Karlsruhe: Zoologischer Stadtgarten
Rückblick 1865 - 1894
Blick auf das Affenhaus, um 1900
Karlsruhe ... die Fächerstadt. Residenzstadt der badischen Markgrafen und Großherzöge. 1715 legte Markgraf Karl Wilhelm den Grundstein für das Schloss, von dessen Turm strahlenförmig die Alleen und Straßen von Karlsruhe ausgehen. Am 8. September 1865, genau 150 Jahre später, gründeten engagierte Bürgerinnen und Bürger des badischen Vereins für Geflügelzucht im Süden der damaligen Stadt den "Thiergarten", einen der ältesten Zoos in Deutschland. Damals erhielten die Geflügelzüchter von der Großherzoglichen Forstdirektion und dem Gemeinderat der Residenz Karlsruhe den südlichen Teil des Sallenwäldchens zusammen mit dem Ludwigsee für einen jährlichen Pachtzins von drei Gulden zur Errichtung eines Tiergartens. Das Gelände, in dem die ersten Tiergehege und Vogelvolieren entstanden, war noch recht sumpfig und unwirtlich.
Der Aufbau eines Tiergartens mit privaten
Vereinsmitteln erwies sich schon damals, trotz guten
Willens, als sehr schwierig. Die privaten Gründerinnen und
Gründer konnten damals nicht lange die Kosten für den
Zoounterhalt tragen, so dass am 30. November 1868 ein
neugegründeter "Tiergartenverein" den Park übernahm,
der sich mit städtischer Hilfe und dem Engagement von
Oberbürgermeister Lauter (nach dem der "Lauterberg"
benannt ist) außerordentlich günstig entwickelte. Schon
1869 besuchten 50 000 Menschen den Tiergarten, der durch
Stiftungen des Großherzogs und der Bevölkerung seinen
Tierbestand im Laufe der Zeit ansehnlich erweitern
konnte.
Trotz zahlreicher Besucherinnen und Besucher konnten
schon damals die anfallenden Kosten nicht durch die
Einnahmen aufgefangen werden, die Gemeindebehörde
Karlsruhe unterstützte den in Finanznöten steckenden
Tiergartenverein mit Darlehen und Jahreszuschüssen -
der erste Schritt zum städtischen Zoo. 1877 nach der
Erbauung einer Festhalle und dem Aushub des
Stadtgartensees im Norden des Areals gingen das gesamte
Inventar und die Tieranlagen in städtischen Besitz über.
Zur gleichen Zeit wurde ein Teil des Sallenwäldchens in
den Garten einbezogen und auf dem erweiterten Gelände
die erste große gärtnerische Anlage geschaffen.
Wesentliche Verbesserungen für die Tierhaltung
brachten die 1873 verlegte Wasserleitung und schließlich
die Fertigstellung des Wasser-Hochreservoirs im dazu
künstlich aufgeschütteten Lauterberg im Jahr 1893. Der
Wasserhochbehälter war aus Stahlbeton für 3200
Kubikmeter Wasser zur Versorgung der sich in Richtung
Süden ausdehnenden Stadt. Dieser höchste Berg Karlsruhes
wurde mit dem Aushub aus dem benachbarten Gelände
aufgeschüttet, bepflanzt und durch Wege erschlossen. So
entstand der Schwanensee und am Fuß des Berges das
später so beliebte Schwarzwaldhaus. Hier, wo sich ein
Vogelschutzlehrpfad über den inzwischen bewaldeten Berg
erstreckt und über die Biologie einheimischer Vogelarten
informiert und der "Lebensraum Wasser" für ans
Wasserleben angepasste Säuger- und Vogelarten an seinem
Fuße entsteht, waren schon um die Jahrhundertwende Eulen
und Taggreife untergebracht. Der Lauterberg ist mit 154
Metern (über NN) die höchste Erhebung der Karlsruher
Kernstadt und überragt das Zoogelände runde 40
Meter.
Mit der Ausdehnung des Gartens unter Gartendirektor
Friedrich Ries verschönerten sich auch seine Anlagen. Bei
der letzten Erweiterung 1892/1894 in südwestlicher
Richtung wurde ein Pflanzenhaus für tropische und
exotische Gewächse gebaut.