Karlsruhe: Zoologischer Stadtgarten
Rückblick: 1895 -1947
Seelöwenanlage um 1930
1899 stifteten drei Karlsruherinnen die Mittel für den
ersten Rosengarten, der auf dem Gelände des heutigen
Japangartens lag und mit seinen 3600 Rosenpflanzen in
800 Arten und Sorten einen beachtlichen Umfang
aufwies.
1907 bezog die vorher provisorisch in Tierstallungen
untergebrachte Zooverwaltung die neue
"Stadtgartenvilla" an der Ettlinger Straße, von wo aus
noch heute der Zoo geleitet wird.
Im Jahr 1913 kamen die ersten Seelöwen nach Karlsruhe,
deren Schwimmbecken mit Felskulisse im "Baustil von
Hagenbeck" zwischen dem damaligen Schwarzwaldhaus und
der alten Bärenanlage erbaut worden war. An dieser
Stelle werden auch heute noch Seelöwen gehalten.
Mit dem Bau und der Inbetriebnahme des Karlsruher Hauptbahnhofs im Jahre 1914 erhielt gleichzeitig der Stadtgarten eine erhebliche Geländevergrößerung. 1914 -1917 wurde von Gartenbaudirektor Ries der zweite Rosengarten, u.a. auf Teilen des ehemaligen Bahndammes, an seinem heutigen Standort gebaut. 1918 konnte so auf dem Gelände des ersten Rosengartens mit dem Bau des Japangartens begonnen werden, einer der ersten Japangärten in Deutschland. Viele Skulpturen und Pflanzen aus Japan und die symbolische Führung des Wassers von der Quelle bis zum Meer weisen in die fernöstliche Welt.
1920 wurde der Stadtgarten durch Schenkungen um die Kaller- und die Wolffanlage vergrößert. Die letztere ist ein formaler Heckengarten gewesen, der in Jugendstilart mit einzelnen Blumengärten ausgefüllt war.
Eine Sensation war die Ankunft eines Königstigers, den die Stadt Wien 1911 von einem "echten" Maharadscha als Geschenk bekommen hatte und 1923 nach Karlsruhe weitergab.
Allen älteren Karlsruherinnen und Karlsruhern ist
der berühmte Elefant "Molly" ein Begriff. Am Pfingsttag
1924 kam der dreijährige Dickhäuter im Tiergarten an und
war über viele Jahre hinweg der Liebling aller
Besucherinnen und Besucher. Im Alter von 20 Jahren
starb "Molly" 1941 an einer Herzerkrankung.
Kurz vor Beginn des 2. Weltkriegs umfasste der
beträchtlich angewachsene Tierbestand unter anderem
Leoparden, Königstiger, syrische Bären, Eisbären,
Kragenbären, Seelöwen, Seehunde, Pinguine, Kamele,
Zebras, Pelikane, ein Krokodil, Vögel und Ziergeflügel.
Es war geplant, den Zoo aus dem Stadtzentrum an den
Stadtrand zu verlagern, ein Traum, der nie verwirklicht
werden konnte. Der Krieg mit seinen Zerstörungen
versetzte nämlich dem Zoo und Stadtgarten den
Todesstoß, ein gravierender Einschnitt in die bisherige
Entwicklung. Viele Tiere wurden aus
Sicherheitsgründen entfernt, manche von ihnen mussten
im Bombardement sterben, und der spärliche Überrest
wanderte mit Kriegsende in benachbarte Zoologische
Gärten. Viele alte Bäume waren zerstört und die früheren
Rasen- und Blumenflächen durch Bombentrichter
zerwühlt. Das Gelände wurde von der Stadtgärtnerei zur
Gemüsezucht zur Versorgung der hungerleidenden
Bevölkerung genutzt.