Karlsruhe: Kultur
ZeitGenuss
Festival für Musik unserer Zeit
22. bis 25. Oktober 2020
ZeitGenuss - der Name stammt von Wolfgang Rihm. Jedes Jahr ist das Festival für Musik unserer Zeit in Karlsruhe einer Komponistin oder einem Komponisten gewidmet, verbunden mit dem Auftrag, das gesamte Programm zu kuratieren. Die achte Auflage von ZeitGenuss wird von ihrem Namensgeber persönlich und beziehungsreich gestaltet: An verschiedenen Orten der Stadt erklingen Werke von Wolfgang Rihm und seinen Schüler*innen sowie aus den aktuellen Kompositionsklassen. Die Hochschule für Musik Karlsruhe und die Stadt Karlsruhe tragen das Festival gemeinsam. Interpret*innen sind Studierende und Lehrende der Hochschule, das Karlsruher Ensemble TEMA und hochkarätige Gäste. Georg Nigl gestaltet ein Konzert mit Liedern des Karlsruher Komponisten, das Kölner Asasello Quartett interpretiert Kammermusik. Spannend wird auch die Begegnung mit Rihms frühem Orgelwerk, für die Martin Schmeding aus Leipzig gewonnen werden konnte. In diesem Kirchenkonzert sind neben dem CoroPiccolo unter Christian-Markus Raiser der Cellist Lucas Fels und die Geigerin Tianwa Yang mit Solowerken zu hören. Die Badische Staatskapelle unter der Leitung von Georg Fritzsch interpretiert in ihrem zweiten Sinfoniekonzert Wolfgang Rihms Orchesterwerk Gejagte Form. Das Abschlusskonzert dirigiert Peter Tilling. Coronabedingt ist bei ZeitGenuss 2020 Flexibilität angesagt: Für die Besetzungen gilt small is beautiful; die physischen und geistigen Räume aber können nicht groß genug sein. Das musikalische Programm wird unter anderem ergänzt durch ein Podiumsgespräch mit Wolfgang Rihm und Ulrich Mosch, moderiert von Tabea Dupree.
Wolfgang Rihm
Wolfgang Rihm wurde am 13. März 1952 in Karlsruhe geboren. Er ist Komponist, Professor für Komposition und Autor zahlreicher Schriften. Darüber hinaus ist er Mitglied berufsständischer Gremien in Deutschland, die die Interessen der Musikschaffenden vertreten, sowie vieler internationaler Akademien und Jurys.
Wolfgang Rihm fing früh an zu komponieren und studierte bereits während der Gymnasialzeit bei Eugen Werner Velte an der Staatlichen Hochschule für Musik in Karlsruhe. Weitere Kompositionslehrer waren Wolfgang Fortner, Humphrey Searle, Karlheinz Stockhausen und Klaus Huber. Bis heute schrieb er über 550 Werke in fast allen musikalischen Gattungen, ein riesiges Œuvre, das sich wegen seiner Vielgestaltigkeit einer raschen Einordnung entzieht.
1976 schockierte Rihm das Publikum bei den Donaueschinger Musiktagen mit dem unbändigen Ausdruckwillen seines Orchesterwerk Sub-Kontur. So viel Expressivität war neu in der zeitgenössischen Musik Nachkriegsdeutschlands, die mit ihrem konstruktiven Denken der emotionalen Subjektivität ein für allemal abgeschworen zu haben glaubte. Häufig komponiert Wolfgang Rihm Zyklen und Werkreihen, bei denen er musikalische Fragestellungen (oder Lösungen?) aus wechselnden Blickwinkeln wieder und wieder neu beleuchtet; Komponieren als Work in Progress, als kontinuierliche Verwandlung des klingenden Materials hin zu etwas Fernem, Unerreichbaren. Fassungen werden zu "Zuständen" oder "Versuchen", die Übermalung zur Kompositionstechnik, die Rücknahme überlebter Versionen zur notwendigen Konsequenz. Zu Beginn der 1990er Jahre entwickelte sich Rihms Komponieren "weg von der Emphase des Einzelereignisses hin zu einem Konzept des Fließens, der Gestaltung größerer Zusammenhänge" (Max Nyffeler). Paradigmatisch dafür ist das kantable Violinkonzert Gesungene Zeit, das 1992 von Anne-Sophie Mutter in Zürich uraufgeführt wurde.
Weltweit gefragt, mit Preisen und Auszeichnungen vielfach geehrt, blieb Wolfgang Rihm Karlsruhe treu. Zu seinem 60. Geburtstag widmete ihm seine Heimatstadt das Festival "Musik baut Europa", bei dem Vers une symphonie fleuve VI uraufgeführt wurde. Wolfgang Rihm ist einer der wichtigsten Liedkomponisten unserer Zeit, seine Kammeroper Jakob Lenz aus dem Jahr 1979 ist ein oft inszenierter Klassiker der Moderne. Mit seinen Werken spricht er nicht nur ein Fachpublikum an, er erreicht breite Publikumsschichten, etwa mit seinen Passions-Stücken für Soli, Chor und Orchester Deus passus oder bei der Eröffnung der Elbphilharmonie mit der Uraufführung von Reminiszenz - Triptychon und Spruch in memoriam Hans Henny Jahnn für Tenor und großes Orchester.
Veranstalter
Stadt Karlsruhe, Kulturamt
in Zusammenarbeit mit der
Hochschule für Musik Karlsruhe
Festivalleitung
Dr. Susanne Asche | Professor Hartmut Höll
Organisation
Presse- und Betriebsbüro der Hochschule für Musik Karlsruhe |
Stadt Karlsruhe, Kulturamt, Kulturbüro