Karlsruhe: Stadtgeschichte
Gedenktafel für die ermordeten jüdischen Bürgerinnen und Bürger Grötzingens
Rathausplatz 2, nördliche Gebäudeseite links
Aufnahme Arthur Mehlstäubler 2016 (Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/112 DO)
In Grötzingen bestand spätestens zu Beginn des 18. Jahrhunderts eine jüdische Gemeinde, deren Mitglieder überwiegend zu den ärmeren Bewohnern zählten. Über einen eigenen Rabbiner verfügte die Gemeinde nie. Mit der staatsbürgerlichen Gleichstellung 1862 erhielten 19 Grötzinger männliche Juden und eine Witwe die Bürgerrechte.
Zahlreiche Juden zogen mit der Industrialisierung nach Durlach
oder gleich nach Karlsruhe.
Am 22. Oktober 1940 wurden die letzten 10 Grötzinger Jüdinnen
und Juden nach Gurs deportiert. An diese erinnert die 2007 am
Rathausnebengebäude angebrachte Tafel. In diesem Haus befand
sich einst das Tuchwarengeschäft Sinauer & Veith von Sigmund
Sinauer, das in der Reichspogromnacht am 10. November 1938
zerstört und geplündert wurde. Familie Sinauer zog nach
Karlsruhe-Durlach, wo Sigmund Sinauer im Mai 1939
verstarb.
Das Haus wurde von der Gemeinde Grötzingen erworben, die darin
Gemeinde- und NS-Stellen unterbrachte. Witwe Wilhelmine Sinauer
(1878-1948) wurde 1940 nach Gurs deportiert, überlebte und
konnte in die USA emigrieren.
Im Zusammenhang mit dem Mahnmalprojekt beantragte 2007 die Grüne Liste, den jüdischen Todesopfern namentlich zu gedenken. Dem stimmte der Ortschaftsrat Grötzingen einstimmig zu. Zuvor hatte eine Gruppe der Heimatfreunde Grötzingen e. V. die Biographien der Ermordeten aus Grötzingen für das Gedenkbuch für die Karlsruher Juden recherchiert.
Mahnmal für die 1940 nach Gurs deportierten Jüdinnen und Juden aus Grötzingen
Die Tafel aus Buntsandstein (Höhe 110 cm, Breite 110 cm, Tiefe 7 cm), die am 16. Juli 2007 enthüllt wurde, enthält die Namen der neun durch die NS-Verfolgung Umgekommenen:
Jüdische Mitbürger wurden von den National- / sozialisten und ihren Handlangern im Oktober / 1940 nach Gurs/Südfrankreich deportiert / In Lagern starben: / Max Palm / Leopold Traub / Ludwig Lazarus Traub / Emil Elias Weil / Im August 1942 wurden nach Auschwitz gebracht und / dort getötet: / Auguste Palm / Luise Palm / Mina Traub / Jenny Traub / Thekla Weil / Gesegnet sei ihr Angedenken / 2007
Weiterführende Informationen
Festschrift zum Hundertjährigen Jubiläum der Erbauung der Synagoge in Grötzingen von Sigmund Metzger, 1899, wieder veröffentlicht von der Evangelischen Kirchengemeinde Karlsruhe-Grötzingen durch Pfarrer Ulrich Schadt, mit einem Anhang, Karlsruhe-Grötzingen 2002. Der Reprint kann unter folgender Adresse aus dem Netz heruntergeladen werden:
http://www.alemannia-judaica.de/images/Images%20140/FS%20Groetzingen.pdf (PDF)
Das Gedenkbuch für die Karlsruher Juden