Seit Anfang 2015 besteht die Klimapartnerschaft zwischen Karlsruhe und dem Kanton San Miguel de los Bancos in Ecuador. Damit leistet die Stadt einen aktiven Beitrag im Bereich Klimaschutz. Die Klimapartnerschaft ist Teil des Projekts „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung.
Die Region und das nahegelegene Mindo mit dem Nationalpark Nambillo sind weltweit durch ihre hohe Artenvielfalt und hohe Dichte von verschiedenen Vogelarten bekannt. Um diese Vielfalt zu erhalten, sind großräumig zusammenhängende Waldgebiete nötig. Doch in den vergangenen 30 Jahren wurden große Flächen Nebelwald zugunsten der Rinderzucht gerodet. Heute sind nur noch fünf Prozent der Kantonsfläche mit Naturwald bedeckt. Dem möchte der Kanton mit Aufforstungsaktivitäten und Aufklärungsarbeit bei der Bevölkerung entgegenwirken.
Grundgedanke der Partnerschaft ist es, die fachliche Zusammenarbeit zwischen den Stadtverwaltungen von Karlsruhe und San Miguel de los Bancos im Bereich Klimaschutz (unter anderem erneuerbare Energien, Abfallwirtschaft, Aufforstung und nachhaltiger Tourismus) zu stärken. Die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur gGmbH (KEK) übernimmt dabei die fachliche Betreuung des Projekts.
Im Rahmen des bundesweiten, vollfinanzierten Projektes „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) wurde bis Ende 2016 ein gemeinsames Handlungsprogramm erarbeitet, in dem Ziele und Maßnahmen festgeschrieben sind. Karlsruhe und ,San Miguel de los Bancos setzen diese um.
Vorrangig werden Maßnahmen in folgenden Themenbereichen durchgeführt:
Integrierte Abfallwirtschaft Trennung von Wertstoffen, Kompostierung, geordnete Lagerung
Aufforstung Zusammenarbeit mit langjährigen Partnern und zum Beispiel privaten Familien und Schulen
Umweltbildung auf verschiedenen Ebenen, zum Beispiel Schulbildung
Ambitionierte Ziele auf Seiten beider Gemeinden bilden den Grundstein für eine aktive Zusammenarbeit im Klimaschutz: Vision der Gemeinde San Miguel de Los Bancos ist es, für seine 20.000 Einwohnerinnen und Einwohner einen „grünen Kanton“ zu schaffen. Dieses Ziel steht im Einklang mit dem Bestreben Karlsruhes, bis zum Jahre 2050 klimaneutral zu sein.
Klimpartnerschaftsmaßnahmen
Zahlreiche Aktivitäten und Maßnahmen unterstützen Karlsruhes erklärtes Ziel zum Ausbau der kommunalen Zusammenarbeit.
Fachkraft für Umweltmanagement nimmt Arbeit in San Miguel de Los Bancos auf
Seit Juni 2021 unterstützt der erfahrene Lateinamerika-Experte Hansjörg Götz die Klimapartnerschaft vor Ort in San Miguel de Los Bancos. Er übernimmt eine Stelle im Bereich integriertes Umweltmanagement, die über die Servicestelle Kommunen in der Einen Welt finanziert wird. Aus seiner Sicht ist die Umweltbildung einer der wichtigsten Ansatzpunkte, um die Situation rund um Müllvermeidung, -recycling und -trennung zu verbessern. Er fungiert als Schnittstelle zwischen den Gemeinden, auch auf interkultureller Ebene. Zudem bietet er inhaltliche Unterstützung, die durch Karlsruher Knowhow angereichert wird. Dafür hat er in der Fächerstadt hospitiert und bei verschiedenen Anlaufstellen Station gemacht.
Einen lebensgroßen, hölzerneren Tukan, das Zeichen für die Artenvielfalt in Ecuador, übergaben Stadträtin Mariela Mendoza, Leiterin der Umweltkommission, und Verwaltungsleiter Gustavo Araujo Bürgermeisterin Bettina Lisbach im Oktober 2019. Alle waren sich einig: In beiden Kommunen gibt es viel zu tun in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. In einem Workshop des Fördergebers besprachen die Partner, welche konkreten nächsten Schritte in den vereinbarten Kooperationsbereichen erforderlich sind.
Im November 2016 fand der Abschlussworkshop der fünften Phase des Projektes „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ in Karlsruhe statt. Rund 120 politische und fachliche Akteurinnnen und Akteure der zehn Partnerschaften aus fünf Ländern kamen zusammen, um gemeinsame Handlungsprogramme zu entwickeln und vorzustellen.
Schulpartnerschaft zwischen dem Gymnasium Neureut und dem Gymnasium San Miguel de Los Bancos
Im Rahmen der Umweltbildung gilt es auch, junge Menschen in Karlsruhe für die Themen Entwicklungszusammenarbeit und Klimaschutz zu sensibilisieren. Hier spielt die Schulpartnerschaft zwischen dem Gymnasium Neureut in Karlsruhe und dem Gymnasium San Miguel de Los Bancos eine wichtige Rolle. In gemeinsamen Projekten erforschen die Schülerinnen und Schüler die verschiedenen lokalen Ökosysteme, arbeiten gemeinsam im Schulgarten und werden zu Umweltthemen sensibilisiert. Die Förderung durch das entwicklunspolitische Schulaustauschprogramm (ENSA) ermöglicht gegenseitige Besuche der Partnerschulen.
Karlsruher Engagemant
Die Klimapartnerschaft wird von unterschiedlichem Engagement Karlsruhes in Ecuador flankiert. So unterstützt die Karlsruher Energie- und Klimaschutzagentur ein Aufforstungsprojekt in derselben Gemeinde, bei dem eine Fläche von 15 Hektar Weideland (entspricht etwa der Größe von 20 Fußballfeldern) mit einheimischen Bäumen bepflanzt wird.
Zudem engagiert sich der Zoo Karlsruhe über die im August 2016 gegründete „Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe“ in Ecuador. Im Artenschutzprojekt Ecuador werden gerodete Nebelwaldflächen aufgeforstet, um neue Lebensräume für bedrohte Tier- und Pflanzenarten zu schaffen.
Ein Unterstützernetzwerk, bestehend aus zivilgesellschaftlichen und kommunalen Einrichtungen, begleitet die Aktivitäten der Klimapartnerschaft. In Karlsruhe sind unter anderem das Institut für Technikfolgenabschätzung und Systemanalyse (ITAS) am KIT, das Naturschutzzentrum Rappenwört, die Aktion Partnerschaft Dritte Welt e.V., die IHK Karlsruhe, die Stadtwerke Karlsruhe, sowie die Hochschulgruppe Engineers without Borders des KIT aktiv eingebunden.
9.100 neue Bäume für Ecuadors Nebelwald! In einem Projekt der Stadt Karlsruhe und ihrer Klimapartnerkommune San Miguel de Los Bancos wurden auf einem Areal von neun Hektar ehemaligem Weideland neue Waldflächen geschaffen. Das über Sondermittel der „Servicestelle Kommunen in der Einen Welt“ (SKEW) geförderte Projekt bindet das Treibhausgas CO2, um so Flugemissionen auszugleichen, die im Rahmen des Projektes „50 kommunale Klimapartnerschaften bis 2015“ entstanden sind. Über einen Anrechnungszeitraum von zwölf Jahren bindet das Projekt zirka 2.000 Tonnen CO2.
Arrayan, Fernán Sánchez und Madroño – nur mit Machete und Spaten ausgerüstet pflanzen die lokalen Arbeiter die Setzlinge der 28 ausschließlich heimischen Baumarten ein. Mit einem Abstand von drei Metern werden die jungen Bäume in die per Hand geschlagenen Pflanzkreise gesetzt. Durch dieses Vorgehen wird der Eingriff ins bestehende Ökosystem minimal gehalten und die Umwandlung der Grasflächen in Wald erfolgt graduell. So kann sich die Tier- und Pflanzenwelt an die neuen Begebenheiten anpassen. Damit sich die jungen Pflanzen gegen das aggressive Gras der Weideflächen durchsetzen können, werden sie zwei Jahre lang gepflegt und abgestorbene Pflanzen ersetzt.
Das Projekt unterstützt die Aufforstung in einem Gebiet am Westhang der Anden und legt einen Grundstein für nachhaltige Aufforstungsprojekte in der Region. Die Berechnung der CO2-Bindung erfolgte analog zum international anerkannten Goldstandard und wurde durch einen unabhängigen Gutachter geprüft. Im August 2019 wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen. Auf der ehemaligen Weidefläche wachsen jetzt tausende Jungbäume, die der Aufforstungsleiter Pedro Penafiel mit seinen Arbeitern gepflanzt hat. Und das Engagement wird fortgesetzt: Die im Mai 2019 gewählte Kommunalregierung beschäftigt Arbeiter für die Pflege, sichert das Grundstück langfristig und spricht mit der Bevölkerung vor Ort und in anderen Kantonen über die positiven Erfahrungen, die im Projekt gemacht wurden.