Karlsruhe: Stadtgeschichte
Vermittler voller Engagement
Archivleiter Dr. Ernst Otto Bräunche geht / OB: Mann mit Meinung und Haltung
Mit großer Wertschätzung der Stadtspitze und aus dem Kollegenkreis ist der Leiter des Stadtarchivs, Dr. Ernst Otto Bräunche, am 30. Juni auf den Tag 35 Jahre nach seinem Amtsantritt als erster wissenschaftlicher Archivar der Stadt in den Ruhestand getreten. Aufgewachsen in Westfalen, studierte er Geschichte und Germanistik mit anschließender Promotion in Freiburg. "Nach dem Studium auf Kommunales geeicht" (Bräunche) fand er nach dem Archivreferendariat sowie wenigen Monaten im Generallandesarchiv 1985 seine Heimat im Stadtarchiv. 1998 kam die Leitung der Historischen Museen, 2009 die Stellvertretung im Kulturamt dazu.
Ernst Otto Bräunche (l.) wurde von OB Mentrup an die „Aushilfe“ als historischer OB am Tag der offenen Tür erinnert. Foto: Presseamt Karlsruhe, Roland Fränkle
OB Dr. Frank Mentrup würdigte ihn aber "nicht nur als Hüter der Stadtgeschichte" sondern "vor allem als engagierten Vermittler". Eine besondere Rolle habe dabei die Erinnerungskultur, die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus und das Gedenken an seine Opfer wie ihr Einbringen in die Stadtgesellschaft mit Ausstellungen und reger Publikationstätigkeit gespielt. Als "Meilensteine" nannte Mentrup das Gedenkbuch und die Publikationen zur Geschichte der Juden, der Frauen, des Alltags, jüngst zur Weimarer Republik und natürlich "das blaue Wunder", die fast 800-seitige Stadtgeschichte von 1998. Ebenso zählen dazu der Umzug in die ehemalige Pfandleihe und ihr Ausbau zum bundesweit vorbildlichen historischen Zentrum für die Bürgerschaft, dem nun eine letzte Stufe folgen soll, sowie die Erinnerungsstätte im Ständehaus. "Bevor es irgendwann zusammenbricht" wünscht sich Bräunche die Sanierung des Prinz-Max-Palais mit neuem Stadtmuseum. Entschlossen stellte sich der in der Archivszene mit vielen Funktionen (etwa Vorsitz der Bundeskonferenz der Kommunalarchive beim Deutschen Städtetag) bestens Vernetzte digitalen Herausforderungen, warb über eine Million Euro Drittmittel zur Digitalisierung von Archivalien ein und kann nun schon auf drei Millionen solcher Einzelstücke verweisen. "So was gelingt nur, wenn man Unterstützung hat", dankte Bräunche Wegbegleitern wie Alt-OB Prof. Gerhard Seiler und seinem stetig gewachsenen "Top-Team", zu dem seit drei Jahren auch Nachfolgerin Dr. Katrin Dort gehört. -cal-
Quelle: Badische Neueste Nachrichten | DER KURIER - Karlsruhe | StadtZeitung | 03.07.2020