Karlsruhe: Zoologischer Stadtgarten
Aus dem Alltag eines Affenpflegers
Kein Job wie jeder: Michael Heneka ist mit den Affen auf Du und Du
"Wegen des Geldes wird keiner Tierpfleger". Davon ist Michael Heneka überzeugt, Tierpfleger im Zoologischen Stadtgarten und dort seit 2007 vor allem für das Affenhaus, aber auch das Raubtierhaus zuständig. In der Tat, wer dem 36-jährigen zuhört, wie er über seine Affen, für die er seit acht Jahren zuständig ist, spricht, der merkt: Da schwingt Leidenschaft und Begeisterung mit, die klar macht: Tierpfleger ist für ihn kein Beruf, sondern eine Berufung. "Als Tierpfleger ist man Putzfrau, Gärtner, Ernährungsberater, Inneneinrichter, Geburtshelfer und manchmal auch Kindermädchen - auch wenn das im Idealfall die Mama macht", stellt er die Vielseitigkeit des Berufes dar.
Spickeln ist nicht erlaubt
Vor allem das Saubermachen macht einen Großteil seiner Arbeit aus. Mit den Affen kommt er dabei nicht in Kontakt. Dann überlassen diese Michael Heneka das Feld. Ein Rumgeturne um ihn herum, das würde wahrscheinlich sowieso nur stören. Zudem sollen sie nicht sehen, wenn er zur Beschäftigung der Tiere Futter im Stroh versteckt und Behälter füllt. Denn Spickeln gilt nicht, Schimpanse Benny oder Rotscheitelmangabe Alf sollen schließlich ein bisschen tüfteln müssen, um an die Leckereien zu kommen. Also sind die Affen währenddessen in anderen Gehegen.
Mit den Zoofreunden Karlsruhe und weiteren Zoointeressierten hat er vor einiger Zeit zusammen mit einer Fachfrau in Sachen Tierbeschäftigung eine Vielzahl von kreativen Tierbeschäftigungsartikeln gebastelt. Liebend gerne hat er damals einen Vorrat an Futterzöpfen, gelöcherten Kanistern oder auch gestopfte Röhren angelegt, denn im normalen Alltag fehlt oft die Zeit, sich für seine Pfleglinge immer wieder neue Entdecker-Objekte auszudenken. Eigentlich haben er und seine drei Kolleginnen und Kollegen geregelte Arbeitszeiten. Aber wer rennt schon pünktlich in den Feierabend, wenn im Affen- oder Raubtierhaus noch nicht alles optimal geregelt ist?
Für Katche muss es gerecht zugehen
Weniger zeitaufwändig sind die normalen Fütterungen. Da wird der gebürtige Karlsruher, der im Karlsruher Zoo seine Ausbildung gemacht hat, oft schon erwartet. Das Futter - vor allem Gemüse, da handelsübliches Obst mehr Zucker enthält als wilde Früchte - gibt er den Affen direkt in die Hand. Bei den Kattas geht Michael Heneka ins Gehege. Bei den Rotscheitelmangaben und Schimpansen hingegen trennt ein Gitter Tiere und Pfleger. "Schimpansen sind auf einer Gefährlichkeitsstufe wie Leoparden", erklärt er. "Aber unsere Schimpansen sind so artig, die schmeißen auch nicht mit Kot", scherzt er gleich danach. Dabei schaut er, dass alle gleich viel bekommen. Nicht nur er. Auch Katche, neben Benny und Sophie die dritte der Schimpansengruppe. "Katche zählt beim Futter mit. Wenn sie nicht das gleiche wie die anderen bekommt, bleibt sie beharrlich so lange stehen, bis sie es kriegt." Wenn Heneka solche Eigenheiten erzählt, schwingt spürbar eine gewisse Bewunderung für die geistigen Fähigkeiten unserer Verwandten mit.
"Gerade bei den Schimpansen merkt man die Verwandtschaft. Der einzige Unterschied ist eigentlich das Äußere", kommt der Tierpfleger ins Schwärmen. "Sie können vorausschauend Handeln, können sogar lügen und bis zu einem gewissen Grad 'Fremdsprachen' lernen." Fremdsprachen sind hier so zu verstehen, dass Schimpansen die Bedeutung von Lauten anderer Affenarten, die sie jagen, lernen, verstehen können - und ihr Wissen zielgenau einsetzen.
"I like to move it"
Für Kinder sind die Kattas mit ihrem spitzen Gesichtchen und dem langen, geringelten Schwarz-Weiß-Schwanz ein Highlight. Vor allem der Film "Madagascar" sorgt regelmäßig für Sprechchöre. Wenn diese"I like to move it" schmettern, muss Heneka immer schmunzeln. "Im Gegensatz zum Film haben bei den Kattas aber die Weibchen das Sagen", erklärt Heneka. Außerdem seien sie große Heilungskünstler. "Bei denen kann es auch mal rund gehen. Dann hat einer einen langen, tiefen Schnitt am Arm. Aber der heilt von ganz alleine ohne Behandlung in 14 Tagen", zeigt er sich fasziniert.
Die schönsten Seiten seines Berufes, das seien die Tiergeburten. Oder wenn das Training, etwa zum Nägelschneiden, klappt. "Aber selbst das Saubermachen kann gut sein, wenn man einen hartnäckigen Fleck weg bekommt", lacht er.