Karlsruhe: Städtische Galerie
Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung 2017
Benno Blome STILLES
LAND
08/02 - 03/06/2018
Der Kunstpreis der Werner-Stober-Stiftung für das Jahr 2017 wird an Benno Blome, Absolvent der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Karlsruhe, verliehen. Die Auswahl für diese Auszeichnung trafen Mitglieder des Professorenkollegiums der Akademie. Der in Karlsruhe lebende Künstler, 1979 in Dresden geboren, studierte von 2005 bis 2011 an der Kunstakademie Karlsruhe bei Franz Ackermann, Harald Klingelhöller und Shannon Bool. 2009 erfolgte ein Studienaufenthalt bei Christian Boltanski und Richard Deacon an der École Nationale Supérieure des Beaux-Arts in Paris. Blome beendete seine Ausbildung als Meisterschüler bei Professor Franz Ackermann an der Karlsruher Akademie.
Unter dem Titel STILLES LAND zeigt Benno Blome ein Environment, das sich aus Zeichnung, Malerei und installativen Elementen zusammensetzt. Ausgangspunkt im Entstehungsprozess des vielteiligen und raumgreifenden Gesamtkunstwerks sind die vom Künstler so genannten "Zauberzeichnungen". Dabei handelt es sich um stark abstrahierte Notate aus dem Skizzenbuch des Künstlers, in denen er seine Eindrücke aus der sichtbaren Welt in vereinfachte grafische Strukturen übersetzt. Um ein Vielfaches vergrößert wurden sie freihändig auf die Wandfläche im Ausstellungsraum übertragen. Zarte und kräftige, opake und transparente Pinselstriche formieren sich zu einem Zyklus aus hieroglyphenartigen Chiffren, angesiedelt im Zwischenbereich von Bild und Schrift. Spröde und geheimnisvoll rufen die Wandzeichnungen unterschiedliche Assoziationen hervor, erinnern an Landschaften, Naturphänomene oder urbane Zeichen, entziehen sich jedoch einer unmittelbaren Lesbarkeit und geben die Quelle ihrer Inspiration nicht preis.
Im Gegensatz zur Reduktion der grafischen Elemente sind die Tafelbilder - teils an der Wand hängend, teils an einem Gestell befestigt frei im Raum schwebend - viel erzählerischer angelegt. Sie ergänzen und erweitern die Ausstellungsinszenierung wie ein zweiter, parallel laufender Handlungsstrang. Die als Serie entstandenen Ölbilder vergegenwärtigen gleichsam Momentaufnahmen aus dem "stillen Land", führen in eindringlicher Präsenz bestimmte Zustände und Existenzweisen vor Augen: Ein Gemälde zeigt beispielsweise eine Gruppe liegender und schlafender Personen, zwei weitere Kompositionen konfrontieren den Betrachter mit frontal wiedergegebenen Einzelfiguren, auf einem anderen Bild wird im Hintergrund eine von zahlreichen Vögeln umschwirrte schreitende Gestalt schemenhaft erkennbar. Auf einem Diptychon zeichnet sich ein fliegender Schwarm großer dunkler Vögel vor graugelbem Hintergrund ab. Dieses Doppelbild hängt an einem violett bemalten Holzgestell, dessen lamellenförmige Konstruktion mit den grafischen Liniengefügen an der Wand korrespondiert und diese in die Dreidimensionalität fortsetzt. Darüber hinaus gehören u. a. auch eine Lampe, eine Glasscheibe und Materialien aus dem Atelier zu den installativen Elementen der Inszenierung, mit denen sich weitere assoziative Vorstellungsmöglichkeiten öffnen.
So heterogen die Bestandteile und künstlerischen Techniken des Environments auch sein mögen, verweisen sie doch alle auf das Phänomen des "stillen Landes" und sind miteinander enger verbunden, als es auf den ersten Blick scheinen mag. Die Bezeichnung STILLES LAND kann daher als eine formale Beschreibung der Ausstellungssituation verstanden werden, insofern diese selbst eine abstrakte Landschaft bildet und die Präsentation dadurch zum Abbild des im Titel genannten "stillen Landes" wird. Zugleich eröffnet der Titel auch einen weiteren Assoziationsraum, indem er Fragen aufwirft, die genau die Themen umreißen, von denen die Ausstellung erzählen will, nämlich: Um welches Land geht es hier? Warum ist es still? Was ist hier überhaupt mit Stille gemeint? Etwa Frieden? Ist es die gespannte Stille lauschender Aufmerksamkeit oder die erstickende Stille der Angst? Ist es die Ruhe vor dem Sturm oder die Stille danach?
Die Ausstellung "Benno Blome. STILLES LAND" wird im ersten Obergeschoss der Städtischen Galerie Karlsruhe gezeigt. Die Verleihung des Kunstpreises der Werner-Stober-Stiftung 2017 findet während der Eröffnung der Ausstellung am Mittwoch, 7. Februar 2018 um 19 Uhr statt. Es erscheint ein Katalog mit einem Text von Friedrich Hausen.
Die Werner-Stober-Stiftung ist eine rechtsfähige Stiftung des privaten Rechts mit Sitz in Karlsruhe. Der 1990 verstorbene Karlsruher Architekt Werner Stober hat zugleich mit seinem Testament in einer Satzung die Aufgaben der von ihm gegründeten Stiftung festgelegt. Die Stiftung verfolgt gemäß §2 dieser Satzung die folgenden Zwecke: "Unterstützung alter, hilfsbedürftiger Menschen, Förderung der Ausbildung und Anerkennung von Leistung und Kreativität durch Zuwendungen, Stipendien oder Preise in Schulen, Wissenschaft, Architektur und Kunst sowie im mittelständischen Bereich von Industrie und Handwerk, insbesondere in der Holz-, Kunststoff- und Glasverarbeitung".
Benno Blome: Stilles Land, 2018. Raumansicht. Foto: David Heitz.
Benno Blome: Stilles Land III, 2018. Foto: David Heitz.