früher mit dem Auto, einfach weil er am Stau vorbeifahren konnte und nicht so lange nach einem Stellplatz suchen musste. Die Steigung auf den Geigersberg meisterte sein Rad von Anfang an spielend, er inzwischen auch, dank einer immer besseren Kondition, erzählt er grinsend. Mit der Beratung durch die Agentur, die die Kampagne "flottes Gewerbe" im Auftrag der Stadt Karlsruhe durchführt war er sehr zufrieden: "Das empfohlene Rad hat zu unseren Anforderungen gepasst."
Ähnlich positiv sind die Erfahrungen von Henrik Rohde, dessen Apotheke mit dem Lastenrad Medikamente an seine Kunden ausfährt. Er hat sich das Ziel gesteckt, innerhalb von 30 Minuten zu liefern. Dabei deckt er den Bereich zwischen Waldstadt und Grünwinkel ab. Für Lieferungen in der Fußgängerzone bekam er sogar eine Sondererlaubnis des Ordnungsamtes. Im Lastenrad sieht er ein Potenzial für die umweltfreundliche Erweiterung der Lieferangebote weiterer Geschäfte in der Innenstadt. Aber er gibt zu bedenken, dass man vor Kauf des Lastenrades wissen müsse, wo man es nachts parken will.
Anna Syreks Erfahrungen sahen anders aus. Es stellte sich heraus, dass der spezielle Lastenanhänger nicht richtig zu den Anforderungen des Faciliy-Managments der Vermietungsgesellschaft passte. Es war zu umständlich, den Hänger immer wieder an- und abzuhängen. "Die Technik des Lastenanhängers ist gut, er ist sehr wendig. Aber für unsere Ansprüche ist er überdimensioniert." Für sie hätte ein klassisches "Familien-Lastenrad" ausgereicht.
Auch Philip Bennewirtz konnte nichts Negatives an dem Lastenanhänger finden, den seine Firma zur Probe fuhr. Er ist speziell auf die Größe einer Europalette abgestimmt. "Aber es kam nur ein bis zweimal pro Woche vor, dass wir genau eine Palette transportieren mussten, oft waren es mehr. Da hätte es sich nicht gelohnt, dass das Lastenrad mehrmals hin- und herfährt." Ansonsten findet er den Anhänger sehr praktisch, da er sehr platzsparend senkrecht aufgestellt in der Lagerhalle parken kann.
Fliesenleger Ewald Muth testet erst seit einer Woche und hat schon über 50 Kilometer Erfahrung zwischen seinen Baustellen, die er beliefert gesammelt. Seine erste wichtige Erfahrung ist, dass die anderen Radelnden aufgeklärt werden müssten, dass er mit seinem auffälligen, speziell für die Belange des Wirtschaftsverkehres gestalteten Lastenrades auch auf Radwegen fahren darf.
Die Erfahrung, dass man mit diesen besonderen Lastenrädern auffällt, teilen alle. Bei den Kunden käme es gut an und Passanten würden immer wieder interessierte Fragen stellen.
Förderprogramm für Lastenräder im Wirtschaftsverkehr im Herbst 2022
Die Stadt Karlsruhe hat ein Förderprogramm für Lastenräder im Wirtschaftsverkehr in Höhe von 75.000 Euro aufgelegt. Der Bewerbungszeitraum dauert vom 15. September bis zum 15. Oktober. Es werden 25 Prozent des Neupreises eines E-Lastenrades oder E-Lastenanhängers bis zu einer Höhe von 2.500 Euro gefördert.
Die Karlsruher Förderung ist mit der Förderung des Bundesumweltministeriums in gleicher Höhe kombinierbar. Dadurch können kumuliert bis zu 50 Prozent des Neupreises eines Lastenrades bis zu einer Höhe von 5.000 Euro gefördert werden.
Förderrichtlinie
Förderrichtlinie – E-Lastenräder für Karlsruher Firmen – Stand Juni 2022 (PDF, 110 KB)
"flottes Gewerbe"
"flottes Gewerbe" wird im Auftrag der Stadt Karlsruhe von cargobike.jetzt durchgeführt. Nähere Informationen erhalten Sie unter www.cargobike.jetzt/flottes-gewerbe oder beim Stadtplanungsamt.
Stadtplanungsamt
Telefon: 0721 133-6164
Weitere Informationen: