Karlsruhe: Stadtgeschichte
Neue Heimat Karlsruhe - Flucht, Vertreibung, Integration 1945-1960
Ausstellung des Stadtarchivs Karlsruhe
vom 10. April bis 22. Mai 2016
in der Krypta der Evangelischen
Stadtkirche
Nach dem Zweiten Weltkrieg erlebte Karlsruhe den bis dahin
bei weitem größten Zustrom von Migranten. Durch Flucht und
Vertreibung kamen zehntausende Menschen in die stark
kriegszerstörte Stadt. Diese Flucht- und
Zwangsmigration betraf Deutsche aus den ehemaligen
Ostgebieten des Reiches und den Siedlungsgebieten der
"Volksdeutschen". Aus politischen und
wirtschaftlichen Gründen erfolgte die Flucht aus der
DDR. Die Integration dieser Menschen gelang in einem
nicht immer einfachen Prozess im Zeichen des
"Wirtschaftswunders", zu dem sie selbst einen wichtigen
Beitrag leisteten.
Am Ende der 1950er Jahre, als die Integration der
Vertriebenen und Flüchtlinge weitgehend abgeschlossen
war, zählte die Stadt mehr als 60.000 "Neubürgerinnen und
Neubürger" seit dem Kriegsende. Damit waren fast ein
Viertel aller Einwohner Vertriebene und Flüchtlinge. Dass
die größte Leistung der jungen Bundesrepublik die
Neuformierung der Sozialschichtung einschließlich der
Integration der Flüchtlinge gewesen ist, gilt auch für
Karlsruhe, das mit seinem Bevölkerungszuwachs gegenüber
1939 im Großstadtvergleich 1960 an siebter Stelle
lag.
Es kamen damals aber nicht nur Menschen, sondern in
wenigen Fällen auch früher im Osten ansässige Firmen in
die Stadt wie die Baufirma Gollnow und Sohn aus Stettin,
die Schmuckwarenfabriken Gablonzer Industrie aus dem
Sudetenland oder die Arzneimittelfirma Dr. Wilmar
Schwabe aus Leipzig.
Die Ausstellung zeigt aus den Beständen des
Stadtarchivs Fotos und Plakate von 1945 bis 1960.
Besonders eindrucksvoll ist eine Serie von 14 Bildern des
Fotografen Erich Bauer, die Szenen aus dem Alltag der neu
angekommenen Vertriebenen und Flüchtlinge zeigt.
Mit der Ausstellung verbunden ist der Aufruf an
Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und deren Familien ggf.
weitere Fotos und Dokumente zur Verfügung zu stellen, die
in diese Ausstellung eingebunden oder im Rahmen der
baden-württembergischen Heimattage 2017 im
Stadtmuseum gezeigt werden.
Flüchtlinge warten im Durchgangslager Artilleriekaserne auf die Registrierung, 1947, Foto Erich Bauer.
Öffnungszeiten:
täglich 14-18 Uhr
Der Eintritt ist frei
Eine Ausstellung im Rahmen der 23. Europäischen Kulturtage Karlsruhe in Kooperation mit der Stadtkirche Karlsruhe und der Pädagogischen Hochschule Karlsruhe.