Karlsruhe: Stadtgeschichte
Objekt des Monats Juli bis September 2007
Die Gaslaterne um 1890
Die gute alte Gaslaterne - romantischer Treffpunkt
vieler Paare - leuchtete in Karlsruhe das erste Mal am 30.
November 1846 auf dem Schlossplatz am
Karl-Friedrich-Denkmal. Sie löste die Rapsöllampen ab, die
bisher in den Straßen der Fächerstadt bei Dunkelheit
entzündet wurden.
Bereits im Jahr 1845 hatte die Stadt zum Zwecke der
Leuchtgaserzeugung einen Vertrag mit der englischen
Firma Barlow & Manby abgeschlossen. Die Engländer
waren damals Vorreiter bezüglich der Gaserzeugung, hier
gab es bereits seit 1810 die erste Gasgesellschaft. So
entstand durch diese Firma die erste private Gasanstalt
vor dem Mühlburger Tor, wo heute das Sandkorntheater
beheimatet ist. Nach Ablauf des Vertrages und der sich
immer weiter verbreitenden Verwendung von Leuchtgas auch
in privaten Haushalten, entschied sich die Stadt 1869 zur
Übernahme des Gaswerkes. Die Energieversorgung durch
Gas, sei es zum Zwecke der Beleuchtung, des Heizens oder
des Kochens, war und ist auch heute nicht mehr
wegzudenken.
Und was ist mit unserer Gaslaterne? In den ersten Jahren
lief die Beleuchtung über ausströmendes Gas, welches
abbrannte und somit als Lichtquelle funktionierte. Das
Gas wurde im Gaswerk durch Kohlevergasung erzeugt und
über Rohre an den Ort des Verbrauchs geleitet. Für den
Betrieb der Lampen und deren Reinigung waren Lampenwärter
zuständig. Bei dieser Methode der Lichterzeugung wurde
allerdings viel Gas verbraucht und wenig Licht abgegeben.
Im Jahre 1885 entdeckte der Chemiker Carl Freiherr Auer
von Welsbach den sogenannten "Glühstrumpf". Er tränkte
ein gestricktes Baumwollnetz mit Thoriumnitrat und
brachte es durch ein Gas-Luft-Gemisch ohne sichtbare
Flamme zum Glühen. Das hierbei entstehende Licht
entfaltete bei wesentlich geringerem Gasverbrauch eine
bisher nicht gekannte Leuchtkraft. Im Laufe der Jahre
konnten die Straßenlaternen über ein ausgebautes Gasnetz
ferngezündet werden - der Beruf des Lampenwärters war
Vergangenheit. Die Ventile, aus denen das Gas strömte,
öffneten sich durch erhöhten Druck, so konnte der
dauerhaft leuchtende Zündstab die Glühstrümpfe entzünden.
Die Glasglühkörper brannten ca. 4.000 Stunden und mussten
dann ausgewechselt werden.
1912 wurde erstmals eine elektrische Straßenbeleuchtung
in Karlsruhe in Betrieb genommen. Es dauerte aber mehrere
Jahrzehnte, bis sie sich endgültig gegen die Gaslaternen
durchsetzen konnte. Schließlich löschte
Oberbürgermeister Otto Dullenkopf am 3. Dezember 1973 die
letzte Gaslaterne in Karlsruhe.
Die Gaslaterne, die Sie hier sehen, ist um 1890
hergestellt und wurde freundlicherweise dem
Stadtmuseum von den Stadtwerken Karlsruhe als Leihgabe
überlassen. Da, wo ehemals die Glühstrümpfe waren, sind
heute Glühbirnen eingesetzt - ein Schalterdruck und die
"Gaslaterne" leuchtet.
Sigrun Bertram
Erläuterungen zum Objekt des Monats
Unter der Rubrik "Objekt des Monats" wird vierteljährlich im Stadtarchiv, Stadtmuseum und Pfinzgaumuseum ein ausgewähltes Exponat vorgestellt.
Gaslaterne um 1890