Karlsruhe: Stadtgeschichte
Blick in die Geschichte Nr. 86 vom 19. März 2010
Carlsruher
Blickpunkte
Die Ettlinger Linien
von Volker Steck
Mit dem Ende des Pfälzischen Erbfolgekriegs (1688-1697), in
dem u. a. auch Durlach zerstört worden war, kehrte nur
kurzfristig Frieden am Oberrhein ein. Eine weitere
langjährige Auseinandersetzung, der Spanische Erbfolgekrieg
(1701-1714), bedrückte das Oberrheingebiet und seine
Bewohner durch Truppeneinquartierungen, Zwangsdienste der
Bevölkerung und Kriegshandlungen zwischen französischen und
kaiserlichen Truppen. Da es sich hauptsächlich um einen
Stellungskrieg handelte, waren gut ausgebaute
Verteidigungsanlagen notwendig. Neben den Festungen spielten
dabei die "Linien", die sich über viele Kilometer durch den
Schwarzwald und das Oberrheingebiet hinzogen, eine wichtige
Rolle. Diese befestigten Verteidigungsanlagen waren ganz
unterschiedlich beschaffen. Sie konnten aus einfachen
Holzverhauen bestehen oder aus Anlagen mit Wall und Graben
und sie waren teilweise durch Palisaden verstärkt.
Blockhäuser dienten den wachhabenden Mannschaften als
Unterkünfte.
Ab Herbst 1707 ließ der Befehlshaber der kaiserlichen Truppen, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, die Untere Linie, auch Ettlinger Linie genannt, anlegen. Sie führte vom Schwarzwald (südöstlich von Dobel) südlich von Ettlingenweiher in die Rheinebene bis an den Rhein bei Daxlanden und dann entlang des Rheins bis vor die Festung Philippsburg. Zusammen mit der sich im Schwarzwald anschließenden Linie sollte sie einen Sperrriegel gegen die von Süden her zu erwartenden französischen Truppen bilden. Zu Kampfhandlungen kam es aber bis zum Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1714 in diesem Bereich nicht.
Zwanzig Jahre später wurde die Linie im Rahmen des Polnischen Erbfolgekriegs (1733-1735) reaktiviert und durch weitere Abschnitte ausgebaut. Gezielt bezog man nun Wasserläufe in die Linien mit ein, durch deren Stauung man schwer überwindbare Überflutungsgebiete schaffen konnte. Um die Arbeiten an den Linien voranzutreiben, wurden Tausende von Anwohnern zwangsweise zu Bauarbeiten verpflichtet. Sie mussten im Winter 1733/34 "... bey mehrentheils nassen Wetter, biß an das Knie in Morast und Wasser daran arbeiten". Negative Auswirkungen hatten die Arbeiten auch auf den Waldbestand, der zum Bau der Verhaue, Blockhäuser und Palisaden genutzt wurde. So berichtete der Daxlander Jäger Philipp Jakob Kohlmann, dass der gesamte Bulacher Bannwald gefällt wurde.
Die Verteidigungsanlage erfüllte ihren Zweck nicht, denn Anfang Mai 1734 vertrieben die Franzosen bereits im ersten Angriff die Reichstruppen aus den Linien und ließen die Anlagen durch die erneut zwangsrekrutierten Bewohner der Region zerstören. Wenige Wochen danach nahmen die Franzosen auch die Festung Philippsburg ein. Um Ausfälle aus diesem Brückenkopf zu erschweren, ließ der Befehlshaber der Reichtruppen, Prinz Eugen von Savoyen, 1735 mehrere Wasserläufe stauen und so ein Überschwemmungsgebiet von Ettlingen über Bruchsal nach Ketsch schaffen.
Als weiterer Teil dieser Verteidigungslinie wurden einzelne Bereiche der Ettlinger Linien wieder instand gesetzt. Zum Ziel französischer Angriffe wurden sie aber nicht mehr, da am 3. Oktober 1735 ein erster Friedensvertrag, der Wiener Präliminarfrieden, geschlossen wurde.
Die starke Besiedelung auf Karlsruher Gemarkung hat dafür gesorgt, dass nur noch Reste der Ettlinger Linien erhalten sind. Südlich der Heidenstückersiedlung, am Ende des Schwimmschulwegs kurz vor der Gemarkungsgrenze zu Rheinstetten, hat sich im Schutz des Walds auf Karlsruher Gebiet jedoch ein etwas über 500 Meter langer Bereich der Linie von 1707 erhalten. Er umfasst eine als Redanlinie (Redan: V-förmig gegen den Feind gerichteter Teil der Wallanlage) angelegte Brustwehr mit Wall und Graben sowie die "Neue Redoute" (Redoute: geschlossene, hier vierseitige Verteidigungsanlage), zu deren Verteidigung 30 Soldaten vorgesehen waren. Die Linie setzt sich - recht gut erhalten - jenseits der Gemarkungsgrenze in südwestlicher Richtung auf Ettlingen zuführend fort.
An der Stelle, an der der Schwimmschulweg die Linie schneidet, wird in Kürze eine Informationstafel aufgestellt, die über den Verlauf der erhaltenen Überreste in der Umgebung informiert.
Parallel zur Ettlinger Linie von 1707 findet sich, vom Standort der Informationstafel aus ca. 230 Meter nordöstlich, eine etwa 100 Meter lange Schanze, die zwischen 1709 und 1713 errichtet wurde. Sie diente wohl als Auffangstellung für die Verteidiger der Hauptlinie.
Dr. Volker Steck, Stadtarchiv Karlsruhe
Ab Herbst 1707 ließ der Befehlshaber der kaiserlichen Truppen, Kurfürst Georg Ludwig von Hannover, die Untere Linie, auch Ettlinger Linie genannt, anlegen. Sie führte vom Schwarzwald (südöstlich von Dobel) südlich von Ettlingenweiher in die Rheinebene bis an den Rhein bei Daxlanden und dann entlang des Rheins bis vor die Festung Philippsburg. Zusammen mit der sich im Schwarzwald anschließenden Linie sollte sie einen Sperrriegel gegen die von Süden her zu erwartenden französischen Truppen bilden. Zu Kampfhandlungen kam es aber bis zum Ende des Spanischen Erbfolgekriegs 1714 in diesem Bereich nicht.
Zwanzig Jahre später wurde die Linie im Rahmen des Polnischen Erbfolgekriegs (1733-1735) reaktiviert und durch weitere Abschnitte ausgebaut. Gezielt bezog man nun Wasserläufe in die Linien mit ein, durch deren Stauung man schwer überwindbare Überflutungsgebiete schaffen konnte. Um die Arbeiten an den Linien voranzutreiben, wurden Tausende von Anwohnern zwangsweise zu Bauarbeiten verpflichtet. Sie mussten im Winter 1733/34 "... bey mehrentheils nassen Wetter, biß an das Knie in Morast und Wasser daran arbeiten". Negative Auswirkungen hatten die Arbeiten auch auf den Waldbestand, der zum Bau der Verhaue, Blockhäuser und Palisaden genutzt wurde. So berichtete der Daxlander Jäger Philipp Jakob Kohlmann, dass der gesamte Bulacher Bannwald gefällt wurde.
Die Verteidigungsanlage erfüllte ihren Zweck nicht, denn Anfang Mai 1734 vertrieben die Franzosen bereits im ersten Angriff die Reichstruppen aus den Linien und ließen die Anlagen durch die erneut zwangsrekrutierten Bewohner der Region zerstören. Wenige Wochen danach nahmen die Franzosen auch die Festung Philippsburg ein. Um Ausfälle aus diesem Brückenkopf zu erschweren, ließ der Befehlshaber der Reichtruppen, Prinz Eugen von Savoyen, 1735 mehrere Wasserläufe stauen und so ein Überschwemmungsgebiet von Ettlingen über Bruchsal nach Ketsch schaffen.
Als weiterer Teil dieser Verteidigungslinie wurden einzelne Bereiche der Ettlinger Linien wieder instand gesetzt. Zum Ziel französischer Angriffe wurden sie aber nicht mehr, da am 3. Oktober 1735 ein erster Friedensvertrag, der Wiener Präliminarfrieden, geschlossen wurde.
Die starke Besiedelung auf Karlsruher Gemarkung hat dafür gesorgt, dass nur noch Reste der Ettlinger Linien erhalten sind. Südlich der Heidenstückersiedlung, am Ende des Schwimmschulwegs kurz vor der Gemarkungsgrenze zu Rheinstetten, hat sich im Schutz des Walds auf Karlsruher Gebiet jedoch ein etwas über 500 Meter langer Bereich der Linie von 1707 erhalten. Er umfasst eine als Redanlinie (Redan: V-förmig gegen den Feind gerichteter Teil der Wallanlage) angelegte Brustwehr mit Wall und Graben sowie die "Neue Redoute" (Redoute: geschlossene, hier vierseitige Verteidigungsanlage), zu deren Verteidigung 30 Soldaten vorgesehen waren. Die Linie setzt sich - recht gut erhalten - jenseits der Gemarkungsgrenze in südwestlicher Richtung auf Ettlingen zuführend fort.
An der Stelle, an der der Schwimmschulweg die Linie schneidet, wird in Kürze eine Informationstafel aufgestellt, die über den Verlauf der erhaltenen Überreste in der Umgebung informiert.
Parallel zur Ettlinger Linie von 1707 findet sich, vom Standort der Informationstafel aus ca. 230 Meter nordöstlich, eine etwa 100 Meter lange Schanze, die zwischen 1709 und 1713 errichtet wurde. Sie diente wohl als Auffangstellung für die Verteidiger der Hauptlinie.
Dr. Volker Steck, Stadtarchiv Karlsruhe