Karlsruhe: Leben und Arbeiten
Brunnen vor der Kleinen Kirche
Standort:
Kaiserstraße, Ecke Kreuzstraße,
vor der kleinen Kirche
Baujahr:
1904-1904
Künstler:
Konrad Taucher
(1873-1950)
Wasserqualität:
Trinkwasser
Denkmalschutz:
ja
Brunnen vor der kleinen Kirche (Wasserschöpfende Knabe)
Der Brunnen vor der Kleinen Kirche ist durch seine Brunnenfigur, den "Wasserschöpfenden Knaben" bekannt. Der Brunnen entstand bereits im Jahr 1905 und wurde auch durch die beiden Weltkriege nur geringfügig beschädigt.
Bauphase / Künstler
Der Künstler Konrad Taucher erhielt im Juli 1904 von der
Stadt Karlsruhe den Auftrag für die Errichtung eines
Brunnens vor der Kleinen Kirche. Konrad Taucher war bis
dahin ein nahezu unbekannter Bildhauer gewesen. Er wurde
von der Stadt ohne vorherigen Wettbewerb für die
Errichtung des Brunnens ausgewählt. Der Grund hierfür war,
dass die Stadt seit 1903 gezielt junge Karlsruher Künstler
durch Auftragsvergaben für bestimmte Kunstwerke
förderte. Auf diese Weise war beispielsweise auch der
Stephaniebrunnen des Künstlers Herrmann Billing auf
dem Stephanplatz entstanden.
Die gesamten Arbeiten für den Brunnen vor der Kleinen
Kirche wurden Konrad Taucher in Eigenverantwortung
übertragen. Die Arbeiten, die er nicht selbst ausführen
konnte, sollte er, mit Ausnahme des Bronzegusses für die
Brunnenfigur, nur an Künstler und Handwerker aus
Karlsruhe vergeben. Der Steinmetz Heinrich Kromer und der
Bildhauer Silvio Eisele führten in Folge dessen die
Arbeiten an den Brunnenbecken aus. Die Bronzefigur
wurde von der Gießerei Stotz aus Stuttgart gefertigt.
Konrad Taucher war vor 1900 selbst bei dieser Gießerei
tätig gewesen.
Die Stadt Karlsruhe vereinbarte mit Konrad Taucher, dass
der Brunnen bis zum 1. Juni 1905 fertig sein sollte. Als
Honorar erhielt er eine Summe von 9.000 Mark.
Der Brunnen, der als Trinkbrunnen dienen sollte, wurde
dann auch fristgerecht im Mai 1905 fertiggestellt und
ohne Feier in Betrieb genommen.
Architektur des Brunnens
Der Brunnen besteht aus einem hohen Wasserbecken aus
grauem, porösem Muschelkalk, aus dem sich ein
quadratischer Sockel erhebt. Um das Wasserbecken herum
verlaufen Girlanden aus Muscheln und Schnecken.
Auf dem Sockel befindet sich die Figur eines nackten,
knienden Knabens aus Bronze. Er hält mit seiner rechten
Hand eine vergoldete Schale vor einen kleinen
Wasserausfluss, der auf der Vorderseite des Sockels
angebracht ist. Das Wasser fließt über den Rand der Schale
in das große Wasserbecken und fällt in einem dünnen
Strahl durch einen Widderkopf in einen vorgelagerten
Brunnentrog.
Die Girlanden aus Muscheln und Schnecken sowie der
Widderkopf sind Motive aus der antiken
Sakralarchitektur.
Sonstiges Wissenswertes
Im Laufe der beiden Weltkriege erlitt der Brunnen vor der
Kleinen Kirche nur kleinere Kriegsbeschädigungen. Dank
der Popularität des Brunnens kam es glücklicherweise nie
zu einer Beschlagnahme der Bronzefigur für
Kriegszwecke. Zum Schutz vor Luftangriffen wurde die
Brunnenfigur im Jahr 1943 vom Sockel genommen und
eingelagert. Ende 1949 erhielt die Figur wieder ihren
ursprünglichen Platz auf dem Brunnen.
In den 1970er Jahren wurde bei Erneuerungsarbeiten an
der Wasserinstallation ein Schriftstück gefunden, das
Konrad Taucher am 05.05.1905 verfasst hatte. Es war in ein
Bleirohr eingelötet gewesen. In dem Schriftstück bedankt
sich Konrad Taucher bei allen, die am Zustandekommen
des Brunnens beteiligt waren und teilt der Nachwelt mit,
dass es seiner Auffassung nach nur eine Kunst gebe,
nämlich die "Darstellung des Wahren in der Natur".
Weiterführende Literatur:
Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Band
7, Denkmäler Brunnen und Freiplastiken in Karlsruhe 1715
- 1945