Karlsruhe: Zoologischer Stadtgarten
Pflegerin Exotenhaus
Zwischen Piranhas und Turako: Michaela Gaum - Die exotische Pflegerin
"Es ist eine unglaublich spannende Zeit", zeigt sich Michaela Gaum, die Revierleiterin des Exotenhauses, begeistert. Seit November 2014 ist sie in Karlsruhe und sieht das Exotenhaus immer weiter Gestalt annehmen. Jetzt, Anfang Juni, ist es fast fertig. "Dieses Haus füllt sich jeden Tag mehr mit Leben", freut sie sich. Bereits als junges Mädchen war ihr klar, dass sie später etwas mit Tieren machen will. "Nach einigen Praktika hat sich schnell rauskristallisiert, dass mir Zoo mehr Spaß macht als Tierarzt.
Man hat ein engeres Verhältnis zu den Tieren, oft auch von Geburt an und hat nicht nur mit Kranken zu tun", erläutert sie ihre Berufswahl. Ihre Ausbildung absolvierte sie in der Stuttgarter Wilhelma, insgesamt acht Jahren hat sie dort, unter anderem im Amazonienhaus, gearbeitet. "Dort entdeckte ich meine Leidenschaft für diese Tiere". Diese Tiere - das sind Warane, Vögel wie Sonnenrallen oder Hammerköpfe, Schildkröten, Gürteltiere und andere exotische Tiere.
Eine seltene Gelegenheit
"Es ist eine einmalige Chance, ein solches Projekt von Anfang an zu begleiten und sein eigenes Revier aufzubauen. Das hat man nicht oft als Tierpfleger". Ihr ist anzumerken, dass sie mit Eifer und Leidenschaft dabei ist und für die Sache brennt. Dabei konnte und kann sie auch ihre eigenen Vorstellungen mit einbringen. Nicht beim Tierbestand, denn hier gibt es lange Vorlaufzeiten, manche Zoos fingen erst nach der Anfrage aus Karlsruhe das Züchten an. Aber bei der Gehegeausstattung konnte sie mitreden.
Die Einrichtung eines Geheges ist weitaus mehr, als nur hier mal etwas aufzustellen und dort etwas hinzuhängen, wie die gebürtige Oberschwäbin erklärt. "Als die Gerüste für die Volieren noch standen, haben wir die Lianen mit dem Seil hochgezogen und dann irgendwie mit den Fingern durch das Gitter gewurschtelt". Eine andere Herausforderung ist die Bauverzögerung und damit einhergehend die in den Spätsommer verschobene Eröffnung. "Wir versuchen, auch die Ankunft der Tiere herauszuschieben, damit sie nur kurz hinter den Kulissen leben müssen", erklärt sie.
Sehr viele Tiere sind allerdings schon da. "Die müssen beschäftigt werden". Meistens funktioniert das über das Futter. So hat der Turako, ein Vogel aus dem tropischen Afrika, einen Pappkarton voller Stroh, in dem er seine Mehlwürmer suchen muss. Zum ganzen Dekorieren, Einrichten, Füttern, Saubermachen und Beschäftigen kommt derzeit noch die Kommunikation mit den Baufirmen, die letzte Arbeiten durchführen müssen.
Ungeheure Vielfalt
Wenn alles fertig ist und alle Tiere eingezogen sind, bewohnen über 2.000 Tiere aus rund 100 Arten das Exotenhaus. Darunter einzelne Pärchen wie bei den Gürteltieren, aber auch Schwärme von Tieren, wie dies bei den Neonfischen der Fall ist. "Die Vielfalt wird sehr groß sein", verspricht die 27-jährige. Gerade diese Artenvielfalt macht für sie den Reiz aus. "Fisch ist ja auch nicht gleich Fisch. Da gibt jede Menge Bedürfnisse zu beachten, das fängt schon bei der Wassertemperatur an".
Immerhin, die meisten Fische - wie etwa Piranhas, Langschwanz-Süßwasserrochen und Zebrabuntbarsche - schwimmen bereits in ihren Aquarien. Zwischen zwei und vier Wochen dauert es alleine, bis bei einem neu eingerichteten Aquarium der Biorhythmus im Wasser stimmt. Einige wenige Wasserbewohner wie der Lungenfisch oder die Schlangenhalsschildkröte sind noch nicht eingezogen. Während die Schlangenhalsschildkröten schon im Quarantänebereich sind, werden die Lungenfische erst kommen, wenn ihr Heim tatsächlich fertig ist.
Tagesablauf muss gefunden werden
Die größte Herausforderung wartet auf das sechsköpfige Pflegerteam, wenn der Alltag losgeht. "Der Tagesablauf muss sich erst einpendeln. Viel beobachten und hören ist wichtig". So müssen beispielsweise die richtigen Futterplätze, vor allem für die Tiere, die sich frei bewegen können, gefunden werden.
Allerdings macht sie sich keine Sorgen, dass dieser Ablauf schnell gefunden wird, schließlich hat sie Hilfe und muss es nicht alleine machen. "Ich bin froh, ein so tolles Team hinter mir zu haben", weiß sie ihre Kolleginnen und Kollegen zu schätzen. "Ihre" Tiere im Exotenhaus liegen Michaela Gaum sehr am Herzen. Daheim hält sich die Tiervielfalt in Grenzen: "Da habe ich nur eine Katze. Es ist wichtig, abschalten zu können".