Karlsruhe: Stadtgeschichte
Gedenktafel für die Opfer des Nationalsozialismus in Grötzingen
Rathausplatz 2, nördliche Gebäudeseite rechts
Aufnahme Arthur Mehlstäubler 2016 (Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/102 DO)
Die Gedenktafel erinnert an die durch die NS-Herrschaft umgekommenen Grötzingerinnen und Grötzinger sowie Zwangsarbeiterinnen und -arbeiter aus der Sowjetunion und Polen. Die ausdrückliche Erinnerung an diese erfolgte damit im Vergleich zu Karlsruhe insgesamt zu einem relativ frühen Zeitpunkt. Die Zwangsarbeiter*innen der Deutschen Waffen- und Munitionsfabriken in Grötzingen kamen hauptsächlich bei Luftangriffen ums Leben, außer zwei am 6. Juni 1944 wegen angeblicher Sabotage auf dem Werksgelände hingerichteten 23- und 20-jährigen Polen. Sie alle sind auf dem Grötzinger Friedhof namentlich auf den Gedenksteinen genannt. Die nicht namentlich genannten neun jüdischen Todesopfer erhielten deswegen 2007 eine eigene Widmung.
Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Grötzingens
Zu den namentlich gleichfalls nicht genannten Todesopfern der NS-Verfolgung zählen noch der Schlosser Friedrich Erb, Kommunist und Gewerkschafter, der 1937 nach KZ-Haft und existenzieller Bedrohung mit nur 47 Jahren verstarb, sowie der Schriftsetzer Friedrich Gerhardt, gleichfalls Kommunist und einst Gemeinderat, der wegen der Verfolgung 1934 Suizid beging. Drei Tage vor dem Einzug der französischen Truppen in Grötzingen am 6. April 1945 wurde der 39-jährige Arbeiter Eugen Kleiber durch einen fanatischen Nationalsozialisten erschossen, als er sich gegen die Sprengung der Pfinzbrücken am 3./4. April 1945 stellte.
Die Initiative zu der Gedenktafel kam aus einer Arbeitsgruppe im Vorfeld der Eintausend-Jahrfeier von Grötzingen. Dazu war von Susanne Asche aus dem Stadtarchiv Karlsruhe eine neue Ortsgeschichte recherchiert worden, die auch die Opfer der NS-Verfolgung aufarbeitete. Am Tag der Enthüllung der Gedenktafel am Rathausnebengebäude, am 1. April 1991, wurde auch der historische Erinnerungspfad mit 38 Tafeln zur Erinnerung an ehemalige Grötzinger Örtlichkeiten eingeweiht. Die damaligen Holztafeln sind inzwischen durch Metalltafeln ersetzt.
Der Text der Tafel aus Buntsandstein (Höhe 60 cm, Breite 110 cm,
Tiefe 10 cm) lautet:
DAS GEHEIMNIS DER VERSÖHNUNG HEISST ERINNERUNG / IN
GRÖTZINGEN FANDEN DURCH DIE / NATIONALSOZIALISTISCHE
GEWALTHERRSCHAFT / ZWISCHEN 1933 - 1945 / MITBÜRGERINNEN UND
MITBÜRGER / UND VERSCHLEPPTE AUS POLEN UND RUSSLAND / DEN TOD. /
1991
Weiterführende Informationen
Susanne Asche: Eintausend Jahre Grötzingen. Die Geschichte eines Dorfes, mit Beiträgen von Brigitte Baumstark und Angelika Sauer, Karlsruhe 1991 (= Veröffentlichungen des Karlsruher Stadtarchivs, Bd. 13)