Karlsruhe: Stadtgeschichte
Ehrengrab für Ludwig Marum mit Gedenkstein für Elisabeth Marum-Lunau
Hauptfriedhof, seitlich der Parterre-Anlage 92-94
(Stadtarchiv Karlsruhe 8/BA Schlesiger A47/94/2/31)
Beisetzung der Urne des im Konzentrationslager Kislau ermordeten Karlsruher Rechtsanwalts und Sozialdemokraten Ludwig Marum in einem Ehrengrab auf dem Karlsruher Hauptfriedhof am 29. März 1984. In der Bildmitte (in hellem Mantel) die Tochter Elisabeth Marum-Lunau.
Ludwig Marum (1882-1934), Rechtsanwalt, Landtags- und Reichstagsabgeordneter der SPD und badischer Minister war jüdischer Herkunft und ein scharfer Gegner der Nationalsozialisten. Diese ließen ihn nach der NS-Machtübernahme am 10. März 1933 verhaften und am 16. Mai 1933 in einer inszenierten Schaufahrt in das Konzentrationslager Kislau überführen. Dort wurde er am 29. März 1934 ermordet. Die Urne mit seiner Asche gelangte mit der Familie Marum auf der Flucht vor den Nationalsozialisten bis in die USA.
1983 nahm seine Tochter Elisabeth Kontakt mit der Stadt Karlsruhe auf und bat darum, die Urne in Karlsruhe beizusetzen. Die Stadt stellte daraufhin ein Ehrengrab zur Verfügung. Am 29. März 1984, 50 Jahre nach seiner Ermordung, wurde die Urne mit der Asche Ludwig Marums in diesem Ehrengrab auf dem Hauptfriedhof beigesetzt.
Das Ehrengrab für Ludwig Marum mit Gedenkstein für Elisabeth Marum-Lunau, Aufnahme Arthur Mehlstäubler 2016 (Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/166 DO)
Den Grabstein entwarf der Karlsruher Bildhauer Karl Huber, zur Symbolik des Steins führte er aus: "Die Form des Grabmals kann sowohl als Tor als auch als Brücke empfunden werden; beides schafft verbindende Wirkungen, die Möglichkeit für Begegnungen. Die anpolierte Bronze im Zentrum des Grabmals stilisiert die Persönlichkeit des Toten, zeugt von seiner Ausstrahlung und Wirkung im Leben, die sich in Wellenbewegungen im Stein fortentwickelt. Die Bruchlinie im Stein erinnert an den gewaltsamen Tod."
Der Gedenkstein für Elisabeth Marum-Lunau, Aufnahme Arthur Mehlstäubler 2016 (Stadtarchiv Karlsruhe 11/DigA 43/166a DO)
Die Inschrift des Grabsteins aus rotem Sandstein lautet LUDWIG / MARUM / GEBOREN / AM 5. NOV. 1882 / IN FRANKENTHAL / ERMORDET / AM 29. MÄRZ 1934 / IM KONZENTRATIONS- / LAGER KISLAU
Im Ehrengrab wurden 1996 auch die Urne seiner Frau Johanna und 1998 die seiner Tochter Elisabeth Marum-Lunau beigesetzt. Während für Johanna Marum eine ergänzende Inschrift auf dem Grabstein angebracht wurde (JOHANNA / MARUM / GEB. 3. MAI 1886 / GEST. 13. NOV. 1964), wurde für Elisabeth Marum-Lunau eine Bodenplatte aus rotem Sandstein vor dem Grabstein platziert. Die Inschrift lautet ERINNERN / VERSÖHNEN / MAHNEN / ELIZABETH / MARUM-LUNAU / GEB. 1. SEPT. 1910 / IN KARLSRUHE / GEST. 5. JUNI 1998 / IN NEW YORK
Weiterführende Informationen
Artikel im Stadtlexikon zu Ludwig Marum
Artikel im Stadtlexikon zu Elisabeth Marum-Lunau
Literatur zu Ludwig Marum
Monika Pohl: Ludwig Marum. Ein Sozialdemokrat jüdischer Herkunft und sein Aufstieg in der badischen Arbeiterbewegung 1882-1919, Karlsruhe 2003 (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Band 8).
Monika Pohl: Ludwig Marum. Gegner des Nationalsozialismus. Das Verfolgungsschicksal eines Sozialdemokraten jüdischer Herkunft, Karlsruhe 2013 (Forschungen und Quellen zur Stadtgeschichte. Schriftenreihe des Stadtarchivs Karlsruhe Band 13).
Ludwig Marum. Das letzte Jahr in Briefen. Der Briefwechsel zwischen Ludwig Marum und Johanna Marum (7. März 1933 - 14. Mai 1933). Ludwig Marums Briefe aus dem konzentrationslager Kislau (16. Mai 1933 - 7. März 1934). Ausgewählt und bearbeitet von Elisabeth Marum-Lunau und Jörg Schadt. Für die Neuausgabe ausgewählt und bearbeitet von Andrée Fischer-Marum. Herausgegeben von den Stadtarchiven Karlsruhe und Mannheim, Karlsruhe 2016.