Karlsruhe: Leben und Arbeiten
Stephaniebrunnen
Standort:
Stephanplatz, hinter der Postgalerie
Baujahr:
1903-1905
Künstler:
Hermann Billing
(1867-1946),
Hermann Binz (1876-1946)
Wasserqualität:
Umwälzanlage,
kein Trinkwasser
Denkmalschutz:
ja
Stefanienbrunnen
Schon seit über 100 Jahren schmückt der Stephaniebrunnen den Stephanplatz hinter der früheren Hauptpost in Karlsruhe. Der Brunnen wurde von der Karlsruher Bevölkerung jedoch nicht immer als "Verschönerung" des Platzes empfunden.
Bauphase / Künstler
1901 wurde in Karlsruhe zum ersten Mal die Idee geboren,
den Stephanplatz durch einen Brunnen optisch
aufzuwerten. Aus finanziellen Gründen wurde der Bau
des Brunnens jedoch nicht sofort realisiert. Erst im Jahre
1903 erhielt der 36-jährige Architekt Hermann Billing den
Auftrag, einen Monumentalbrunnen für den Stephanplatz
zu entwerfen. Einen Wettbewerb für die Auftragsvergabe
hatte es nicht gegeben. Hermann Billing war zur damaligen
Zeit Professor für Architekturzeichnen an der
Karlsruher Akademie der bildenden Künste. Als Gegner des
Historismus vertrat er eine moderne Bauweise, die sich
am Jugendstil orientierte.
Zentrales Element des neuen Brunnens sollte eine
Bronzeplastik in Form einer Quellnymphe sein. Die Figur
entwarf der damals 26-jährige Bildhauer Hermann
Binz.
Der Bau eines Brunnens auf dem Stephanplatz war vom
Karlsruher Stadtrat nicht ganz ohne Grund beschlossen
worden. Die Stadtverwaltung wurde seit dem Jahr 1902
immer häufiger mit Vorwürfen konfrontiert, sie unternehme
zu wenig um junge Karlsruher Künstler, wie beispielsweise
Hermann Billing, zu unterstützen. Die Kritik zeigte schon
bald ihre Wirkung. Es wurden Aufträge zur Verschönerung
des Stadtbildes vergeben und außerdem eine
"Künstlerkommission" gebildet, der auch Hermann Billing
angehörte. Es handelte sich hierbei um ein Gremium aus
Malern, Bildhauern und Architekten, welches in
künstlerischen Angelegenheiten ein großes
Mitspracherecht hatte.
Insgesamt dauerte die Bauphase des Stephaniebrunnens
vom Sommer 1903 bis Herbst 1905.
Architektur des Brunnens
Der Brunnen, wie er heute auf dem Stephanplatz steht,
sollte ursprünglich etwas anders aussehen. Im ersten
Entwurf war ein Bassin vorgesehen, in dessen Mitte eine
große weibliche Aktfigur auf einem hohen, massiven Sockel
unter einem Baldachin dargestellt werden sollte. Diesen
Entwurf wandelte Hermann Billing letztendlich, aus heute
unbekannten Gründen, ab. Die Bronzefigur, welche auch
"Stephanie" genannt wird, steht nun dezentral auf einem
flachen Sockel im Wasserbecken. Das Becken misst einen
Durchmesser von knapp zehn Metern.
Der Brunnen wird eingerahmt durch vierzehn Pfeiler, die
ein ringförmiges Gebälk tragen. Auf der Innenseite der
Pfeiler befinden sich Wasserspeier. Es handelt sich dabei
um bekannte Karlsruher Persönlichkeiten, die von Hermann
Binz karikiert wurden. Zu sehen sind beispielsweise
Karlsruhes langjähriger Oberbürgermeister Karl
Schnetzler, der Fotograf Karl Ruf sowie die Maler Viktor
Roman und Otto Eichrodt.
Sonstiges Wissenswertes
Der Brunnen auf dem Stephanplatz stieß nach seiner
Fertigstellung im Jahr 1905 zunächst auf erheblichen
Widerstand und Empörung in der Bevölkerung. Grund war zum
einen die Bronzefigur der Stephanie, die für moralische
Entrüstung sorgte, da es sich um eine weibliche Aktfigur
handelte. Zum anderen sorgten die Karikaturen der
damaligen Karlsruher Prominenz für Aufregung.
Heute ist der Brunnen ein besonderes Stilelement auf dem
1999-2001 vollständig neugestalteten Stephanplatz.
Anlässlich dieser Umbaumaßnahme, bei der auch eine
Tiefgarage unter dem Platz errichtet wurde, musste der
Brunnen komplett ab- und wieder aufgebaut werden. Bei
dieser Gelegenheit konnte er gründlich saniert und seine
Leitungen und Wassertechnik erneuert werden.
Weiterführende Literatur:
Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band
7, Denkmäler Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715
- 1945