Karlsruhe: Leben und Arbeiten
Gesund aufwachsen und leben in Mühlburg
Förderung der Resilienz von Kindern und Jugendlichen durch eine Präventionskette im Bereich Naturerleben
Die Kommunale Gesundheitsföderung in Karlsruhe verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Neben Präventionsangeboten und der Schaffung von gesundheitsförderlichen Strukturen versucht Karlsruhe durch das Angebot "Naturerleben" für Kinder und Jugendliche eine Präventionskette aufzubauen, die die psychische Widerstandskraft (Resilienz) fördern soll.
Naturerleben steigert die Resilienz der Kinder und Jugendlichen. Das aktive Erleben und Arbeiten in und mit der Natur fördert ein gesundes Freizeitverhalten, verhilft zu Bewegung im Freien und lehrt Achtsamkeit anderen gegenüber. Verantwortungsgefühl, Geduld und Teamgeist sind beim Gärtnern gefordert, auch ist mal ein Einsatz bei schlechtem Wetter zu erledigen.
Dafür erhalten die Kinder und Jugendliche viele Erfolgserlebnisse, lernen ihre Wohnumgebung ganz anders kennen, kommen mit verschiedenen Menschen in Kontakt und verbessern ihre Kenntnisse in Bezug auf Pflanzen, Tiere und Naturzusammenhänge.
Das direkte Erleben von Natur spricht alle Sinne an und ist ein Gegensatz zur digitalen Welt, in der sich viele Jugendliche immer mehr bewegen. Es fördert die Verknüpfung von Synapsen im Gehirn und regt die Phantasie an.
"Gesund aufwachsen und leben"
Karlsruhe beteiligt sich mit dem Stadtteil Mühlburg an der Landesinitiative "Gesund aufwachsen und leben".
Mühlburg wurde ausgewählt, weil es kinderreich ist und wenig Naturzugänge bieten kann. Mühlburg hat dazu einen hohen Anteil an Migranten und sozial Benachteiligten (SGB2-Empfängern, Alleinerziehenden), denen der Zugang zur Natur oft nicht selbstverständlich ist.
Außerdem ist Mühlburg durch große Durchgangsstraßen geprägt, die B10, Rheinstraße, Honsellstraße und durch S-Bahn- und Tramlinien, die das Viertel durchschneiden.
Der Umwelt- und Arbeitsschutz will eine Präventionskette dort aufbauen, wo sich die Kinder und Jugendlichen aufhalten: in Kita, Schule, Hort (Settingansatz). Ein Zugang zur Natur, auch zu kleinen Flächen, soll ermöglicht und den Kindern angeboten werden, sich aktiv an der Gestaltung des Wohnumfelds zu beteiligen.
Teile der Kette
- Umfrage an den Kindertagesstätten über
gesundheitsförderliche Angebote für Kinder
Im Setting Kindertagesstätte sind fast alle Kinder Mühlburgs zu erreichen. Schon im Vorschulalter können gesundheitsförderliche Lebensweisen eingeübt werden. Das fängt bei der Ernährung an, geht über Bewegungsförderung, Zahnpflege und Schulungen für die Eltern. Wie weit legen die Kindertagesstätten in Mühlburg einen Grundstein dafür? Wie werden die Angebote angenommen? Wie lassen sich gesundheitsförderliche Projekte implementieren?
Die Einrichtungen sind sich ihrer Verantwortung für ein gesundes Aufwachsen bewusst und bieten den Kindern viele Bewegungsimpulse im Gebäude, auf der Außenfläche oder bei Spaziergängen zu Spielplätzen. Es bestehen zusätzliche Kooperationen mit Vereinen, die regelmäßig mit den Kindern Sport treiben.
Auch wird auf eine gesunde Ernährung mit viel frischem Obst, Müslitagen und abwechslungsreichen Mittagsmahlzeiten geachtet. Zum Trinken werden Wasser und ungesüßte Tees gereicht.
Die Eltern werden einbezogen, auch wenn manche immer noch glauben, Süßigkeiten wären eine gute Idee im Kindergarten. Bei Elternabenden werden gerne externe Beraterinnen eingeladen, die über gesundheitsförderliche Themen informieren.
- Die Grund- und Werkrealschulen nehmen an Angeboten
des UA "Schüler erleben Naturschutz" und "Umweltthemen
im Unterricht" teil.
Durch das Prinzip, wohnortnah einzuschulen, werden alle Mühlburger Kinder über die Grundschulen erreicht.
Ab der 4. Klasse bietet der Umwelt- und Naturschutz der Stadt Karlsruhe an, dass die Schülerinnen und Schüler bei der Pflege eines Naturschutzgebietes helfen. In der Schule erklärt ein Biologe vorher die Besonderheiten des Gebietes und die erforderlichen Maßnahmen zur Pflege.
Während eines Vormittags werden die Kinder selber vor Ort aktiv: sie graben standortfremde Pflanzen aus, schneiden Brombeeren zurück, mähen Feuchtwiesen oder sägen Äste ab. Parallel dazu können sie Insekten bestimmen oder sich in Ruhe Spinnen in Becherlupen ansehen. Der Biologe ist auch an diesem Termin dabei und kann alle Fragen beantworten.
Dieser Vormittag wird in der Schule nachbereitet und mit dem Malen von Plakaten und dem Schreiben von Aufsätzen abgerundet.
Schüler lernen so ein Stück Natur in der Nähe ihrer Schule kennen. Sie verstehen Pflegemaßnahmen und konnten sich erproben im praktischen Umgang mit Säge, Sense, Schaufeln und Rechen. Sie haben gelernt, dass das Nutzen von Werkzeug verantwortungsvolles Handeln voraussetzt. Oft können lernschwache Kinder zeigen, dass sie in andern Feldern, wie dem aktiven Arbeiten, gut sind. So kommen Erfolgserlebnisse zustande, die im Zusammenhang mit dem Naturerleben entstehen und einen positiven Zugang festigen.
"Schüler erleben Naturschutz" wird zusätzlich den Schülerinnen und Schülern bis zur 9. Klasse der Förderschule angeboten. Die Jugendlichen können sich handwerklich ausprobieren und lernen das Berufsbild "Gärtner" an diesem Tag kennen.
- "Umweltthemen im Unterricht" bieten an, ein
bestimmtes Thema des MeNuK-Unterrichts von der 1. bis zur
4. Klasse zu vertiefen oder neu einzuführen.
Umweltpädagogen kommen in die Schulen und gestalten mit
unterschiedlichen Methoden vom zweistündigen Unterricht
bis zur Begleitung bei der Projektwoche ein
umweltbezogenes Thema (z.B. Mobilität, Naturkunde,
Klima, Ernährung, Fairer Handel).
Der Umwelt- und Arbeitsschutz als Auftraggeber hat Qualitätsziele formuliert. So muss z.B. das Angebot an den Bildungsplan Baden-Württembergs angepasst sein und der Erfahrungswelt der Kinder entsprechen. Die Methodenvielfalt soll gewahrt werden und alle Sinne ansprechen. Die Verwendung von nachhaltigen Materialien und ein umweltfreundlicher Zugang zum Veranstaltungsort sind weitere Voraussetzungen.
Die Schulen können das Angebot einfach per Fax anfordern, die Kosten trägt der Umwelt- und Arbeitsschutz.
- Ein Schülerhort beginnt mit Urban Gardening in der
Nähe des Hortes.
Der größte Schülerhort in Mühlburg, mit 100 betreuten Schülerinnen und Schülern, wird Gärtnern als neues Angebot für die Freizeitgestaltung anbieten. Da die Freifläche des Hortes zu klein ist, wird in Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt ein Hochbeet in der Nähe des Hortes zur Verfügung gestellt. Hier können die Erzieherinnen und Erzieher mit den Kindern das Gärtnern ausprobieren.
Neben dem Aussuchen von geeigneten Pflanzen, dem Ansäen, Auspflanzen und der Pflege lernen die Kinder unter der Anleitung von gärtnerisch erfahrenen Erzieherinnen und Erziehern, wie Blumen, Gemüse und Obst wachsen, welcher Aufwand, welche Geduld nötig sind und wie befriedigend es sein kann, Pflanzen beim Wachsen zu beobachten. Da ein abwechslungsreiches Beet verschiedene Insekten anlockt, können auch hier Naturkenntnisse ausgebaut und Natur erfahren werden.
Angedacht sind ergänzende Kurse über Heilkräuter (z.B. Welcher Tee hilft bei Bauchschmerzen? Körperwahrnehmung, Selbsthilfe, Eigenverantwortung werden hier geschult) oder Färbepflanzen (Kreativität, angewandte Chemie).
- Jugendliche erhalten Angebot, sich um Baumscheiben
in ihrer Wohnumgebung zu kümmern
Jugendliche sind am schwersten mit Angeboten zu erreichen und zu motivieren. Über das Jugendhaus Mühlburg, den Ministranten bzw. Konfirmanden und die Jugendlichen, die schon bei Schüler erleben Naturschutz erste Erfahrungen im Arbeiten mit der Natur gemacht haben, wird versucht, eine Gruppe zu finden, die direkt im Wohnquartier aktiv werden will. In Zusammenarbeit mit dem Gartenbauamt können die Jugendlichen Baumscheibenpatenschaften übernehmen. Hierfür können sie Baumscheiben bepflanzen, gestalten, gießen und pflegen. Wer Interesse daran hat, meldet sich einfach beim Umwelt- und Arbeitsschutz, Telefon 133-3127, oder dem Gartenbauamt, Telefon 133-6724.
Alle beschriebenen Angebote sind für die beteiligten Kinder und Jugendlichen kostenlos.
Unsere allgemeinen Ziele der Präventionskette sind:
- Verantwortung für die Wohnumgebung entwickeln
- Naturerleben fördern
- durch Zusammenarbeit Teamgeist, gegenseitige Verantwortung entwickeln.
- Resilienz fördern
- Bewegung an der frischen Luft
- Ernährungsverhalten verbessern durch Kenntnisse über die Vielfalt und den gärtnerischen Anbau von Blumen, Gemüse, Obst, Kräutern.